Alle betroffenen Klubs mit Ausnahme des AC Milan, der sich seine weitere Vorgehensweise noch offen hielt, wollen bei einem Verwaltungsgericht in Rom Einspruch gegen den Punkteabzug einlegen und parallel dazu auch beim Nationalen Olympischen Komitee (CONI) gegen die Urteile berufen.
Juve will sich Abstieg ersparen
Juventus will sich mit der Anfechtung der Entscheidung den Abstieg in die Serie B ersparen. Bisher war die "Alte Dame" noch nie in ihrer 109-jährigen Geschichte in der zweiten Liga.
Obwohl die Turiner mit Zwangsabstieg und einem Punkteminus von 17 Zählern (statt ursprünglich 30) für die kommende Saison belegt wurden, hoffen sie weiterhin auf einen Verbleib in der Serie A. Außerdem will der Rekordmeister seine beiden Meistertitel aus den Saisonen 2004/05 und 2005/06, die von den Richtern wegen Schiedsrichterabsprachen aberkannt wurden, behalten.
"Juve zahlt für alle"
"Dieses Urteil ist ein Skandal. Juve zahlt für alle. Wir werden nicht Halt machen, bis dieses Urteil rückgängig gemacht wird", sagte Juve-Präsident Giovanni Cobolli Gigli. Auch der Ex-Juve-Geschäftsführer Antonio Giraudo, der zu einer fünfjährigen Berufssperre verurteilt wurde, kündigte rechtliche Schritte gegen das Urteil an.
Kritisch zeigte sich auch der Hauptangeklagte dieses Prozesses, Ex-Juve-Sportdirektor Luciano Moggi, der als Drahtzieher des ausgedehnten Skandals gilt. Moggi zählt zu den wenigen Angeklagten im Verfahren, für die das erstinstanzliche Urteil bestätigt wurde.
Urteil für Moggi unannehmbar
Der Manager wurde mit einer fünfjährigen Berufssperre bestraft. "Ich bin sprachlos. Dieses Urteil ist unannehmbar. Nur Juve ist für die Affäre verantwortlich gemacht worden", erklärte Moggis Rechtsanwalt Fulvio Gianaria.
Auch Fiorentina unzufrieden
Juves Beispiel will auch Fiorentina-Klubchef Diego Della Valle folgen, der zu drei Jahren und neun Monaten Berufssperre sowie zur Zahlung von 55.000 Euro verurteilt wurde.
"Fiorentina bleibt zwar in der Serie A, verliert aber wegen des Punkteabzugs aus der vergangenen Saison das Recht, an der Champions League teilzunehmen. Dagegen werden wir Einspruch einlegen", betonte Della Valle, dessen Klub mit einem Minus von 19 Punkten ins kommende Spieljahr gehen muss.
"Lazio hat keine Regeln verletzt"
Ähnlich äußerte sich Lazio-Boss Claudio Lotito. "Lazio hat keine Regeln verletzt. Es ist ungerecht, dass wir nicht am UEFA-Cup teilnehmen dürfen", bemängelte Lotito.
Die Römer dürfen zwar weiterhin in der Serie A spielen, sie wurden aber auf den 16. Tabellenendplatz 2005/06 zurückversetzt und beginnen das neue Spieljahr mit einem Minus von elf Zählern.
Milan doch nicht in CL-Quali?
Halbwegs zufrieden zeigte man sich nur im Lager des AC Milan. Der Ancelotti-Elf wurden die Strafpunkte für 2006/07 von 15 auf acht Zähler reduziert, was die Titelchancen nicht unwesentlich erhöht. Außerdem wurden in zweiter Instanz 30 statt 44 Punkte abgezogen, wodurch die Mailänder in der Champions-League-Qualifikation starten dürfen.
Die UEFA könnte den Mailändern aber noch einen Strich durch die Rechnung machen: In einer für Donnerstag anberaumten Sitzung soll darüber beraten werden, ob die "Rossoneri" tatsächlich an der Champions League teilnehmen dürfen.
Saisonstart erst am 10. September?
Das römische Verwaltungsgericht wird Mitte August die Rekurse der Klubs überprüfen. Nach Angaben italienischer Medien ist eine Verschiebung des für 27. August geplanten Meisterschaftsbeginns unumgänglich. Der Saisonstart könnte am 10. September erfolgen.
Abstieg kostet 350 Mio. Euro
Der Zwangsabstieg kostet Juventus rund 350 Millionen Euro, errechneten Finanzexperten. Von den Turinern angedachte Schadenersatzklagen gegen Moggi werden dieses Loch nicht stopfen.
Der gerade begonnene Umbau des Stadio delle Alpi in eine moderne Fußballarena mit Einkaufs- und Freizeitcenter scheint in Gefahr. In Turin wird man nervös, weshalb der zur Dynastie der Agnellis gehörende Fiat-Präsident Luca di Montezemolo beruhigte: "Die Familie Agnelli wird Juve nicht verkaufen."
Ausverkauf soll gestoppt werden
Auch der Ausverkauf der Stars soll gestoppt werden, nachdem Fabio Cannavaro und Emerson bereits Ex-Trainer Fabio Capello zu Real Madrid gefolgt sowie Gianluca Zambrotta und Lilian Thuram zum Meister und Champions-League-Sieger FC Barcelona geflüchtet sind.
"Jetzt ist der Wiederaufstieg greifbar", schöpfte Turins Bürgermeister Sergio Chiamparini neue Hoffnung. Angesichts des von der Anklage geforderten Abstiegs in die dritte Liga scheint ein Jahr Fegefeuer in der Serie B erträglich.
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