Eine Woche nach dem umjubelten Altmeister hat der "weiße Sport" in der besten Tennisspielerin neben Steffi Graf eine weitere Ikone verloren.
Lange hatte die fast 50-jährige US-Amerikanerin diesen Tag hinausgezögert, doch nun soll der mit dem letzten Titel einer ruhmreichen Karriere versüßte Abschied endgültig sein.
Rekord weiter ausgebaut
An der Seite ihres US-Partners Bob Bryan siegte die gebürtige Tschechin in New York noch einmal im Mixed.
Es war ihr 59. Grand-Slam-Titel, mit dem sie vor ihrem runden Geburtstag am 18. Oktober den Rekord als ältester Grand-Slam-Champion weiter ausbaute.
"Man ist nur so alt, wie man sich fühlt, und ich fühle mich nicht wie 49. Ich möchte die Leute inspirieren", sagte Navratilova.
Bryan-Ass besiegelt letzten Auftritt
Ein Ass von Bryan besiegelte um 23.30 Uhr Ortszeit beim 6:2 6:3 über die Tschechen Martin Damm und Kveta Peschke Navratilovas letzten Auftritt als Tennisprofi.
Damm sorgte bei der Gratulation für den Versprecher des Abends: "Wir wünschen Dir alles Gute nach dem Leben, äh, nach dem Tennisleben."
Navratilova dankte ebenso wie Agassi vor einer Woche den rund 10.000 Fans im Arthur-Ashe-Stadion, das nach dem Damen-Finale noch knapp halb gefüllt war.
"Ziemlich erstaunlich"
Einzel-Siegerin Maria Scharapowa erwies Navratilova auf ihre Weise die Ehre. "Ich habe sie zum ersten Mal bei einem Showmatch in Moskau gesehen, als ich sechs war. Sie jetzt immer noch in der Umkleidekabine zu erleben, ist ziemlich erstaunlich", sagte die 19-Jährige.
Scharapowas Finalgegnerin Justine Henin-Hardenne lobte: "Es ist unglaublich, was sie für das Spiel getan hat. Sie hält viele Rekorde und ist ein großer Profi."
Einzigartige Karriere
18 Grand-Slam-Titel im Einzel, 31 im Doppel und nunmehr zehn im Mixed sowie 167 Turniersiege im Einzel und 177 im Doppel bleiben für alle Nachfolgerinnen wohl unerreichbare Maßstäbe. Bei allen vier Grand-Slam-Turnieren hat sie Einzel, Doppel und Mixed gewonnen.
An die 62 Titel der Australierin Margaret Court kam die ehrgeizige Navratilova nach ihrem Comeback 2000 jedoch nicht mehr heran.
"Es ist traurig, sie gehen zu sehen, aber es ist wahrscheinlich Zeit für sie, etwas anderes zu machen", meinte Henin-Hardenne.
Große Zukunftspläne
Navratilova sagte, sie freue sich auf den Rest ihres Lebens. Die in Florida lebende Linkshänderin will im Land der Übergewichtigen für ihr Buch werben, das den Lesern erklärt, wie man fit bleibt. PR-Bedarf sieht sie auch für ihre Kreditkarte, aus deren Erlösen Projekte für Homosexuelle finanziert werden.
Die Gründung einer kleinen Tennis-Akademie schwebt ihr vor, auch eine Rückkehr als Chefin des US-Fed-Cup-Teams ist nicht ausgeschlossen. Zudem würde sie gern für das Fernsehen kommentieren: "Das ist einfacher, als Tennis zu spielen. Die großen Jobs hat jedoch alle John McEnroe übernommen."
Sie werde auch immer wieder angesprochen, ob sie nicht in die Politik einsteigen wolle. Navratilova hat bei den US Open schon Stellung gegen die Regierung von US-Präsident George W. Bush bezogen.
Kritik an Tennis-Entwicklung
Zu Entwicklungen im Tennis äußert sie sich ebenso deutlich und zuletzt enttäuscht. Die Plätze seien zu langsam, Größe und Saiten der Schläger müssten reguliert werden, damit die Grundlinienspieler nicht noch weiter bevorteilt würden.
"Ich war die beste Volley-Spielerin, die jemals gespielt hat", erklärte sie unbescheiden, "aber bei den heutigen Power-Schlägern hätte ich ein schweres Leben. Damit kann ich Bälle spielen, von denen ich vor zehn Jahren nur geträumt habe und vor 20 Jahren sowieso."
Herren-Doppel an Damm/Paes
Damm konnte sich über die Finalniederlage im Mixed mit einem Erfolg in Herren-Doppel hinwegtrösten. Gemeinsam mit dem Inder Leander Paes rang der Tscheche im Finale den Schweden Jonas Björkman und den Weißrussen Max Mirnyi mit 6:7 (5/7) 6:4 6:3 nieder.
Im Damen-Doppel triumphierte die französisch-russische Paarung Nathalie Dechy und Wera Zwonarewa. Das ungesetzte Duo besiegte die Russin Dinara Safina und die Slowenin Katarina Srebotnik mit 7:6 (7/5) 7:5.
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