Ältester Sieger der Weltcup-Geschichte

Stephan Eberharter verlor seinen Rekord an Marco Büchel.
Der Speed-Auftakt des alpinen Skiwinters hat am Samstag eine ÖSV-Niederlage und einen historischen Erfolg gebracht.

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Der Liechtensteiner Marco Büchel triumphierte in Lake Louise trotz einer angebrochenen Rippe fünf Hundertstel vor dem kanadischen Überraschungsmann Manuel Osborne-Paradis und avancierte mit 35 Jahren und 21 Tagen zum ältesten Sieger der Weltcup-Geschichte.

Grugger als Vierter bester Österreicher
Hinter dem Italiener Peter Fill folgte mit Hans Grugger der beste Österreicher erst auf Platz vier. Hermann Maier wurde unmittelbar vor seinem ÖSV-Teamkollegen Klaus Kröll Sechster, Abfahrtsweltcup-Titelverteidiger Michael Walchhofer kam nicht über Rang zehn hinaus.

Weltcup-Punkte holten auch Christoph Gruber (12.), Vorjahressieger Fritz Strobl (19.), Georg Streitberger (22.), Mario Scheiber (23.) und Romed Baumann (30.). Knapp Zähler verpassten hingegen Gesamtweltcup-Titelverteidiger Benjamin Raich (31.) und "Comebacker" Werner Franz (33.).

Aber auch der französische Olympiasieger Antoine Deneriaz (37.) und der norwegische Gesamtweltcup-Anwärter Aksel Lund Svindal (47.) blieben punktelos. US-Superstar Bode Miller musste sich nach einem schweren Schnitzer mit Rang 29 begnügen.

Eberharter verliert Rekord
Für Büchel war es der dritte Weltcup-Sieg seiner Karriere, der zweite in der Abfahrt nach seinem Gröden-Triumph im Dezember des Vorjahres.

Das Kraftpaket aus Balzers löschte damit den "Oldie-Rekord" des Tirolers Stephan Eberharter, der am 6. März 2004 18 Tage vor seinem 35. Geburtstag die Kvitfjell-Abfahrt gewonnen hatte, aus.

Sieg mit angebrochener Rippe
"Mit diesem Sieg habe ich nie gerechnet, denn wegen meiner angebrochenen Rippe hatte ich zuletzt sogar mit dem Training aussetzen müssen und große Motivationsprobleme", betonte Büchel, dem die Verletzung "vor allem beim Atmen und Lachen mächtig wehtut".

"Ich hätte aber auch Osborne-Paradis hier in seiner Heimat den Sieg gegönnt", fügte der Liechtensteiner hinzu, der sich die Blessur in der Vorwoche beim Training zugezogen hatte.

Osborne-Paradis schafft Sensation
Der Kanadier sorgte mit seinem zweiten Platz für eine Sensation. Bisher hatte der 22-jährige, 2004 in Marburg Junioren-Vizeweltmeister im Super-G, einen zwölften Platz (Abfahrt 2005 in Val d'Isere) als bestes Weltcup-Resultat zu Buche stehen gehabt.

Fill egalisierte dagegen mit Rang drei sein bisher bestes Ergebnis in der Abfahrt, in der er bisher nur beim Weltcup-Finale im März in Aare auf dem Podest gestanden war.

Geglücktes Comeback von Grugger
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Grugger schaffte gleich beim Comeback nach seiner Hüftluxation, die er sich Ende Dezember 2005 bei seinem Sturz in Bormio zugezogen hatte, sein bisher bestes Lake-Louise-Resultat (bisher Rang sieben).

"Das ist ein super Einstand, mit dem ich nicht gerechnet habe", lautete der erste Kommentar des Salzburgers, der sich vor dem Rennen sehr unsicher gefühlt hatte.

"Nach der langen Zeit ohne Rennen war ich total nervös, weil ich nicht gewusst habe, wo ich stehe. Deshalb war ich auch in den ersten Trainings total verspannt", gestand Grugger. "Doch nach diesem Ergebnis freue ich mich jetzt natürlich schon sehr auf die nächsten Abfahrten."

Maier und Kröll vor Walchhofer
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Zweitbester Österreicher (und bester Atomic-Fahrer) war als Sechster der nach einer Nebenhöhlenentzündung noch nicht ganz fitte Maier, drittbester als Siebenter der überglückliche Kröll, der sein Comeback nach schwerem Sturz in Aare, wo er sich im März mehrere Brüche zugezogen hatte, gab.

Der Olympiazweite Walchhofer vergab mit einem Fehler im unteren Teil den möglichen Sieg und musste am Ende mit Platz zehn vorlieb nehmen.

"Mit diesem Einstieg in die Saison bin sehr, sehr zufrieden. Es ist mir wieder einmal gelungen, den Schalter im Rennen umzulegen", erklärte Maier, der in den Trainingsläufen am Donnerstag und Freitag nur hinterhergefahren war.

Gruber rätselt über Rang zwölf
Der im Training stets starke Gruber rätselte dagegen nach Rang zwölf: "Ich weiß nicht, wo ich die Zeit liegen gelassen habe. Ich hatte ein super Gefühl und auch keinen Fehler, irgendwas hat wohl nicht mit dem Ski gepasst, denn ich habe oben im Gleitstück viel Zeit verloren."

Damit sprach Gruber offen aus, dass die Abfahrt vor allem eine Materialschlacht war. Die Head-Fahrer (Büchel und Grugger) hatten gemeinsam mit den Läufern von Rossignol (Osborne-Paradis) sowie Dynastar (Fill) die schnellsten Latten. "Wir müssen dieses Resultat genau analysieren", meinte Atomic-Rennchef Rudi Huber.

Pum sieht "keine Ohrfeige"
Trotz des fehlenden Podestplatzes wollte ÖSV-Alpinchef Hans Pum nicht von einer schweren Niederlage sprechen.

"Das war keine Ohrfeige für uns. Mit vier Läufern in den Top Ten waren wir mannschaftlich stark. Außerdem haben wir schon vor dem Rennen gewusst, dass es schwer wird, hier zu gewinnen", erläuterte Pum, um anschließend das Positivste aus österreichischer Sicht herauszustreichen.

"Ich freue mich sehr über die Comebacks von Grugger und Kröll. Und Walchhofer hätte ohne Fehler sicher gewonnen."

Herren-Abfahrt in Lake Louise
1.Marco BüchelLIE1:50,72
2.Manuel Osborne-ParadisCAN1:50,77
3.Peter FillITA1:50,86
4.Hans GruggerAUT1:51,11
5.Didier CucheSUI1:51,17
6.Hermann MaierAUT1:51,38
7.Klaus KröllAUT1:51,51
8.Stephan KepplerGER1:51,62
9.Bruno KernenSUI1:51,66
10.Michael WalchhoferAUT1:51,74
11.Ambrosi HoffmannSUI1:51,75
12.Christoph GruberAUT1:51,84
.Werner HeelITA1:51,84
14.John KuceraCAN1:51,87
15.Kurt SulzenbacherITA1:51,93
16.Patrik JärbynSWE1:51,98
17.Steven NymanUSA1:51,99
.Jan HudecCAN1:51,99
19.Fritz StroblAUT1:52,00
20.Tobias GrünenfelderSUI1:52,06
21.Jürg GrünenfelderSUI1:52,10
22.Georg StreitbergerAUT1:52,14
23.Mario ScheiberAUT1:52,19
.Erik GuayCAN1:52,19
25.Didier DefagoSUI1:52,20
26.Marco SullivanUSA1:52,23
27.Hans OlssonSWE1:52,27
28.Scott MacartneyUSA1:52,44
29.Bode MillerUSA1:52,48
30.Romed BaumannAUT1:52,50
31.Benjamin RaichAUT1:52,57
33.Werner FranzAUT1:52,67
37.Antoine DeneriazFRA1:52,76
47.Aksel Lund SvindalNOR1:53,29

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