Am Sonntag, vier Tage nach der Aufdeckung des größten Dopingskandals in der Geschichte des spanischen Radsports, hat die Justiz alle Verdächtigen unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.
Die beiden Schlüsselfiguren, der Sportarzt Eufemiano Fuentes und der Laborchef Jose Luis Merino Batres, mussten eine Kaution von jeweils 120.000 Euro hinterlegen, damit sie aus der Untersuchungshaft entlassen werden konnten.
Doping im großen Stil
Zwei weitere Beschuldigte, der mutmaßliche "Dopingkurier" Alberto Leon und der Vizedirektor des Teams Comunidad Valenciana (früher Kelme), Jose Ignacio Labarta, müssen sich alle zwei Wochen bei Gericht melden und dürfen Spanien nicht verlassen.
Sie stehen im Verdacht, im großen Stil Radprofis mit präparierten Blutkonserven und anderen Mitteln gedopt zu haben.
Liberty Seguros kündigt Sponsorenvertrag
Einer der Kunden des Dopingrings soll der Chef des Liberty-Teams, Manolo Saiz, gewesen sein, den die Polizei mit einer Kühltasche mit Dopingutensilien quasi auf frischer Tat ertappte.
Saiz, eine der wichtigsten Figuren des Profi-Radsports, befindet sich ebenfalls auf freiem Fuß, musste aber noch vom Ermittlungsrichter vernommen werden.
Das Versicherungsunternehmen Liberty Seguros hatte auf Grund des Skandals seinen Sponsorenvertrag gekündigt. Es will aber, wenn das notwendig sein sollte, bis zum Ende der Saison seinen vertraglichen Verpflichtungen bei der Zahlung der Profi-Gehälter nachkommen.
Verschlüsselte Etiketten
Die Ermittler gaben keine Anhaltspunkte, für wen die rund 200 Blutkonserven bestimmt gewesen sein könnten, die in einem Labor in Madrid sichergestellt worden waren.
Die sichergestellten Blutkonserven waren mit verschlüsselten Etiketten ausgezeichnet, deren Codes die Ermittler bisher nicht knacken konnten.
"Den Schlüssel kennt allein Dr. Fuentes", berichtete die Zeitung "El Pais" unter Berufung auf Justizkreise. "Und dem Mediziner wird nicht der Name eines einzigen Sportlers über die Lippen kommen." Die Zeitung geht davon aus, dass die Ermittler letzten Endes nur etwa 20 Profis Doping nachweisen können.
Neues Dopinggesetz noch nicht in Kraft
Die Justiz steht vor einem weiteren Problem. Das neue Gesetz in Spanien, das Doping unter Strafe stellt, ist noch nicht in Kraft. Die Verdächtigen könnten allein belangt werden, wenn ihnen ein "Angriff auf die öffentliche Gesundheit" nachgewiesen wird. Und genau das ist die Frage.
Die Staatsanwaltschaft meint, dass das Blutdoping eine Gefahr für die Gesundheit bedeute. Die Blutkonserven seien schlecht konserviert worden. Außerdem sei es gefährlich, mit einem erhöhten Wert von roten Blutkörperchen Wettkämpfe zu bestreiten. Experten bestreiten das jedoch.
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