Wenn das Auge des Schiedsrichters getrübt ist, soll das elektronische "Hawk Eye" für Klarheit auf dem Tennisplatz sorgen.
Der vom englischen Experten für künstliche Intelligenz, Paul Hawkins, entwickelte Videobeweis, "Hawk Eye" (Falkenauge) genannt, hat beim Turnier in Miami seine Feuertaufe bestanden.
Jamea Jackson war am schnellsten
Zwei Mal wurde die neue Regel, die in der Tennisszene für unterschiedliche Gefühle sorgt, von Jamea Jackson am Mittwoch im Eröffnungseinzel gegen Ashley Harkleroad (beide USA) in Anspruch genommen.
Beide Male zeigte sich allerdings, dass die Entscheidung des Referees die richtige gewesen war.
"Ich wollte die Erste sein, die von dieser Regel Gebrauch macht. Ich wollte Geschichte schreiben", sagte die 19-Jährige, die trotz des erfolglosen Einspruchs die Partie 7:5 6:7 7:5 gewann.
Zwei Chancen auf Einspruch
Zwei Mal pro Satz haben die Spieler zunächst bei den Testturnieren die Gelegenheit, strittige Entscheidungen anzufechten. Im Tie-Break kommt eine weitere hinzu.
Ist der Protest erfolgreich, hat der Spieler weiterhin zwei Einspruchsmöglichkeiten, ist er unberechtigt, bleibt nur noch einer.
Alle dürfen zusehen
Insgesamt acht Kameras tasten die Linien ab und sorgen mit einer Genauigkeit von plus/minus vier Millimetern für Gerechtigkeit. Die Entscheidung wird via Videoleinwand vor den Augen der Zuschauer getroffen.
Insgesamt 100.000 Dollar kostet die Computeranlage die Veranstalter pro Platz.
Gleiches Recht für alle?
Allerdings sind nur die beiden Hauptplätze verkabelt, was einer der Gründe für die teils heftige Kritik aus dem Kreis der Topspieler ist. Die Regeln sollten für alle Plätze und für alle Spieler gelten, schimpfte beispielsweise Marat Safin.
"Eine idiotische Idee"
Der "Heißsporn" aus Russland, der nach (vermeintlichen?) Fehlentscheidungen so manchen Schläger zertrümmert hat, ist einer der entschiedensten Gegner der neuen Technik. "Das wird das Spiel zerstören. Eine idiotische Idee", sagte der Australian-Open-Sieger von 2005.
Nicht weniger drastisch fällt Roger Federers Ablehnung aus: "Das ist reine Geldverschwendung. Da wird ein Aufwand betrieben, um Entscheidungen zu korrigieren, die sich im Laufe eines Matches, eines Turniers und einer ganzen Saison sowieso ausgleichen", meinte der Weltranglisten-Erste aus der Schweiz.
Aufbruch in neue Dimensionen?
"Das System arbeitet wunderbar und ohne Störungen", meinte hingegen Angie Cunningham von der Spielerinnen-Organisation WTA.
Arlen Kantarian, der Chef der US Open, wo das System erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier eingesetzt werden soll, spricht sogar von einer "Revolution". ATP-Chef Etienne de Villiers ist überzeugt, dass "die dauernden Irrtümer" damit beseitigt werden.
Auch US-Altstar Andre Agassi ist wie John McEnroe, der den Videobeweis als TV-Kommentator schon lange schätzt, von den Vorzügen überzeugt. "Es ist eine gute Sache und wird dem Tennis eine ganz neue Dimension eröffnen."
Link: