Die Tour de France beginnt am Samstag ohne ihre in die Affäre verwickelten Topstars Jan Ullrich und Ivan Basso (Italien). Außerdem bekamen am Freitag Oscar Sevilla, Francisco Mancebo, Joseba Beloki (alle Spanien) und weitere Fahrer die Rote Karte.
Der 30-jährige Mancebo, Gesamt-Vierter 2005 hat draufhin seine Karriere für beendet erklärt.
"Chance auf eine andere Tour"
Die Verantwortlichen scheinen acht Jahre nach dem Festina-Skandal wirklich gewillt zu sein, den Dopingsumpf trocken zu legen.
"Wir haben jetzt die Chance auf eine wirklich andere Tour", sagte am Freitag ihr Direktor Christian Prudhomme.
Ullrich geschockt
Ullrich sieht sich nach seiner Suspendierung durch T-Mobile und dem Tour-Aus als Opfer. "Ich bin in einem absoluten Schock-Zustand. Das ist das Schlimmste, was mir bisher in meiner Karriere passiert ist. Ich kann nur sagen, dass ich nach wie vor nichts mit der Sache zu tun habe", sagte der 32 Jahre alte Radprofi am Freitagabend in einem ZDF-Interview. "Ich fühle mich als Opfer."
Der Tour-de-France-Gewinner von 1997 will dennoch nicht klein beigeben und seinen Anwalt einschalten, um seine Unschuld zu beweisen. "Jetzt bin ich am Boden, aber ich werde weiterhin kämpfen", kündigte der gebürtige Rostocker an.
Basso erklärte sich ebenfalls unschuldig und meinte nur: "Ich habe nichts getan, die Anwälte werden für mich sprechen."
T-Mobile macht den Anfang
Ullrich und Sevilla wurden vom eigenen T-Mobile-Team suspendiert, die anderen nach einem Beschluss der Vereinigung aller sportlichen Leiter. Erst danach suspendierte auch CSC-Manager Bjarne Riis den Giro-Gewinner Basso bis auf weiteres.
Riis erklärte in einer ersten Reaktion zur Suspendierung: "Ich musste das tun, das ist meine Verantwortung. Ich muss zuerst an das Team denken, das ist wichtiger."
Keine Nachnominierungen
Die nicht zugelassenen Fahrer dürfen nach Prudhommes Worten nicht ersetzt werden, sodass T-Mobile mit sieben Profis antreten muss.
Das erst am Donnerstag nach Intervention des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) wieder zugelassene Astana-Würth-Team (früher Liberty Seguros) ist von der jüngsten "Reinigung" nicht betroffen.
Zahlreiche Indizien
Für Ullrich, den 32 Jahre alten Tour-de-France-Gewinner von 1997, ist der Traum vom zweiten Triumph bei der größten Radrundfahrt der Welt geplatzt.
Die aus den Polizeiakten ersichtlichen Indizien ließen laut T-Mobile-Sprecher Stefan Wagner "keine andere Interpretation zu", als dass Teamchef Rudy Pevenage Kontakt zu dem spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes hatte, gegen den die spanische Justiz ermittelt.
Die "schwarze Liste" der Guardia Civil hatte die Teamführung in der Nacht auf Freitag erreicht.
Ereignisse überschlagen sich
Der erste Paukenschlag fiel am Freitag kurz nach 9.30 Uhr im Elsass: Ullrich, Sevilla und Pevenage wurden wegen ihrer möglichen Verwicklung in den spanischen Dopingskandal mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres suspendiert.
Der in Dopingverdacht geratene Ullrich hatte sich fest vorgenommen, die Tour im Jahr eins nach Lance Armstrong zum zweiten Mal zu gewinnen.
"Wir haben Indizien, dass es sich bei den Fahrern, die auf der Liste stehen, um organisiertes Doping gehandelt hat", sagte Prudhomme. Ullrich und Sevilla nach Hause zu schicken, nannte der nach der Tour ausscheidende Rundfahrt-Chef Jean-Marie Leblanc eine "mutige Entscheidung".
"Wir mussten reagieren"
"Als wir heute Morgen ein Fax des Tour-Veranstalters ASO mit den Namen der Fahrer, gegen den die spanische Polizei ermittelt, erhalten hatten, mussten wir reagieren."
"Die neuen Erkenntnisse reichen aus, dass wir sagen: Es ist unmöglich, mit den drei weiter zu arbeiten. Wir haben jetzt begründete Zweifel an deren Unschuldsbekundungen, mit der Affäre nichts zu tun zu haben. Selbstverständlich werden Ullrich, Sevilla und Pevenage die Möglichkeit haben, ihre Unschuld zu beweisen", erklärte Christian Frommert, der Kommunikationsleiter von T-Mobile in Plobsheim, wo sich die Bonner auf die kommende Tour einstimmen wollten.
DNA-Analyse als letzte Chance
Eine DNA-Analyse von Ullrich ist laut T-Mobile-Sprecher Luuc Eisenga jetzt eine Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen. Die spanischen Ermittler haben Indizien, dass Ullrich und Sevilla mit roten Blutkörperchen angereichertes Blut verwendet haben könnten.
In der Praxis der Mediziner Fuentes und Merino Batres, gegen die die spanische Polizei ermittelt, waren Blutbeutel und Unterlagen gefunden worden, die auf Ullrich hinwiesen.
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