Dorfmeister holt ihr drittes Double

Michaela Dorfmeister holte im Dezember 1995 im Super-G in St. Anton ihren ersten Weltcup-Sieg.
Michaela Dorfmeister ist zum zweiten Mal Sportlerin des Jahres in Österreich. Die im Frühjahr zurückgetretene Alpinskifahrerin aus Niederösterreich verdankte ihren zweiten Titel nach 2003 ihren zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen im Februar 2006 in Turin, bei denen sie Super-G und Abfahrt gewonnen hat.

Jetzt ist Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin auch "doppelte" Sportlerin des Jahres. Der zweite Sieg ereilte die 33-Jährige aber bereits als "Ski-Pensionistin".

Denn Dorfmeister hatte vergangenen März und damit am Ende der Saison 2005/2006, in der sie sich in Italien zur dritten alpinen Doppel-Olympiasiegerin aus Österreich nach Trude Jochum-Beiser und Petra Kronberger gekürt hatte, nach 15 Jahren Profisport, 25 Weltcup-Siegen, einem Weltcup-Gesamtsieg und insgesamt sieben WM- und Olympiamedaillen ihre Karriere beendet.

Von Wien-Leopoldstadt auf den Unterberg
Eine Karriere, die nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, im Gebirge, sondern am 25. März 1973 im St.-Anna-Kinderspital der Bundeshauptstadt Wien begann.

Von der Wiener Leopoldstadt übersiedelte die sechsjährige Michaela mit ihren Eltern auf das Land und damit in die Nähe des niederösterreichischen Unterbergs, wo sie Skifahren lernte. Ihr Ruf als belächelte "Exotin" aus dem flachen Osten Österreichs begleitete sie über viele Jahre.

Erstes Weltcup-Rennen als 18-Jährige
Das Lachen verging der Konkurrenz erstmals im Dezember 1995. Dorfmeister, die es über die Skihauptschule Lilienfeld und die Handelsschule Schladming in den ÖSV-Kader geschafft und Anfang der 90er Jahre als 18-Jährige noch zu aktiven Zeiten einer Kronberger, Katja Seizinger, Vreni Schneider, Deborah Compagnoni und Pernilla Wiberg ihre ersten Weltcuprennen bestritten hatte, führte in St. Anton den ersten Dreifach-Abfahrtserfolg der ÖSV-Damen seit elf Jahren an.

Damit war der Bann gebrochen. Fünf Jahre und zwei Monate später wurde Dorfmeister 2001 ebenfalls auf dem Arlberg Abfahrtsweltmeisterin, im März 2002 machte sich die Speed-Spezialistin dank plötzlicher Seriensiege im Riesentorlauf mit ihrem Weltcup-Gesamttriumph zur damals besten Skifahrerin der Welt.

Erste "Flachländerin" mit Kristallkugel
Die gebürtige Wienerin, die durch ihre skurrile Vorliebe für Ratten als Haustiere und allerlei liebenswerte Hoppalas stets viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, holte damit nicht nur als erste "Flachländerin" aus einer Millionenstadt überhaupt die große Kristallkugel. Sie bewies damit auch, dass man mit entsprechendem Willen auch im Skisport Berge versetzen kann.

Zahlreiche Rückschläge
Dorfmeister, die sich mit ihrem bodenständigen und schlagfertigen Naturell viele Sympathien in der Szene erarbeitet und stets über den Tellerrand des engen Skigeschäftes hinausgeblickt hat, musste freilich auch zahlreiche Rückschläge einstecken.

Das 1998 um nur eine Hundertstel verpasste Olympiagold im Super-G wuchs sich trotz der zwei WM-Goldmedaillen 2001 in St. Anton (Abfahrt) und 2003 in St. Moritz (Super-G) alsbald zum Trauma aus, als sie bei den Spielen in Salt Lake City leer ausging. Auch die WM 2005 in Bormio war ein kompletter Reinfall.

Teil der "Golden Girls"
Da hatte Dorfmeister aber bereits eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. Der Wechsel auf Atomic-Ski nach acht Jahren bei Blizzard verhalf dem "bunten Vogel aus dem Piestingtal" zu einem zweiten Ski-Frühling.

Dorfmeister, die zusammen mit Renate Götschl und Alexandra Meissnitzer als Teil der "Golden Girls" in die Skigeschichte eingehen wird, startete nochmals voll durch und gestaltete ihre letzte Saison zu einem wahren Triumphzug.

Doppelgold bei Olympia sowie zwei weitere kleine Kristallkugeln für die Gesamtsiege in Abfahrts- und Super-G-Wertung ließen keine Wünsche mehr offen.

Auch als Mensch viel Respekt erhalten
Fast noch mehr als die sportlichen Erfolge machte Dorfmeister, die sich selbst als Mensch mit weichem Herz bezeichnet, stolz, dass sie auch als Mensch viel Respekt erhalten hat.

Die Anerkennung als "grader Michl" und faire Sportlerin bedeute ihr enorm viel, sagte sie bei ihrem letzten Rennen im März im schwedischen Aare.

Dorfmeister, die neben ihrem elterlichen Wohnsitz in Niederösterreich auch ein Haus am Mondsee bewohnte, lebt in Zukunft zusammen mit ihrem Lebensgefährten Andreas in einem Haus bei Purgstall im Mostviertel.

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