Ein Jahr nach der Heim-WM in Wien und Innsbruck geht die am Freitag beginnende Eishockey-Weltmeisterschaft in Lettland in Szene.
Nach dem rot-weiß-roten A-Gruppen-Turnier 2005 fiebern Riga und die laut Eigendefinition "besten Fans der Welt" der ersten WM in der lettischen Hauptstadt entgegen.
Das schwedische Dreikronenteam, das im Vorjahr Rang vier belegte, hat dabei die Chance, als erste Equipe im gleichen Jahr sowohl Olympiasieg als auch WM-Gold zu holen.
Lettland im Eishockey-Fieber
Im Gegensatz zur WM in Österreich, als der NHL-Arbeitskampf und -Saisonausfall für eine Rekordteilnahme von über 120 NHL-Profis gesorgt hatte, weckt das Turnier 2006, das so spät wie noch nie beginnt, wenige Wochen vor der Fußball-WM in Deutschland nicht mehr in allen Eishockey-Nationen großes Interesse - weder bei Fans noch bei den (NHL-)Spielern.
Ganz Lettland blickt der Heim-WM aber mit grenzenlosem Enthusiasmus entgegen. Seit 1993 und der Rückkehr in die Eishockey-Familie (nachdem Lettland 46 Jahre lang der Sowjetunion angehört hatte) garantierten die lettischen Anhänger in ganz Europa grandiose Stimmung.
"Die besten Fans der Welt"
Auch für den Schweizer IIHF-Präsidenten Rene Fasel sind die lettischen Fans die "loyalsten und besten der Welt", weshalb er ihnen bereits vor dem ersten Bully die WM widmete.
"Ich werde nie vergessen, wie sich Lettlands Präsident Gantis Ulmanis 1999 bei der WM in Oslo aus der VIP-Loge unter die Fans mischte und mit ihnen die lettische Mannschaft anfeuerte", erinnerte sich Fasel.
Der ehemalige lettische Staatspräsident Ulmanis (1993-1999) erwies sich auch als treibende Kraft, als die WM wegen ungesicherter Finanzierung und Problemen beim Hallenbau mehrmals nicht gesichert schien.
Schafft Schweden historisches Double?
Die WM nur drei Monate nach den Olympischen Spielen von Turin eröffnet Schweden die Chance auf ein historisches Double. Noch nie holte der Olympiasieger im gleichen Jahr auch WM-Gold.
Gelingt es Schweden heuer, den olympischen "Fluch" zu besiegen? "Das ist definitiv unsere große Herausforderung", meinte der schwedische Nationaltrainer Bengt-Ake Gustafsson. "Dieses Ziel war auch unser erstes Argument beim Kontaktieren der Spieler. Wir sagten ihnen, dass sie Geschichte schreiben und etwas schaffen können, was vorher noch niemandem gelang."
WM der Rekorde für Jönsson
Im "Tre Kronor"-Kader steht Jörgen Jönsson (33) vor seiner elften WM. In Riga wird er sein 270. Länderspiel bestreiten. Kein Aktiver weist vergleichbare Statistiken aus.
Damit steigt Jönsson in den Elitezirkel mit Waleri Charlamow, Boris Michailow, Sergej Makarow (alle UdSSR), Vladimir Martinec und Ivan Hlinka (beide CZE) auf.
Verzichten muss Coach Gustafsson allerdings unter anderem auf Superstar Peter Forsberg, der ebenso aus gesundheitlichen Gründen absagte wie etwa New-York-Rangers-Goalie Henrik Lundqvist.
Kanada-Coach kann Geschichte schreiben
Eine eigene Geschichte schreibt in Riga auch Marc Habscheid, der Coach Kanadas. Er ist der erste, der mit seinem Nationalteam an WM, Olympischen Spielen und Junioren-WM sowohl als Spieler als auch als Trainer teilnahm. Er arbeitete im Februar in Turin als Assistent von Headcoach Pat Quinn und ist nun in Riga wieder Cheftrainer.
Mit Spannung wird auch der Auftritt der besten NHL-Rookies der abgelaufenen Saison erwartet. Der schon bei Olympia überragenden Russe Alexander Owetschkin (Washington Capitals) und sein kanadischer Widerpart Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) gelten als große Hoffnungsträger ihrer Teams.
Der Youngster aus Pittsburgh gilt als Talent mit dem Potenzial eines Wayne Gretzky und soll den Rekordweltmeister zurück auf den Thron führen.
Personalsorgen beim Titelverteidiger
Titelverteidiger Tschechien, der sich die WM-Krone in Wien durch einen 3:0-Finalerfolg über Kanada aufsetzte, plagen so wie die meisten Gold-Anwärter ebenfalls Personalsorgen.
Unter anderem fehlen den Tschechen der verletzte New-York-Rangers-Superstar Jaromir Jagr und Goalie-Legende Dominik Hasek von den Ottawa Senators, die im NHL-Play-off auf die Buffalo Sabres mit Thomas Vanek treffen.
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