Im Tweed-Anzug, mit einer Schale Tee in der Hand lädt Hall in sanfter Weise die Besucher zu einem Rundgang durch die virtuelle "Barry Hall Hall" ein. "Professor" Hall verblüfft damit die "Footy"-Fans zu Recht.
Die Website ist ein Projekt der AFL, um potenziellen Fans den Sport näher zu bringen und sie mit den Regeln und Fachausdrücken vertraut zu machen. Außerdem passt sie perfekt zum Imagewandel von "Big Bad Barry".
Torjäger und Reizfigur
Der ehemalige Nachwuchsboxer fällt auf dem Spielfeld durch seine 102 kg, verteilt auf 1,95 m, den kahl rasierten Schädel und die große Spinnentätowierung auf seiner Schulter ebenso auf wie durch sein grandioses Timing im Kampf um den Ball.
Hall zählt jedes Jahr zu den besten Torschützen seines Teams, seine "Goals" werden von den Fans mit hochgehaltenen "Barry Hall of Fame"-Schildern gefeiert. Der Jubel entsteht aber hauptsächlich in den beiden Heimstadien der Sydney Swans. Bei anderen Teams und Spielern gilt Hall auf Grund seiner oft kompromisslosen Art als Reizfigur.
Immer wieder Strafen
Halls Vergangenheit als Raubein in der an harten Attacken sowieso reichen AFL ist legendär. Strafen sind bei "Aussie Rules" nämlich überraschend selten, schwere Regelverletzungen müssen begangen werden, um gesperrt zu werden. Hall brachte es in seiner Karriere immerhin schon auf zehn Spiele Sperre.
Barry Hall und andere Schauspieler
Doch seit einiger Zeit ist alles anders. Der Rüpel wurde zum Vorzeigeathleten, von seiner beeindruckenden Präsenz auf dem Feld hat Hall aber deshalb nichts eingebüßt.
Das bewies auch der Schulterzucker Halls gegen Chad Cornes im Spiel gegen Port Adelaide. Cornes warf sich rückwärts zu Boden, gerade so, als ob "Big Bad Barry" zu einem rechten Schwinger ausgeholt hätte.
Das sind Ausrutscher. Hall erscheint in der neuen Kampagne für die AFL geradezu schelmenhaft in monty-pythonesken Stil. "Nachdem ich einige Details über das Projekt wusste, war ich richtig aufgeregt. Ich wusste nicht, wie die Leute reagieren würden, aber es hat alles so gut funktioniert, wie ich mir das erhofft hatte", schildert Hall sein Debüt als Schauspieler.
Weniger Aufregung - weniger gut?
Letztes Jahr hatte Hall noch wesentlich mehr Stress. Beinahe hätte er auf Grund einer Strafe das Finale verpasst. Doch die AFL-Richter pardonierten den ehemaligen Heißsporn. "Heuer ist nicht so viel passiert wie letztes Jahr, aber so mag ich das - alles läuft wie geschmiert", ist der ehemalige "böse Bube" erleichtert.
Aber vielleicht hätte Hall doch einige Aufregung gebraucht. Im heurigen Grand Final gegen die West Coast Eagles konnte er nicht so wie im Vorjahr (damals gewann Sydney gegen die Eagles) seine gewohnten Stärken ausspielen und blieb bei der knappen 84:85-Niederlage ohne Torerfolg. Wurde "Big Bad Bustling Barry" am Ende zu brav?
Martin Wagner, ORF.at
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