Am 16. Mai 1931 haben in Wien ideale Bedingungen für einen Fußball-Länderkampf geherrscht. Kurz vor Spielbeginn um 17.45 Uhr sprach der österreichische Teamchef Hugo Meisl bedeutsame Worte: "Geht's raus und spielt's euer Spiel", sagte er zu seinen Männern.
Der Gegner auf der Hohen Warte: die übermächtigen Schotten. Meisls neu zusammengewürfelte Mannschaft spielte ihr Spiel - und was für eines: 5:0 hieß es nach 90 Minuten. Das Wunderteam war geboren.
Knapp 40.000 Zuschauer waren nach Döbling gekommen, für damalige Verhältnisse eine eher mäßige Kulisse. Die meisten Fans hatten sich auch nicht allzu viel erwartet. Im Vorfeld gab es jede Menge Zank um die Hauptdarsteller.
"Da habt's euer Schmieranski-Team"
Für die Mannschaftsaufstellung sorgte eigentlich der Zufall, denn nebst nahezu unbekannten Neulingen, die Meisl ins Team berief, fielen verletzungsbedingt einige Fixstarter aus.
Noch zwei Tage vor dem Schottland-Spiel hatte er den Journalisten im Ring-Cafe entnervt einen Zettel mit den Worten "Da habt's euer Schmieranski-Team" hingeworfen.
Wunderteam war geboren
Aus der Verlegenheitself wurde über Nacht die international meistbestaunte Fußballmannschaft jener Zeit. Im Tor stand der 22-jährige Grazer Rudi Hiden vom WAC, in der Abwehr Roman Schramseis von Rapid und der routinierte Josef Blum von der Vienna.
Der Rapidler Josef Smistik als Centerhalf, links Karl Gall von der Austria, rechts Georg Braun (WAC), als Rechtsverbinder der groß gewachsene Fritz Gschweidl (Vienna), als Linksverbinder der blutjunge Adi Vogl (Admira), am rechten Flügel Karl Zischek (Wacker), vorne links Anton Schall (Admira) und als Mittelstürmer Matthias Sindelar (Austria).
Mit einer Portion "Schmäh"
Der Wiener Fußball hatte das britische System - ein gepflegtes Flach- und Kurzpassspiel - übernommen und es mit einer Portion "Schmäh" zum "Scheiberlspiel" verfeinert.
Dem Kantersieg auf der Hohen Warte gegen das einstige Vorbild von der britischen Insel folgten weitere deutliche Erfolge: Nur acht Tage später wurde Deutschland in Berlin 6:0 vom Platz gefegt, am 16. Juni in Wien die Schweiz 2:0 besiegt, die "Revanche" gegen Deutschland am 13. September im Prater endete 5:0.
Ende einer Ära
Die weiteren Spiele: 2:2 gegen Ungarn, 8:1 gegen die Schweiz, 2:1 gegen Italien, 8:2 gegen Ungarn, 1:1 gegen die Tschechoslowakei, 4:3 gegen Schweden, 3:2 gegen Ungarn, 3:1 gegen die Schweiz - und die wohl legendärste Niederlage aller Zeiten: das 3:4 am 7. Dezember 1932 an der Stamford Bridge gegen England.
Danach folgten noch Auswärtssiege gegen Belgien (6:1) und Frankreich (4:0), bevor ein 1:2 gegen die Tschechoslowakei am 9. April 1933 in Wien das Ende einer einzigartigen österreichischen Fußballära besiegelte.
Bei der WM 1934 in Italien war dann in einem mehr als umstrittenen Halbfinale gegen die Gastgeber (0:1) Endstation.
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