Aber auch der heimische Fußball hat interessante Szenen zu bieten, etwa Pepi Schicklgrubers Einlage 1999 gegen den AC Parma und das Tor von Mattersburg gegen Rapid letzten Samstag. Manche Entscheidungen waren umstritten, manche offensichtlich und dennoch ungeahndet.
Mit der Möglichkeit eines Videobeweises wären viele Augenblicke im Fußball nicht denkwürdig und legendär, sondern längst vergessen. Dennoch wären alle Beteiligten froh über einen zweiten Blick des Schiedsrichters gewesen, wie zum Beispiel ...
1966: Tor oder nicht Tor?
Das berühmteste "Tor" der Fußballgeschichte: Die Frage über die Gültigkeit des Treffers ist bis heute Anlass für viele Diskussionen.
Als Martin Peters in der 78. Minute England mit 2:1 in Führung brachte, schien alles entschieden, doch wenige Sekunden vor dem Abpfiff gelang Wolfgang Weber der Ausgleich - Verlängerung. In der 101. Minute knallte Geoff Hurst den Ball an die Querlatte, das Leder sprang nach unten. Tor? Der sowjetische Linienrichter sah es so und spielte damit an der Wiege des Fußballs Geburtshelfer für den Weltmeister England. Die Gastgeber führten in der Verlängerung des Endspiels gegen Deutschland mit 3:2 und gewannen schließlich 4:2.
Eine Torkamera oder ein Chip im Ball - der Mythos Wembley-Tor wäre nie entstanden.
1982: Schumacher ohne Reue
Deutschland gegen Frankreich im Halbfinale der WM 1982: Beim Stand von 1:1 sprang in der 60. Minute DFB-Goalie Harald "Toni" Schumacher dem aufs Tor stürmenden Franzosen Patrick Battiston brutal gegen den Oberkörper.
Der Franzose war bewusstlos, erlitt eine Gehirnerschütterung sowie Wirbelverletzungen und verlor mehrere Zähne. Nur: Schiedsrichter Charles Corver aus den Niederlanden ließ weiterspielen. Im folgenden Elferschießen wurde Schumacher auch noch zum Helden der Partie. Nach dem Spiel zeigte der langjährige Köln-Tormann keinerlei Bedauern, sondern fiel auch noch durch Bemerkungen wie "Dann zahle ich ihm eben die Jacketkronen" auf.
Ein Feindbild für die französischen Fußballfans war geboren.
1986: Die "Hand Gottes"
WM in Mexiko, 22. Juni, Viertelfinalspiel gegen England: Der Ball flog hoch in den Strafraum, der englische Torwart Peter Shilton wollte den Ball wegfausten, doch Argentiniens Superstar Diego Maradon war schneller und der Ball schließlich im Tor.
Nicht seine Hand sei am Ball gewesen, sondern die Hand Gottes, behauptete Maradona später. Den Ausdruck prägte Maradona selbst, als er nach dem Spiel keine Reue zeigte und vor laufenden Kameras sagte: "Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf." Erst im Jahr 2005 gab Maradona zu, den Ball wirklich mit der Hand gespielt zu haben.
Im selben Spiel, das Argentinien 2:1 gewann, lief Maradona über das halbe Spielfeld, ließ fünf Gegner aussteigen und schoss das FIFA-"WM-Tor des Jahrhunderts".
1999: Schicklgruber greift zu
So etwas hatte Fußball-Österreich bis dahin noch nicht gesehen. Minutenlang diskutierten Schiedsrichter und Linienrichter über "Tor oder nicht Tor" am 9. Dezember im UEFA-Cup-Drittrundenspiel zwischen Sturm Graz und dem AC Parma.
Sturm-Torhüter Josef Schicklgruber war sich sicher, dass die Flanke von Mario Stanic in der 108. Minute zum 2:3 kein Tor für Parma war. "Ich war hinter der Linie, der Ball aber garantiert nicht", beteuerte der Oberösterreicher. Parma-Stürmer Stanic machte den Schiedsrichter auf seinen Assistenten Kusovac aufmerksam, der Tor signalisierte.
Erst als Schiedsrichter Radoman seinen Assistenten anbrüllte: "Du bringst mich in ärgste Verlegenheit, du musst jetzt sagen, ob es ein Tor war oder nicht", reagierte Kusovac. Das Spiel endete 3:3, Sturm schied aus.
2006: Zidane trifft Materazzi
Eine der bizarrsten Szenen in der Fußballgeschichte, 9. Juli, WM-Finale, Berlin: Das Spiel zwischen Frankreich und Italien steht 1:1, als Zinedine Zidane in der 110. Minute den italienischen Verteidiger Marco Materazzi mit einem Kopfstoß gegen die Brust niederstreckt. Der Italiener soll einen der besten Fußballer aller Zeiten mit Beleidigungen über dessen Schwester provoziert haben.
Die Szene blieb vorerst vom Schiedsrichter unbemerkt, im TV wurden die Bilder dem staunenden Publikum präsentiert. Erst der vierte Schiedsrichter Luis Medina Cantalejo machte per Funk Hauptschiedsrichter Horacio Elizondo auf den Vorfall aufmerksam. Nach Beratungen mit dem Linienrichter wurde Zidane ausgeschlossen.
2006: Wembley-Tor im Pappelstadion
Was für die Deutschen das Wembley-Stadion, ist für die Rapid-Fans das Pappelstadion in Mattersburg. Das 0:1 der Hütteldorfer letzten Samstag kam durch einen umstrittenen Treffer nach einem Kopfball von Jürgen Patocka zu Stande (70.). Laut Schiedsrichter Dietmar Drabek hatte der Ball schon vor der Rettungsaktion von Stefan Kulovits, der auf der Linie postiert war und das Leder an die Querlatte köpfelte, die Linie überquert.
Zwei Minuten später rutschte Rapid-Verteidiger Thomas Burgstaller mit voller Wucht und voller Frust in den Lauf von Cem Atan, was ihm nicht nur wütende Proteste der Mattersburger, sondern auch die Rote Karte einbrachte.
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