Bub von Lastwagen überrollt

Alphand vor Gesamtsieg, Sperrer out.

Übersicht


  Die vorletzte Etappe der 28. Rallye Dakar wurde am Samstag vom Tod eines zwölfjährigen Buben überschattet.

Das Kind verunglückte nach Angaben der Organisatoren auf einer Straße, die für Service-Laster der Rallye reserviert war. Am Freitag war ein Zehnjähriger vom Auto des Letten Maris Saukans tödlich verletzt worden.

Damit forderte die Rallye Dakar innerhalb von sechs Tagen drei Todesopfer. Am 9. Jänner starb der australische Motorradfahrer Andy Caldecott nach einem Sturz an einem Halswirbelbruch. Insgesamt forderte die 1978 erstmals ausgetragene Rallye bereits 48 Todesopfer.

Alphand vor Gesamtsieg

Ex-Skistar Luc Alphand dürfte sein erster Sieg nicht mehr zu nehmen sein. Nach der vorletzten Etappe im Senegal kam der französische Vorjahreszweite im Mitsubishi mit einem Vorsprung von 17:53 Minuten auf den südafrikanischen VW-Piloten Giniel de Villiers in Dakar an.

Die verbleibenden 31 Wertungskilometer am Sonntag sind für De Villiers zu wenig, um aus eigener Kraft den Sieg von Alphand zu gefährden. Der Spanier Joan-Nani Roma behauptete mit einem Rückstand von 1:50:38 Stunden den dritten Platz.

Seriensieger Peterhansel auf Rang vier

Am Finaltag ist lediglich noch die Entscheidung um den vierten Rang offen, denn der achtfache Rekordsieger Stephane Peterhansel im dritten Mitsubishi liegt nur 3:01 Minuten vor dem amerikanischen Dakar-Neuling Mark Miller (VW).

Peterhansel gewann in den beiden vergangenen Jahren die Automobil-Wertung und zuvor sechs Mal die Motorrad-Disziplin.

Bis zu seinem Pech am Donnerstag, als er an einem Baum die Hinterradaufhängung seines Mitsubishi stark beschädigte, lag der 40- jährige Franzose voran und steuerte seinen neunten Dakar-Triumph an.

Coma bei den Motorrädern überlegen voran

Bei den Motorrädern hat der Franzose Cyril Despres kaum noch eine Chance, seinen Vorjahressieg zu wiederholen.

Wegen eines Navigationsfehlers am vorletzten Tag wuchs sein Rückstand auf seinen führenden spanischen KTM-Kollegen Marc Coma von 31:16 Minuten auf 1:13:29 Stunden an.

Als Dritter mit einem Rückstand von 2:29:48 Stunden startet der Italiener Giovanni Sala auf einer weiteren KTM am Sonntag ins Finale des Marathon-Klassikers.

Sperrer muss aufgeben

Der Österreicher Raphael Sperrer und sein norwegischer Kopilot Ola Floene können die Rallye nicht zu Ende fahren.

Auf der 13. Etappe am Freitag (dem 13.), war das Renault-Team vom Pech verfolgt. Schon vor dem Start fiel die Servolenkung aus, doch der Oberösterreicher schob sich an die elfte Stelle vor, als 70 km vor dem Ziel nichts mehr ging.

"Zuerst hat es fürchterlich gekracht, dann gab's ein metallisches Klopfen, am Ende ging der Motor aus und machte keinen Mucks mehr", berichtete ein maßlos enttäuschter Sperrer per Satellitentelefon aus der Wüste.

Auto nicht zu reparieren

Sperrers Team schleppte das Auto zur nächsten Servicezone. Dort kam im Morgengrauen das endgültige Aus: Da in einem Zylinder der Kolben bis in den Motorblock gefahren war und diesen schwer beschädigt hatte, war an eine Reparatur nicht mehr zu denken.

Enttäuscht, aber auch stolz

"Die Enttäuschung ist riesengroß, es frisst mich innerlich fast auf", so Sperrer, der jetzt die letzten Kilometer nach Dakar in einem normalen Mietwagen zurücklegt.

"Die letzten 14 Tage waren das größte und unglaublichste Abenteuer meines Lebens. Wir haben in diesem Jahr sicher die nötigen Erfahrungen gesammelt. Komplett grün hinter den Ohren hier in der Wüste bei der Dakar so weit zu kommen, ist ja an sich schon einmal etwas Besonderes", meinte der Oberösterreicher.

Herausforderung an Geist und Körper

Und auf die Frage, ob die Dakar wirklich so hart ist, wie alles sagen: "Brutal. Es sind gar nicht so sehr die Sonderprüfungen, selbst wenn sie 500 km lang sind. Es sind vielmehr diese ewig langen Verbindungsetappen, die dich fertig machen."

"Nach einer langen Speziale noch einmal drei, vier, fünfhundert Kilometer fahren, im Staub, auf den schlechten Schotterpisten, alles in der Nacht und dann erst das Biwak beziehen, Zelt aufbauen - das zehrt dich aus. Dabei permanent Sand und Dreck überall, im Mund, da trocknest du langsam aus, so viel kannst gar nicht trinken. Jetzt will ich in die Dusche und in ein normales Bett."

28. Rallye Dakar

14. Etappe (Tambacunda - Dakar, 254 km):

Autos:

1.Chicherit / Baumel (FRA)BMW2:36:33
2.Cox / Pitchford (RSA)BMW+ 3:13
3.Miller / Von Zitzewitz (USA/GER)VW5:07
4.Schlesser / Borsotto (FRA)Ford9:45
5.De Villiers / Thorner (RSA/SWE)VW10:32
6.Gache / Garcin (FRA)Buggy12:16
7.Magnaldi / Debron (FRA)Ford13:56
8.Alphand / Picard (FRA)Mitsubishi14:52
9.Vigouroux / Winocq (FRA)Chevrolet16:57
10.Servia / Alcaraz (ESP/FRA)Ford18:02

Motorräder:

1.David FretigneFRAYamaha3:16:59
2.Marc ComaESPKTM+ 0:33
3.Gerard Farres GuellESPYamaha16:59
4.Janis VintersLETKTM22:57
5.Frans VerhoevenNEDYamaha23:54
6.Chris BlaisUSAKTM24:37
7.Henk KnuimanNEDYamaha27:01
8.Akos VargaHUNKTM27:09
9.Guillaume FloiracFRAKTM29:26
10.Laurent LazardURUKTM30:08

Gesamtwertung:

Autos:

1.Alphand / Picard (FRA)Mitsubishi53:47:32
2.De Villiers / Thörner (RSA/SWE)VW+ 17:53
3.Roma / Magne (ESP/FRA)Mitsubishi1:50:38
4.Peterhansel / Cottret (FRA)Mitsubishi3:20:24
5.Miller / Von Zitzewitz (USA/GER)VW3:23:25
6.Schlesser / Borsotto (MON/FRA)Ford4:09:23
7.Sousa / Lurquin (POR/BEL)Nissan5:40:11
8.Saby / Perin (FRA)VW8:14:45
9.Cicherit / Baumel (FRA)BMW8:25:13
10.Magnaldi / Debron (FRA)Ford8:25:57

Motorräder:

1.Marc ComaESPKTM55:27:17
2.Cyril DespresFRAKTM+ 1:13:29
3.Giovanni SalaITAKTM2:29:48
4.Chris BlaisUSAKTM2:36:18
5.Carlo de GavardoCHIKTM3:22:47
6.Pal Anders UllevalseterNORKTM3:54:52
7.Alain DuclosFRAKTM4:47:56
8.David CasteuFRAKTM6:16:21
9.Helder RodriguesPORYamaha6:54:41
10.Janis VintersLATKTM7:53:14

Etappenplan:

31.12.Lissabon (POR) - Portimao83 km*370 km**
01.01.Portimao - Malaga (ESP)115 km567 km
02.01.Nador (MAR) - Er Rachidia314 km672 km
03.01.Er Rachidia - Ouarzazate386 km639 km
04.01.Ouarzazate - Tan Tan350 km819 km
05.01.Tan Tan - Zuerat (MTN)444 km792 km
06.01.Zuerat - Atar499 km521 km
07.01.Atar - Nouakschott508 km568 km
08.01.Ruhetag..
09.01.Nouakschott - Kiffa599 km874 km
10.01.Kiffa - Kayes (MLI)283 km333 km
11.01.Kayes - Bamako231 km705 km
12.01.Bamako - Labe (GUI)368 km872 km
13.01.Labe - Tambacunda (SEN)348 km567 km
14.01.Tambacunda - Dakar254 km634 km
15.01.Dakar - Dakar31 km110 km

* Wertungsetappe
** Gesamtetappe

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