"Big Ben" bringt den "Bus" nach Hause

Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.


  Drei große Bs dominieren die Berichterstattung über das Team der Pittsburgh Steelers vor dem Duell mit den Seattle Seahawks in der Superbowl XL am Sonntag im Ford Field von Detroit (ab 23.35 Uhr live in ORF1, Ankick ca. 0.15 Uhr)

"Big Ben" und der "Bus" schreiben die emotionalste Geschichte der Superbowl "Extra Large", dem 40. Kampf der besten NFL-Teams um die Vince-Lombardi-Trophy.

©Bild: AP
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Pittsburgh-Quarterback "Big" Ben Roethlisberger und Steelers-Runningback Jerome "The Bus" Bettis sind nicht nur unter den Pittsburgh-Anhängern populär, vor allem der wuchtige Bettis ist bei der Mehrzahl der Fans des American Footballs extrem beliebt.

Linie 36 wird eingestellt

Letzte Saison war Pittsburgh, auch auf Grund der Unerfahrenheit des NFL-Neulings Roethlisberger, im NFL-Semifinale am späteren Sieger New England gescheitert. Doch der Nachfahre von Schweizer Einwanderern versprach danach, "dass ich den 'Bus' im nächsten Jahr zum Ende seiner Karriere in seiner Heimatstadt in die Superbowl bringe".

Gesagt, getan: "Es ist wie im Traum", erklärt Bettis im Vorfeld des größten Spieles im American Football. Doch beinahe hätte sich der bald 34-Jährige, der auf Grund seiner Statur (1,80 m, ca. 120 kg) und seines Laufstils "der Bus" genannt wird, im 13. Jahr seiner NFL-Laufbahn selbst um seine erste Superbowl und die würdige Einstellung der Linie "36" (Bettis' Rücknummer) gebracht.

Roethlisberger rettet Bettis-Party

Nachdem Bettis, der in seiner letzten Saison sogar eine Gehaltskürzung akzeptierte, um noch ein Mal die Superbowl in Angriff zu nehmen, im Viertelfinale gegen die Indianapolis Colts kurz vor Schluss den anscheinend spielentscheidenden Fehler beging, waren die TV-Kameras auf das sorgenvolle Gesicht von Bettis gerichtet.

Doch ausgerechnet Quarterback Roethlisberger verhinderte im letzten Moment mit einem akrobatischen Tackle den Sieges-Touchdown für die Colts. Roethlisberger, der am Freitag seinen 24. Geburtstag feierte und damit nach Dolphins-Legende Dan Marino der zweitjüngste QB ist, der jemals die Superbowl erreicht hat, ist neben Bettis und Steelers-Coach Bill Cowher der Anker des Teams aus der Stahlstadt.

Ein echter Emmentaler

Pittsburgh Wide Receiver Hines Ward ist vom jungen Spielmacher, dessen Ururgroßvater vor 130 Jahren aus dem Schweizer Emmental in die USA ausgewandert ist, begeistert: "In manchen Situationen scheint er für so einen jungen Quarterback völlig unbekümmert. Wenn der Quarterback Selbstvertrauen hat, dann haben es auch die zehn Spieler rund um ihn. Wir werden so weit kommen, wie Ben uns bringt."

Was passiert, wenn der Steelers-Regisseur ausfällt, musste das Team Mitte der Saison erfahren. Die Ersatzleute Tommy Maddox und Charlie Batch konnten Pittsburgh nicht vor drei Niederlagen in Serie bewahren.

Kein Weckruf für Roethlisberger

An einen Einzug in die Superbowl in seiner erst zweiten Saison hätte der 1,96 m große und 110 kg schwere Roethlisberger trotzdem nicht gedacht: "Ich will mich gar nicht zwicken, weil dann wache ich vielleicht aus diesem Traum auf. Ich habe ein wundervolles Team um mich herum, ohne diese Mannschaft hätte ich vielleicht nicht diesen Erfolg."

Das Pittsburgh von vielen als Superbowl-Favorit gehandelt wird, passt ihm gar nicht: "Ich weiß nicht, wir sehen uns selbst noch als Außenseiter. Seattle ist als Nummer eins gesetzt, wir als Nummer sechs. Aber wir haben keinen Außenseiter-Bonus im Spiel, wir gehen aufs Feld und spielen Pittsburgh-Football."

Auf den "Bus" ist Verlass

Aber nicht nur auf den Quarterback ist bei Pittsburgh Verlass, sondern auch auf Runningback Bettis. In 13 Jahren brachte es der "Bus" auf 13.662 Lauf-Yards, die fünftbeste Marke der NFL. Nicht lange Sprints über das Feld sind das Markenzeichen des trotz seines Gewichtes erstaunlich beweglichen Bettis, sondern kurze "Power-Runs", die meist über wenige Yards zum wertvollen Punktgewinn in die Endzone führen.

Annährend 100 Touchdowns sind die Bilanz des Fanlieblings nach 13 NFL-Jahren, drei davon sogar aus erfolgreichen Pässen. Passempfänger Ward über den "Vater" der Steelers: "Jerome (Bettis, Anm.) hat uns alle irgendwie auf die eine oder andere Weise inspiriert und motiviert. Er macht uns das Ziel Superbowl noch wichtiger, so dass wir rausgehen und ihm diesen Superbowl-Ring besorgen."

"Ich nehme im Schlaf zu"

Bettis sorgt sich aber auch um das leibliche Wohl seiner Mitspieler. Wenige Tage vor dem NFL-Finale lud er über 40 Teamkollegen ein und seine Mutter Gladys, die ihren Sohn übrigens gemeinsam mit seinem Vater bei allen Spielen begleitete, kochte üppig auf.

"Einige Typen aßen gleich zwei Teller leer. Ich selber muss ja aufpassen, was ich esse. Ich nehme selbst im Schlaf zu. Man nennt mich nicht grundlos den 'Bus'", so der gut genährte Bettis, der gleichzeitig hoffte: "Bis Sonntag haben die Burschen das Essen hoffentlich wieder abtrainiert, sonst bekomme ich Schwierigkeiten."

Bettis verfehlt sein Ziel

Bettis, der in der High School noch Verteidiger und Receiver spielte, bereitete sich vor seinem letzten großen Spiel auf alle Möglichkeiten vor. So trainierten er und Roethlisberger gemeinsam mit Ward in der letzten Woche auch noch einige Würfe.

Im Training visierten sie zum Üben die Querstange des Football-Tores an - sein Ziel getroffen hat aber nur einer der drei. Zur Erleichterung für Pittsburgh und Bettis war es Quarterback Roethlisberger.

Martin Wagner, ORF.at

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