Ferrari hat das am Samstagabend von den Sportkommissären des Automobil-Weltverbandes FIA gefällte Urteil über die Rückversetzung von Michael Schumacher auf den hintersten Startplatz im Grand Prix von Monaco heftig kritisiert.
In der Szene ist man freilich überzeugt, dass Schumacher die "Straßensperre" absichtlich errichtet hat. Die Reaktionen fielen deshalb zum Teil sehr heftig aus.
"Sehr ernster Präzedenzfall"
Schumacher war in den Schlusssekunden des Qualifyings in Führung liegend in der Rascasse-Kurve zum Stehen gekommen und hatte damit u. a. die Renault-Piloten Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella auf deren schnellster Runde behindert. Die FIA hatte in dem Verhalten Absicht geurteilt.
"Eine derartige Entscheidung erzeugt einen sehr ernsten Präzedenzfall", warnte Ferrari-Teamchef Jean Todt am Sonntag. "Er schließt die Möglichkeit aus, dass Fahrfehler passieren können. Dafür gibt es keine Beweise. Sie haben ihn ohne Beweise verurteilt", betonte Todt.
"Dieses Urteil ist ein Skandal"
Wie Schumacher selbst hält auch dessen Manager Willi Weber an der etwas unglaubwürdigen "Fahrfehler-Theorie" fest.
"Dieses Urteil ist ein Skandal. Das war ein normaler Fahrfehler im Qualifying, in dem man sicher gerade hier in Monaco immer am Limit bewegt. Die FIA greift damit ernsthaft in den WM-Titelkampf ein", meinte der Manager, der allerdings keine Auswirkung auf die weitere Karriereplanung seines 37-jährigen Schützlings erwartet.
Deftige Worte
In der Szene ist man freilich von Schumachers Schuld überzeugt. So forderte unter anderem der finnische Ex-Weltmeister Keke Rosberg, dessen Sohn Nico ebenfalls vom "Steher" Schumachers betroffen war, zum Rücktritt auf und bezeichnete den Rekordchampion wörtlich als "Drecksack".
Kritik kam aus allen Seiten des Fahrerlagers. Die einhellige Meinung: Schumacher habe absichtlich gehandelt, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
"Strafe sehr mild"
"So ein Fahrfehler passiert einem Piloten wie Michael nicht. Dabei hätte er so etwas als siebenfacher Weltmeister doch gar nicht nötig", meinte auch Niki Lauda, der die Aktion Schumachers nicht nachvollziehen kann.
"Er hat das mit voller Absicht gemacht. Dafür ist die Strafe sogar noch sehr mild. Er hätte auch zwei Rennen gesperrt werden können. Das haben wir alles schon gehabt", erinnerte Österreichs dreifacher Weltmeister.
Manager Weber ortet Verschwörung
1994 war "Schummel-Schumi" wegen eines verbotenen zu dünnen Unterbodens im Grand Prix von Belgien für zwei Rennen gesperrt worden, in der vergangenen Saison musste BAR-Pilot Jenson Button wegen der "Tank-Affäre" in Imola ebenso lange zuschauen.
Nun darf Schumacher zumindest fahren, wechselte ebenso wie sein Teamkollege Felipe Massa über Nacht den Motor. Erstmals starten in Monaco beide Ferraris aus der letzten Startreihe.
Im Schumacher-Lager gab es Durchhalteparolen. "Wir haben so etwas schon in der Vergangenheit überstanden, aber diesmal sind die Verantwortlichen zu weit gegangen", betonte Weber, der eine Verschwörungstheorie gegen Schumacher ortete. "Die Emotionen sind hoch gegangen, das war geplant."
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