Nach Angaben der Tageszeitungen "Kurier" und "Der Standard" hat im Sommer des Vorjahres eine hochkarätige Runde eine Zukunft des Traditionsklubs Austria Wien ohne Magna geplant.
Demnach kam es am 23. Juni 2005 in einem Wiener Restaurant zu einem Gespräch, an dem u.a. der damals schon entlassene Generalmanager Toni Polster, Austria-Ikone Herbert Prohaska und sogar der aktuelle Manager Markus Kraetschmer teilnahm.
Stadionerrichtung und Neuformierung
Beide Medien berufen sich auf ein ihnen zugespieltes dreiseitiges "Geheimhalteabkommen", auf dessen Deckblatt es heißt: "Zweck dieser Vereinbarung ist die gegenseitige Verpflichtung zur Geheimhaltung aller wirtschaftlichen und fachlichen Informationen zu dem Bereich/im Rahmen des Projekts 'Stadionerrichtung und Neuformierung des FK Austria Wien'."
Unterschrieben hätten das Dokument u.a. neben Polster, Prohaska und Kraetschmer auch Kicker-Anwalt und Polster-Berater Skender Fani. Prohaska wäre laut Kraetschmer als Präsident und Polster als Generalmanager vorgesehen gewesen.
Polster nicht an Putsch interessiert
Polster erinnert sich im "Standard" an das Treffen, zu dem er von zwei weiteren Personen eingeladen worden sei. An einem "Putsch" sei er nie interessiert gewesen, es hätte auch kein zweites Treffen gegeben.
Auch in einem Telefon-Interview mit dem ORF-Sport dementierte Polster am Samstagabend, dass er "Rädelsführer" beim Projekt "Austria neu" gewesen sei. Er sei lediglich zu dem Treffen gegangen und habe sich die Vorschläge angehört.
"Da es aber zu keinem zweiten Treffen gekommen ist, war die Sache für mich und Herbert erledigt", betonte Polster.
Kraetschmer: "Akt der Naivität"
Die Teilnahme von Kraetschmer an diesem Gespräch entbehrt hingegen nicht einer gewissen Pikanterie, wie auch der Austria-Manager selbst zugibt.
"Erst im Nachhinein wurde mir richtig bewusst, welche Konsequenzen die Unterschrift haben könnte. Es war ein Akt der Naivität. Das habe ich mir schon beim Rausgehen gedacht. Heute würde ich so etwas nicht mehr unterschreiben."
Kraetschmer, nach dessen Angaben die Initiative von Polster ausging, rechtfertigte sich für sein Vorgehen. "Ich fuhr zum Plachutta (Restaurant, Anm.), um auszuloten, ob das Projekt auf seriösen Beinen steht. Ich wusste nicht, dass es um ein Abkommen gehen würde. Dann leitete Polster das Vertragsthema ein. Meine Reaktion war: Ihr wisst, dass ich ein Dienstverhältnis mit Austria Magna habe!"
Keine Konsequenzen
Laut "Kurier" und "Standard" weiß Magna-Boss und Austria-Mäzen Frank Stronach bereits über das Treffen und dessen Teilnehmer bescheid, Kraetschmer drohen angeblich aber keine Konsequenzen.
Neue Nahrung für Rechtsstreit
Folgen könnte das Auftauchen des Schriftstücks dagegen für Polster haben. Wie beide Medien berichten, überlegt die Austria, das Dokument gegen den Ex-Generalmanager im Rahmen des Rechtsstreits einzusetzen.
Polster hatte Ende März in erster Instanz vom Arbeitsgericht Wien wegen "rechtswidriger Entlassung" kolportierte 420.000 Euro zugesprochen bekommen.
Allerdings könnte auch das Bekanntwerden des "Austria neu"-Plans Beteiligte teuer zu stehen kommen: Im Falle eines Zuwiderhandelns gegen das vereinbarte Stillhalteabkommen sei nämlich eine Konventionalstrafe von 100.000 Euro vereinbart worden.
Links: