Medaillenhoffnung war bald dahin

Erfolgreiche Titelverteidigung im Einzel und im Team.


  Österreichs Skispringer mussten nach dem tollen Einzelergebnis mit Silber und Bronze im Teambewerb der Skiflug-WM am Sonntag auf dem Kulm eine Niederlage einstecken.

Nach einem verpatzten Flug von Andreas Kofler bei schlechten Windbedingungen waren in Bad Mitterndorf die Chancen auf eine Medaille für das ÖSV-Team praktisch dahin, am Ende reichte es nur für Platz vier. Der Sieg ging an Norwegen vor Finnland und Deutschland.

©Bild: APA
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Die Norweger sind damit die großen Sieger der Weltmeisterschaften in der Steiermark. Am Samstag hatte Roar Ljökelsöy seinen Einzel-Titel erfolgreich verteidigt, nun verteidigten sie auch mit der Mannschaft den Titel von Planica 2004. Ljökelsöy ist damit bereits vierfacher Skiflug-Weltmeister.

Der Wind, das himmlische Kind

Windböen bei den Sprüngen von Kofler und Andreas Widhölzl rissen das ÖSV-Quartett aus allen Medaillenträumen.

Aber schon der Auftakt durch Martin Koch war mit 183,5 m wenig verheißungsvoll. Thomas Morgenstern bestätigte jedoch anschließend mit glänzenden 201 m seine Vortagesleistung, die ihm Bronze im Einzelbewerb gebracht hatte.

Nach einer halbstündigen Pause wegen zu starken, drehenden Windes trafen bei Kofler alle negativen Einflüsse zusammen. Trainer Alexander Pointner analysierte den mit 95 m gewerteten Sprung trotz der Enttäuschung objektiv. "Es war total schwer zu springen, wenn man einen Fehler macht und die Verhältnisse schwierig sind, dann kann so etwas passieren."

Zur Halbzeit nur auf Platz sieben

©Bild: APA
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Österreich war damit nach drei von acht Flügen weit von Edelmetall entfernt und Widhölzl gelang anschließend nicht die erhoffte Verbesserung von Platz sieben.

Der Vizeweltmeister landete bei schlechten Bedingungen schon bei 173 m und verstand die Welt nicht mehr. Anstatt Kurs auf Gold zu nehmen, lag das ÖSV-Quartett bei Halbzeit nur auf Rang sieben, rund 120 Punkte hinter den Medaillenrängen.

Medaillen außer Reichweite

Im Finale nützten auch ein guter 199-m-Satz von Koch und ein neuerlicher Superflug von Morgenstern auf 203 m nichts. Der verunsicherte Kofler landete schon bei 165 m und stapfte enttäuscht davon.

Nach Widhölzls abschließendem 188,5-m-Flug stand Rang vier fest, 83,4 Punkte fehlten auf Bronze, das sich Deutschland sicherte.

Norwegens Coach Mika Kojonkoski jubelte erneut über doppeltes Gold. Weltrekordler Björn Einar Romören, Lars Bystöl, Tommy Ingebrigtsen und Roar Ljökelsöy distanzierten die von Janne Ahonen angeführten Finnen um 20,7 Punkte.

Nur Morgenstern konnte zufrieden sein

Morgenstern durfte mit seiner Darbietung als Einziger des ÖSV-Quartetts vollauf zufrieden sein, doch auch er wirkte enttäuscht. "Wenn einen der Wind nicht mag, kann man nichts tun. Man kann dem Kofi keinen Vorwurf machen, er konnte ja nichts dafür."

Seine eigenen Sprünge vermochten beim Einzel-WM-Dritten diesmal keine Euphorie zu entfachen. "Ich hätte nichts besser machen können", meinte Morgenstern lapidar.

Freude über Einzelmedaillen überwog

Für den ÖSV-Cheftrainer und den Sportdirektor standen nach der Enttäuschung über das Team-Abschneiden die positiven Erfahrungen des Vortages im Mittelpunkt der Bilanz.

"Wir haben zwei Einzelmedaillen geholt, wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir es sofort genommen. Wir hatten seit fünf Jahren keine Einzelmedaille, waren aber vergangenes Jahr Team-Doppel-Weltmeister. So muss man das sehen", meinte Pointner. "Wir sehen es mit einem lachenden Auge."

Auch für Toni Innauer stand die Bedeutung der ersten Einzel-Medaillen nach langer Durststrecke im Vordergrund. "Wir hätten Team-Weltmeister werden können, aber es wollte nicht sein. Wir werden uns den Erfolg dieser WM nicht ruinieren lassen. Wir sind happy, wir haben zwei Einzelmedaillen bei regulären Bedingungen gewonnen, das ist mehr, als wir uns zum Ziel gesetzt hatten."

Teambewerb der Skiflug-WM

Endstand nach zwei Durchgängen:

1.NorwegenBjörn Einar Romören, Lars Bystöl, Tommy Ingebrigtsen, Roar Ljökelsöy1.497,9
2.FinnlandJanne Happonen, Tami Kiuru, Matti Hautamäki, Janne Ahonen1.477,2
3.DeutschlandMichael Neumayer, Georg Späth, Alexander Herr, Michael Uhrmann1.374,0
4.ÖsterreichMartin Koch, Thomas Morgenstern, Andreas Kofler, Andreas Widhölzl1.290,6
5.SlowenienJernej Damjan, Rok Benkovic, Robert Kranjec, Primoz Peterka1.252,2
6.SchweizAndreas Küttel, Michael Möllinger, Guido Landert, Simon Ammann1.225,9
7.RusslandIldar Fatschullin, Dimitri Wassiliew, Denis Kornilow, Dimitrij Ipatow1.154,7
8.TschechienAntonin Hajek, Borek Sedlak, Jan Matura, Jakub Janda934,8

Nicht im Finale:

9.PolenAdam Malysz, Stefan Hula, Kamil Stoch, Robert Mateja453,7

Weiten der vier besten Teams:

Norwegen:

Björn-Einar Romören196,0188,0
Lars Bystöl200,5180,0
Tommy Ingebrigtsen192,5197,5
Roar Ljökelsöy200,5200,0

Finnland:

Janne Happonen194,5192,5
Tami Kiuru188,0188,5
Matti Hautamäki191,0194,5
Janne Ahonen196,0193,5

Deutschland:

Michael Neumayer189,0186,5
Georg Späth168,5187,0
Alexander Herr190,5203,5
Michael Uhrmann190,0160,0

Österreich:

Martin Koch183,5199,0
Thomas Morgenstern201,0203,0
Andreas Kofler95,0165,0
Andreas Widhölzl173,0188,5

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