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©Bild: APA |
Der Kleinste ganz groß
"Für mich geht ein Traum in Erfüllung", jubelte der 33-Jährige. Ausgerechnet einer der Kleinsten war für die Fußballexperten im WM-Jahr der Größte.
Die Jury der Fachzeitschrift "France Football" gab dem Verteidiger von Real Madrid 173 Punkte. Er lag damit vor Italiens Nationalkeeper Gianluigi Buffon (Juventus Turin/124 Zähler), Thierry Henry (FC Arsenal/121) und Vorjahressieger Ronaldinho (FC Barcelona/73).
Maradona streut Rosen
1990 warf der gerade einmal 1,75 Meter große Cannavaro ihm noch als Balljunge beim WM-Halbfinale Italien - Argentinien in Neapel den Ball zu, 16 Jahre später lobte ihn Diego Maradona als besten Abwehrchef der Welt.
"Italien sollte ihm ein Denkmal setzen", sagte er über den seiner Meinung nach "besten Spieler der WM". Nicht Zinedine Zidane habe diesen Titel verdient, sondern der Abwehrchef der "Squadra Azzurra". Darüber war man sich in Italien einig. "Fußball-Frankreich geht noch einmal in die Knie", schrieb "Il Giornale".
Titel nicht verdient?
In Frankreich fiel das Echo dagegen sehr unterschiedlich aus.
"Im Vergleich zu anderen großen Fußballern hat Cannavaro den Titel vielleicht nicht verdient. Er hat zwar eine großartige WM gespielt, aber keine großartige Saison", meinte Ex-Nationalspieler Jean-Pierre Papin.
Und Trainer Gerard Houllier von Olympique Lyon sagte gar: "Das ist der größte Skandal - gegen Thierry Henry gab es eine Kampagne."
Grandiose WM-Leistung
Dass Cannavaro dem im Ligaskandal zum Zwangsabstieg in die Serie B verurteilten Rekordmeister Juventus im Gegensatz zu Alessandro Del Piero und Gianluigi Buffon nicht die Treue hielt und zu Real wechselte, nahm ihm in Italien keiner übel.
Seit der grandiosen Leistung in Deutschland, wo ihn "La Gazzetta" schon vor dem Finalsieg über Frankreich zum "Kaiser di Germania" ausrief, wird dem kleinen Mann mit den kurzen Haaren nahezu alles verziehen.
Kein "echtes" Gegentor
Ohne "echtes" Gegentor hatte der überragende Kapitän seine "Azzurri" ins Finale geführt, in dem er gewohnt fehlerlos spielte.
"Er ist einfach Weltklasse", lobte ihn Nationaltrainer Marcello Lippi. Für Buffon ist Cannavaro "ein echter Kerl, ein Kämpfer, der ein Fußballspiel als Schlacht versteht". Dabei bleibt Cannavaro aber stets fair, kassierte bei der WM keine einzige Gelbe Karte.
"Viel Schlaf, gutes Essen und wenig Sex"
Routine, Durchsetzungsfähigkeit, Wendigkeit, ein perfektes Stellungsspiel und vor allem ein sehr gutes Auge für die Spielsituation machen Cannavaro zum bestem Abwehrchef der Welt, meint nicht nur Maradona.
Schmunzelnd verriet Cannavaro ein etwas anderes Erfolgsrezept: "Viel Schlaf, gutes Essen und wenig Sex."
Start beim SSC Neapel
Seine Karriere begann er zu Maradonas glorreichen Zeiten beim SSC Neapel. Tief beeindruckt von Ciro Ferrara eiferte er aber nicht dem wie ein Heiliger verehrten Argentinier nach, sondern verlegte sich auf das Toreverhindern.
Die Tifosi bewundern den fairen Kämpfer, die weiblichen Fans den Modellathleten, der in Dolce-&-Gabbana-Unterwäsche mit männlich-entschlossenem Blick von den Litfasssäulen herabschaut.
Wie auf dem Platz ist Cannavaro auch im Privatleben ein Teamspieler: Statt wilder Affären mit diversen Showgirls genießt der Neapolitaner das Familienleben mit seiner Frau und den zwei Kindern.
Endstand der Wahl 2006:
1. | Fabio Cannavaro | ITA | Real Madrid | 173 |
2. | Gianluigi Buffon | ITA | Juventus Turin | 124 |
3. | Thierry Henry | FRA | Arsenal | 121 |
4. | Ronaldinho | BRA | FC Barcelona | 73 |
5. | Zinedine Zidane | FRA | Real Madrid | 71 |
6. | Samuel Eto'o | CMR | FC Barcelona | 67 |
7. | Miroslav Klose | GER | Werder Bremen | 29 |
8. | Didier Drogba | CIV | Chelsea | 25 |
9. | Andrea Pirlo | ITA | AC Milan | 17 |
10. | Jens Lehmann | GER | Arsenal | 13 |
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