Ein packendes Sekundenduell zwischen Weltmeister Fernando Alonso und Michael Schumacher um den Sieg, die sensationelle Aufholjagd von Kimi Räikkönen und eine Talentprobe von Nico Rosberg: Das spannendste Rennen seit Jahren machte am Sonntag in Bahrain richtig Lust auf die Formel-1-Saison 2006.
Die Fans müssen nicht lange warten, denn nach dem Auftakt-Thriller in der Wüste geht es schon am kommenden Sonntag mit dem Grand Prix von Malaysia weiter.
Neue Regeln bringen mehr Spannung
Piloten, Teams und Experten waren sich nach dem ersten F1-Wochenende des Jahres einig. Nicht nur das K.-o.-Qualifying, sondern auch die neuen Kräfteverhältnisse sind dank der schwächeren V8-Motoren und der wieder erlaubten Reifenwechsel ein echter Gewinn.
Packende Zweikämpfe und viele Überholmanöver rissen zwar wenige Fans am Ring, aber dafür Millionen Fans vor den TV-Schirmen von den Sitzen.
"Hätten auch gewinnen können"
Bei den zwei größten Aufregern war Weltmeister Alonso mittendrin. Am Beginn vermied der Renault-Pilot mit viel Geschick einen Crash mit dem kreiselnden Ferrari von Schumachers Teamkollege Felipe Massa. In der rennentscheidenden Szene wich er keinen Millimeter gegen den fast gleichauf liegenden Ferrari von Schumacher.
Der ehrgeizige Deutsche war zwar mit Rang zwei ("Wenn man bedenkt, wo wir vergangenes Jahr waren") zufrieden, gestand aber auch "gemischte Gefühle" ein, "weil wir das Rennen auch gewinnen hätten können".
Ferrari hadert mit Qualifying-Regeln
Schumacher war im Qualifying wegen der 110-Prozent-Regel eine "langsame" Benzinrunde nicht angerechnet worden, er musste daher am Renntag früher tanken als geplant.
Das gab Alonso die Chance, den Spieß umzudrehen. Der 24-jährige Spanier konnte länger draußen bleiben und kam nach dem eigenen Stopp genau eine Sekunde vor dem Schumacher-Ferrari aus der Box.
"Wir wissen jetzt, dass diese nicht anerkannte Runde der entscheidende Faktor gegen uns war", war sich Schumacher mit Jean Todt einig. "Das Extrabenzin für eine Runde mehr hätte gereicht, damit Michael vorne bleibt", monierte auch der französische Ferrari-Teamchef.
Rosberg-Debüt gelungen
Neben der genialen Aufholjagd von Vizeweltmeister Räikkönen, der mit Einstoppstrategie im McLaren-Mercedes vom letzten Platz noch auf das Podium raste und seinen von Rang fünf gestarten Teamkollegen Juan Pablo Montoya einmal mehr alt aussehen ließ, war die Szene vor allem vom Debüt und Platz sieben des Williams-Piloten Rosberg begeistert.
Der in Wiesbaden geborene deutsch-finnische Doppelstaatsbürger wäre wohl sogar auf Anhieb auf das Podium gefahren, hätte er nicht am Anfang einen Auffahrunfall gegen den BMW des erbosten Deutschen Nick Heidfeld ("Nico hat mein Rennen ruiniert") provoziert und durch einen zusätzlichen Boxenstopp 45 Sekunden verloren.
Am Ende einer Aufholjagd, in der der 20-Jährige die schnellste Rennrunde drehte, fehlten Rosberg nur 23 Sekunden auf Alonso. "Sorry für den Fehler. Ich dachte, Nick gibt mir mehr Platz", entschuldigte sich Rosberg und strahlte: "Das ist mehr, als ich beim Debüt erwarten durfte."
Viel Lob für Rosberg
Rundum gab es nur Lob für Rosberg, der im Winter auch in Zell am See (dort hat er auch ein Jahr den Kindergarten besucht) lebt - natürlich vor allem von seinem Vater, Ex-Williams-Weltmeister Keke Rosberg.
"Unglaublich. Zwei WM-Punkte und die schnellste Rennrunde gleich im ersten Grand Prix. Ich glaube nicht, dass das vor ihm einer geschafft hat", strahlte der Finne.
"Nico ist wirklich sensationell. Ich hätte nicht gedacht, dass Keke solche Gene hat", witzelte Niki Lauda, und Oberboss Frank Williams sprach bereits von einem "kommenden Weltmeister".
Nächster Grand Prix am Sonntag
Williams ist also wieder top und brachte wie McLaren beide Autos in die Punkteränge, inferior lief es hingegen auch beim WM-Auftakt für Toyota. Das Team mit dem größten Budget belegte nur die Plätze 14 (Ralf Schumacher) und 16 (Jarno Trulli) und ließ nur die absoluten Hinterbänkler hinter sich.
Der Wechsel auf Bridgestone-Reifen dürfte sich vorerst als Schuss nach hinten entpuppt haben, denn der Toyota ist so reifenschonend konstruiert, dass die Pneus schwer auf Temperatur kommen.
In einer Woche müssen die meisten Fahrer mit "gebrauchten" Motoren in den Hitze-GP von Malaysia. Auch das spricht dafür, dass es in Kuala Lumpur ähnlich spannend weitergeht. "Der Kampf um die WM wird in diesem Jahr ganz eng sein. Es gibt einige gute Teams, die darum fahren können", hat auch Michael Schumacher bereits erkannt.
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