Schachner muss gehen

Söndergaard soll kommen.


  Walter Schachner ist im vergangenen Jahr sowohl als Trainer österreichischer und deutscher Spitzenklubs als auch als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft im Gespräch gewesen.

Beim eigenen Klub ist er offenbar weniger gefragt: Am Montagvormittag wurde der 48-jährige Steirer überraschend noch vor dem geplanten Trainingsauftakt als Coach des österreichischen Vizemeisters Liebherr GAK beurlaubt.

Pressekonferenz am Dienstag

Der GAK hat für Dienstagvormittag eine Pressekonferenz angesetzt, auf der Lars Söndergaard als Schachner-Nachfolger präsentiert werden soll.

Der 46-jährige ehemalige Coach bei Salzburg und Austria war schon für den Fall eines freiwilligen Abganges Schachners als Nachfolger im Gespräch.

Vom Urlaub in den Urlaub

"Ich bin beurlaubt, werde also wieder auf Urlaub fahren", erklärte Schachner in einer ersten Reaktion gegenüber der APA, nachdem er über die Entscheidung von GAK-Präsident Harald Sükar informiert worden war. Näher dazu äußern wollte sich der Ex-Teamspieler vorerst nicht.

"Es war eine Entscheidung des Gesamtvorstandes, kein Alleingang von Sükar", betonte GAK-Sportdirektor Thomas Hösele.

"Skandinavisch" und billiger

Mit Söndergaard will Sükar den "skandinavischen Weg" gehen und vor allem aus dem Verkauf eigener Spieler Kapital schöpfen. "Ich dränge auf den Einbau des eigenen Nachwuchses, der auch dementsprechend kostengünstig ist", sagte Sükar, der beim GAK kommende Saison ausgeglichen budgetieren und 2007/2008 bereits einen Überschuss erwirtschaften will.

Schachners Bedingungen "nicht zu erfüllen"

Der GAK-Präsident begründete die Beurlaubung Schachners mit personellen Bedingungen, die Schachner in Bezug auf die Neustrukturierung des Klubs vor Weihnachten gestellt hatte und die er "nicht erfüllen" könne und wolle. "Der GAK steht wirtschaftlich nicht auf den tollsten Beinen. Wir müssen den Verein wirtschaftlich und sportlich neu konsolidieren", so Sükar.

Um diesen steinigen Weg zu gehen, brauche er "hundertprozentigen Einsatz", den er von Schachner nicht erwarten könne. "Wir müssen die Kostenstrukturen durchforsten und vor allem die Ausgabenseite reduzieren", erklärte Sükar. "Das heißt auch, dass wir noch den einen oder anderen Spieler abgeben werden." Zuletzt hatte sich der GAK einvernehmlich vom slowakischen Internationalen Igor Demo getrennt.

"Es hat sich abgezeichnet"

Die Mannschaft reagierte nicht wirklich überrascht, als Sükar vor dem Vormittagstraining Schachners Beurlaubung mitteilte.

"Es hat sich abgezeichnet", meinte Kapitän Anton Ehmann. "Es war nur eine Frage der Zeit. Man hat gemerkt, dass gewisse Spannungen da waren. Aber ich habe eher gedacht, dass Walter den Schlussstrich zieht. Er hat Angebote gehabt. Wenn einer bleiben möchte, würde er sich klar deklarieren. Das hat er nicht getan."

"Für die Mannschaft und die Spieler ist es ein Verlust, auch für mich, weil wir viele Erfolge hatten", sagte Ehmann, der aber auch vom designierten Schachner-Nachfolger Söndergaard eine hohe Meinung hat. "Von der fachlichen Kompetenz ist er nicht weit hinter Schachner. Er hat auch das gleiche taktische Konzept wie er, wir werden einen neue Ära beginnen", meinte er. Die Zielsetzung Champions League sei nicht mehr realistisch, aber "wir werden es trotzdem versuchen."

"Deja-vu" für Schachner

Schachner reagierte auf seine Beurlaubung überrascht, dabei war er schon einmal trotz erfolgreicher Tätigkeit bei einem Bundesligisten über Nacht abgelöst worden.

Der Ex-Goalgetter hatte am 4. Oktober 2002 als Coach von Austria Wien dem Deutschen Christoph Daum weichen müssen, obwohl die Wiener als Tabellenführer auch im UEFA-Cup noch vertreten waren. Bereits fünf Tage später entschied sich "Schoko" für den GAK und gegen ein lukratives Angebot von Schachtjor Donezk aus der Ukraine.

Erfolgreiche Bilanz

Nach genau drei Jahren und drei Monaten geht nun eine von Erfolgen gekennzeichnete Ära zu Ende. Unter Schachner, der seine Trainerkarriere 1999 in Zeltweg begonnen hatte und nach zwei Jahren beim FC Kärnten (Aufstieg in die Bundesliga) zur Austria übersiedelt war, holte der GAK 2004 nicht nur das Double mit Meisterschaft und Cup, sondern sorgte auch in Europa für Aufsehen.

Nach einem knappen Ausscheiden in der Qualifikation zur Champions League gegen den späteren Sieger Liverpool (0:2 zu Hause, 1:0 auswärts) spielte sich der steirische Klub im UEFA-Cup in die Runde der letzten 32, scheiterte dort aber an Middlesbrough.

In der laufenden Saison gingen die Grazer in der ersten Runde gegen Racing Straßburg allerdings mit 0:2 und 0:5 unter - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Steckbrief Walter Schachner:

Geboren: 1. Februar 1957 in Leoben

Wohnort: St. Michael

Familienstand: verheiratet mit Conny, zwei Söhne (Walter-Roberto, Alexander)

Spitzname: Schoko

Trainerkarriere:

  • Jänner 1999 - Mai 2000: FC Zeltweg (Steir. Landesliga)
  • Mai 2000 - Mai 2002: FC Kärnten (1. Division, T-Mobile-Bundesliga)
  • Juni 2002 - Oktober 2002: Austria Wien
  • 9.10.2002 bis 9.1.2006: GAK

Erfolge:

  • Mit dem FC Kärnten Aufsteiger in die T-Mobile Bundesliga, Cup-Sieger und Supercup-Sieger 2001

  • Mit dem GAK Vizemeister 2003 und erstmals in der Vereinsgeschichte österreichischer Meister 2004 sowie Cup-Sieger 2004

Spielerkarriere:

  • 64 ÖFB-A-Länderspiele/23 Tore
  • WM-Teilnahmen 1978 und 1982
  • Österreichischer Torschützenkönig 1979 und 1980
  • Österreichischer Meister 1979, 1980 und 1981
  • Österreichischer Cup-Sieger 1980

Stationen:

JugendSt. Michael
1975 - 1978Donawitz
1978 - 1981Austria Wien
1981 - 1983Cesena
1983 - 1986AC Torino
1986Pisa
1986 - 1988Avellino
1988 - 1990Sturm Graz
1990GAK
1990FC Salzburg
1991St. Pölten
1991Donaufeld
1991 - 1993Donawitz
1993/1994Sturm Graz
1994 - 1996DSV Leoben
1996FC Tirol
1997Kottingbrunn
1997/1998Eintracht Wels

Link:

  ORF.at