Nur 23 Minuten und 38 Sekunden dauerte der Comeback-Versuch des "weichen Riesen" am Samstagabend in Halle gegen den US-Amerikaner Brian Minto.
Dann war in der vom TV-Sender RTL als "Nacht der Antworten" apostrophierten Veranstaltung keine Frage mehr offen: technischer K. o. in Runde sechs. "Das war's. Ich mach definitiv Schluss", schwor der schwer gezeichnete 38-jährige Schwergewichtler.
Abbruch vor dem letzten Schlag
Bevor der elf Zentimeter kleinere Minto den ab der zweiten Runde angeschlagenen Schulz endgültig zu Boden schicken wollte, sprang Ringrichter Joachim Jacobsen dazwischen und brach den Kampf ab, während zeitgleich aus der Schulz-Ecke ein Handtuch zum Zeichen der Aufgabe geflogen kam.
"Geh Golf spielen oder mach Kochsendungen", schrie ein erboster Fan von den teuren Plätzen in dem mit 12.000 Zuschauern ausverkauften Gerry-Weber-Stadion.
Zumindest eines dürfte den Beschimpften trösten: Für seine desolate Leistung sackte er immerhin 1,5 Millionen Dollar (1,15 Mio. Euro) ein. Die gemeinsam mit RTL geplanten zwei weiteren Zahltage müssen jedoch ausfallen.
"Habe mich überschätzt"
"Ich habe einfach beschissen geboxt. Ich habe mich überschätzt", stammelte der 1,91-m-Hüne aus Frankfurt an der Oder, der starke Schwellungen im Gesicht abbekam und eingestand: "Ich habe ganz schön vor den Kopf gekriegt."
Schulz sah genauso mitgenommen aus wie vor sieben Jahren nach seinem letzten Kampf gegen Wladimir Klitschko. Die Zuschauer konnten die geradezu Mitleid erregende Vorstellung des Mannes, der sechsmal um Welt- und Europameisterschaften bei den Profis kämpfte, kaum ertragen.
"Wenn man sich elf Monate vorbereitet, dann weiß ich nicht, was er gemacht hat. Das war so schlecht, man hätte die Augen schließen sollen", meinte Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani.
Warnung an Henry Maske
Promoter Wilfried Sauerland, der Schulz früher unter Vertrag hatte, meldete sich aus dem sommerlichen Südafrika zu Wort: "Meine schlimmsten Erwartungen wurden noch übertroffen."
Das Ergebnis dürfte zugleich eine deutliche Warnung an Henry Maske sein, der am 31. März gegen Cruisergewichtsweltmeister Virgil Hill in den Ring steigen will.
"Axel hatte nicht so viel zu verlieren wie Henry das hat. Ich mach mir da schon Sorgen", meinte Trainer Ulli Wegner aus dem Sauerland-Stall.
Schwaches Nervenkostüm
Schulz begründete seine Vorstellung auch mit seinem schwachen Nervenkostüm, das dem Erwartungsdruck nicht standhalten konnte. "In der Kabine ging es mir noch super. Als ich in die Halle kam, hat es mich erschlagen. Das war wie eine Wand", gab der 38-Jährige zu.
Schulz, dessen Manager Wolfram Köhler sowie Technischer Leiter und Freund Jean-Marcel Nartz meinten unisono, ein schwächerer Gegner wäre Selbstbetrug gewesen. Doch Köhler gestand, dass die Wahl Mintos "wirtschaftlich keine kluge Entscheidung" gewesen sei.
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