"Big Ben" und der "Bus"

Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.


  "Big Ben" Roethlisberger und Jerome "The Bus" Bettis haben die emotionalste Geschichte der 40. Superbowl der National Football League am Sonntagabend (Ortszeit) im Ford Field von Detroit geschrieben.

Die gemeinsame Geschichte des Pittsburgh-Quarterbacks Roethlisberger und seines Teamkollegen hatte mit dem 21:10-Sieg über die Seattle Seahawks ein Happy End und brachte beiden den ersten NFL-Titel. Im Falle von Bettis auch den letzten.

Linie 36 wird eingestellt

Letzte Saison war Pittsburgh, auch auf Grund der Unerfahrenheit des NFL-Neulings Roethlisberger, im NFL-Semifinale am späteren Sieger New England gescheitert. Doch der Nachfahre von Schweizer Einwanderern versprach danach, "dass ich den 'Bus' im nächsten Jahr zum Ende seiner Karriere in seiner Heimatstadt in die Superbowl bringe".

Gesagt, getan: "Es ist wie im Traum", erklärte Bettis im Vorfeld des größten Spieles im American Football. Doch beinahe hätte sich der bald 34-Jährige, der auf Grund seiner Statur (1,80 m, ca. 120 kg) und seines Laufstils "der Bus" genannt wird, im 13. Jahr seiner NFL-Laufbahn selbst um seine erste Superbowl und die würdige Einstellung der Linie "36" (Bettis' Rücknummer) gebracht.

Roethlisberger rettet Bettis-Party

Nachdem Bettis, der in seiner letzten Saison sogar eine Gehaltskürzung akzeptierte, um noch ein Mal die Superbowl in Angriff zu nehmen, im Viertelfinale gegen die Indianapolis Colts kurz vor Schluss den anscheinend spielentscheidenden Fehler beging, waren die TV-Kameras auf das sorgenvolle Gesicht von Bettis gerichtet.

Doch ausgerechnet Quarterback Roethlisberger verhinderte im letzten Moment mit einem akrobatischen Tackle den Sieges-Touchdown für die Colts. Roethlisberger, der Anfang März 24 Jahre wird, ist neben Bettis und Steelers-Coach Bill Cowher der Anker des Teams aus der Stahlstadt.

Ein echter Emmentaler

Pittsburghs Wide Receiver und Superbowl-MVP Hines Ward ist vom jungen Spielmacher, dessen Ururgroßvater vor 130 Jahren aus dem Schweizer Emmental in die USA ausgewandert ist, begeistert: "In manchen Situationen scheint er für so einen jungen Quarterback völlig unbekümmert. Wenn der Quarterback Selbstvertrauen hat, dann haben es auch die zehn Spieler rund um ihn. Wir werden so weit kommen, wie Ben uns bringt."

27 Siege in 31 Spielen

Der Mann aus Ohio glänzt nicht mit großartigen Statistiken, sondern führt sein Team zum Erfolg. Nach der Superbowl hält Roethlisberger, der erst seine zweite NFL-Saison bestritt, bei der einzigartigen Bilanz von 27 Siegen in 31 Spielen.

Was passiert, wenn der der 1,96 m große und 110 kg schwere Steelers-Regisseur ausfällt, musste das Team Mitte der Saison erfahren. Die Ersatzleute Tommy Maddox und Charlie Batch konnten Pittsburgh nicht vor drei Niederlagen in Serie bewahren.

Auf den "Bus" ist Verlass

Aber nicht nur auf den Quarterback ist bei Pittsburgh Verlass, sondern auch auf Runningback Bettis. In 13 Jahren brachte es der "Bus" auf 13.705 Lauf-Yards, die fünftbeste Marke der NFL. Nicht lange Sprints über das Feld waren das Markenzeichen des trotz seines Gewichtes erstaunlich beweglichen Bettis, sondern kurze "Power-Runs", die meist über wenige Yards zum wertvollen Punktegewinn in die Endzone führten.

Annährend 100 Touchdowns sind die Bilanz des Fanlieblings nach 13 NFL-Jahren, drei davon sogar aus erfolgreichen Pässen. Passempfänger Ward über den "Vater" der Steelers: "Jerome (Bettis, Anm.) hat uns alle irgendwie auf die eine oder andere Weise inspiriert und motiviert."

"Ich nehme im Schlaf zu"

Bettis sorgte sich aber auch um das leibliche Wohl seiner Mitspieler. Wenige Tage vor dem NFL-Finale lud er über 40 Teamkollegen ein und seine Mutter Gladys, die ihren Sohn übrigens gemeinsam mit seinem Vater bei allen Spielen begleitete, kochte üppig auf.

"Einige Typen aßen gleich zwei Teller leer. Ich selber muss ja aufpassen, was ich esse. Ich nehme selbst im Schlaf zu. Man nennt mich nicht grundlos den 'Bus'", so der gut genährte Bettis, der sich nach dem erfolgreichen Ende seiner Karriere wieder öfter bei seiner Mutter essen darf.

Martin Wagner, ORF.at

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