Schwarzer Tag für Sturm-Fans

Rechtsanwalt Muhri übergab die Unterlagen ans Gericht.
Für Fans, Funktionäre und alle Mitglieder der Sturm-Familie war der mit strahlendem Sonnenschein beginnende Montag in Graz dennoch ein rabenschwarzer:

Rechtsanwalt Georg Muhri traf Punkt 7.30 Uhr am Grazer Handelsgericht am Marburger Kai ein und übergab bei der Einlaufstelle im Erdgeschoß des Justizgebäudes den umfangreichen Insolvenzantrag.

Baldige Entscheidung über Zukunft
Von Konkursrichter Elmar Schneider wurde die Anwaltskanzlei Scherbaum und Seebacher GmbH zum Masseverwalter bestellt. Wie Schneider erklärte, werde sich in acht bis zehn Tagen entscheiden, ob der Spielbetrieb weiterlaufen könne.

Muhri übergab unter einem Blitzlichtgewitter von Pressefotografen dem Beamten in der Einlaufstelle des Gerichts den Antrag - dieser zählte gewissenhaft die dicken Schriftstücke ab und bestätige den Eingang mit einem kräftigen Stempeldruck - und begab sich dann in den dritten Stock des Gebäudes, um mit Konkursrichter Schneider Kontakt aufzunehmen.

Schneider gab dann bekannt, dass für 7. November das erste Gläubigertreffen im Gebäude des Handelsgerichts angesetzt sei. Genau einen Monat später findet die Berichts- und Prüfungstagsatzung statt.

Bittere Stunde für Kartnig
Mit Tränen in den Augen hatte Sturm-Präsident Hannes Kartnig am Sonntag in einer Pressekonferenz die Einbringung des Insolvenzantrags angekündigt.

Da die Verhandlungen zwischen dem zweifachen Meister und dreifachen Cup-Sieger und der Finanzprokuratur gescheitert sind, stellt Sturm gleichzeitig einen Antrag auf Zwangsausgleich sowie ein Ersuchen um eine einstweilige Verfügung zur Weiterführung des Spielbetriebs.

Weil Sturm den Antrag selbst stellt, ist der Konkursantrag des Finanzamtes hinfällig.

Hoffnung auf Zwangsausgleich
"Ich hoffe, dass wir den Zwangsausgleich durchbringen", meinte Kartnig, der die Hoffnungen vor allem auf den Kontakt zu zwei potenziellen Investorengruppen stützt.

Nun sollen auch Sponsoren wie Puntigamer trotz des Konkursantrags bei der Stange gehalten werden, auch wenn diese in den meisten Fällen nun vertraglich zum Ausstieg berechtigt sind.

Von Gefühlen überwältigt
An einen vorzeitigen Rücktritt denkt Kartnig, der auf Grund seiner Gefühlsregungen mehrmals seine Statements unterbrechen musste, nicht: "Ich habe wochenlang schlecht geschlafen, das Ganze geht auf Gemüt und Gesundheit. Ich verlasse kein sinkendes Schiff. Ich hoffe, dass wir aus der Sackgasse rauskommen."

Erst wenn der Zwangsausgleich geschafft würde, wäre die seit Dezember 1992 dauernde Ära Kartnig wohl endgültig zu Ende. "Wenn der Weg geebnet ist, bin ich sofort bereit zu gehen. Aber es muss die Zukunft des Vereins gesichert sein."

Kicker akzeptieren Gehaltskürzungen
Am Sonntagvormittag informierte der 54-Jährige die Sturm-Kicker von der weiteren Vorgangsweise.

"Ich ziehe den Hut vor den Spielern. Sie haben ein überaus korrektes Verhalten an den Tag gelegt, lassen sich sportlich nichts anmerken. Und sie haben Gehaltskürzungen akzeptiert, um ein mögliches Weiterleben des Klubs zu ermöglichen. Das gibt Hoffnung."

Kartnig berichtete, dass er selbst durch Haftungen rund 500.000 Euro "in den Kamin schreiben" könne. Laut eigenen Angaben hat er seit 1992 rund 75 Millionen Schilling investiert. Kartnig: "Ohne Kartnig würde es schon ein Jahr lang kein Sturm mehr geben."

"Nehme die Schuld auf mich"
Die Schuld für den Schuldenberg der "Blackies" wies Kartnig am Sonntag nicht von sich. "Natürlich bin ich die Nummer eins und ich nehme die Schuld auch auf mich. Es hat aber auch einen Vorstand und ein Management gegeben. Und die Verträge hat Heinz Schilcher gemacht, ich habe sie dann natürlich unterschrieben."

"Es sind Fehler passiert, dazu stehe ich", so der Klubchef, der die zu hohen Gehälter sowie Transferflops a la Charles Amoah (2001 um rund 54 Mio. Schilling geholt) erwähnte.

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