36 Spieler, ein Ball, ein Ziel

Die Spieler absolvieren in einer Partie Distanzen wie bei einem Halbmarathon.
Australian Rules Football, auch "Footy" und "Aussie Rules" genannt, wurde 1858 vom Cricketspieler Tom Wills in Melbourne erfunden. Ursprünglich sollte das Spiel als Ausgleichssport für Cricket im Winter herhalten, doch der rasante Teamsport zieht heute Millionen Fans zu den Partien der Australian Football League (AFL).

18 Spieler im Dauerstress
Gespielt wird "Aussie Rules" in zwei Mannschaften zu je 18 Spielern, vier Auswechselspieler können jederzeit auf das ovale, vom Cricket übernommene Spielfeld.

Die Größe des Feldes variiert je nach Stadion, die maximale Länge ist dabei 135 bis 185 m, die maximale Breite kann 110 bis 155 m betragen.

Die Spieler sind ständig unterwegs, legen auf dem riesigen Feld in den vier Vierteln zu je 20 Minuten (fast) reiner Spielzeit Distanzen zurück, die ungefähr einem Halbmarathon (21 km) entsprechen.

"Goal" und "Behind"
Ziel des Spiels ist es, den Rugby-ähnlichen Ball mit den Füßen durch die Torstangen zu befördern. Es gibt an jedem Ende des Feldes vier Torpfosten. In der Mitte, im Abstand von etwa 6,5 m, zwei höhere, daneben zwei niedrigere. Wird der Ball mit dem Fuß durch die mittleren Torstangen geschossen, hat die Mannschaft ein "Goal" erzielt und erhält sechs Punkte.

Werden nur die Stangen oder die beiden äußeren "Tore" getroffen, ist das ein "Behind". Dafür gibt es lediglich einen Zähler. Die jeweilige Wertung wird von eigenen Torrichtern mit Hand- und Flaggenzeichen signalisiert.

Alle erzielten Punkte werden zusammengerechnet, die Mannschaft mit mehr Punkten, das müssen nicht unbedingt "Goals" sein, gewinnt das Spiel. Für den Sieg gibt es vier Punkte, bei sehr seltenen Remis werden die Punkte geteilt.

Mit Händen und Füßen
Auf Grund des Fehlens einer Abseitsregel ist das Spiel sehr schnell und extrem offensiv orientiert, taktische Pässe sehr selten. Der Ball kann per "Handpass" für kurze Distanzen oder mit dem Fuß für lange Distanzen befördert werden.

Die "Handbälle" dürfen nicht geworfen werden, sondern werden in der Regel mit der von unten nach oben geführten Faust dem Teamkollegen, nicht unähnlich einem Doppelpass im Fußball, zugespielt.

©Bild: Kangaroos / Sax
©Bild: Kangaroos / Sax
Bei den weiten "Kicks" mit den Füßen, oft 50 m oder mehr, gilt es, den Ball aus der Luft zu fangen. Gelingt das und hat der Ball dabei mehr als 15 m in der Luft zurückgelegt, gibt einer der drei Schiedsrichter mit seiner Pfeife das "Mark"-Signal. "Mark" ist eine Art Freistoß - der Spieler hat nun Zeit, den Ball in Ruhe weiter zu spielen und darf, solange er nicht den "Mark"-Punkt überschreitet, nicht mehr attackiert werden.

Harte Bandagen
©Bild: Kangaroos / Sax
©Bild: Kangaroos / Sax
Da die "Marks" einen kontrollierten Spielaufbau und im Bereich vor dem Tor ("Inside 50") eine gute Position für den ungehinderten Torschuss erlauben, sind diese immer hart umkämpft.

Der Gegner darf dabei nicht zu hoch attackiert werden (High Tackle), allerdings ist es erlaubt, dem Gegner von hinten quasi ins Kreuz zu springen, um so an ihm "hinaufzuklettern" und den Ball zu erwischen.

Wird ein Spieler vom Gegner angegriffen und festgehalten, muss der ballführende Spieler so schnell wie möglich (ein, zwei Sekunden) den Ball loswerden, da sonst das Besitzrecht wechselt.

Aus diesen Grundregeln ergibt sich ein Spiel mit schnellen und von Körpereinsatz geprägten Szenen.

"Aussie Rules"
Australien ist die dominierende Nation in diesem Sport, die allerdings nicht international antritt. Zuletzt gab es nach einem eigenen Kodex Vergleichskämpfe mit Irland.

Dabei wurden die Regeln von "Aussie Rules" und Gaelic Football angeglichen. Die Iren, vom Gaelic Football an schnelles Spiel gewohnt, waren jedoch von der harten Gangart der Australier überrascht.

Die weltweite Verbreitung des Sports wurde vor allem durch den Ersten Weltkrieg gestoppt. Heute ist "Footy" in einigen Pazifik-Staaten populär. Aber Länder wie Südafrika, Kanada, die USA, Großbritannien, Schweden und Deutschland sind in den letzten Jahren auch schon auf den Geschmack gekommen.

Martin Wagner, ORF.at

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