"Eine Riesenüberraschung"

"Ich bin mit vollem Herzen in Salzburg, wir haben große Ziele."
Zum zweiten Mal nach 2004 (Steffen Hofmann) wurde in der APA-Trainerumfrage ein Legionär aus Deutschland zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt.

Im APA-Interview spricht Alexander Zickler unter anderem über den Stellenwert der Wahl, die Gerüchte über eine Rückkehr in die deutsche Liga, das Niveau der österreichischen Meisterschaft, seine zwölf Jahre bei Bayern München und sein Vorbild Hermann Maier.

APA: Die Bundesliga-Trainer haben Sie zu Österreichs Fußballer des Jahres 2006 gekürt, welchen Stellenwert hat diese Auszeichnung für Sie?

Zickler: Das ist eine Riesenüberraschung und Ehre für mich. Es zeigt mir, dass ich gute Leistungen gebracht habe. Und so ein Titel ist nach vielen schwierigen verletzungsbedingten Auszeiten auch eine große Genugtuung. Ich bin sehr stolz.

APA: Was macht Sie derzeit so stark und selbstbewusst vor dem Tor?

Zickler: Auch die erste Saison war für mich ein Erfolg, ich bin nämlich verletzungsfrei geblieben. Und das war ausschlaggebend für die aktuelle Saison. Die Mannschaft hat außerdem noch mehr Qualität dazubekommen und ist gewachsen. Von dieser Qualität in allen Mannschaftsteilen profitiere ich. Ich bin nur so stark wie die Mannschaft. Wir spielen einen guten und schnellen Fußball und kommen so zu vielen Torchancen. Dass ich noch dazu derzeit aus jeder Position treffe, macht mich froh. Mit harter Trainingsarbeit schaffe ich die Voraussetzungen dafür.

APA: Es kursieren Gerüchte, dass durch Ihre starken Leistungen einige deutsche Bundesligisten auf Sie aufmerksam geworden sind. Werden Sie Salzburg bald wieder verlassen?

Zickler: Und vielleicht kommt in der Winterpause sogar noch das eine oder andere Angebot dazu. Aber wenn man sich meine Karriere anschaut, kann man leicht feststellen, dass ich immer längere Zeit bei einem Verein geblieben bin. Nicht nur ein oder zwei Jahre. Ich bin ein Mensch, der, wenn er sich wohl fühlt, länger bleibt. Und ich bin mit vollem Herzen in Salzburg, wir haben große Ziele.

APA: Und wie lauten diese Ziele?

Zickler: Meister werden und den Sprung in die Königsklasse Champions League schaffen. In der Liga sind wir auf einem guten Weg, aber trotz zehn Punkten Vorsprung noch lange nicht durch.

APA: Man kann davon ausgehen, dass sich Salzburg weiter kontinuierlich verstärken wird. Wie wichtig ist es dabei, dass man mit Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus zwei weltweit bekannte Aushängeschilder als Trainer zu bieten hat?

Zickler: Diese zwei Namen garantieren, dass Salzburg auch über die österreichische Grenze hinaus beäugt wird. Aber dass ein aktueller Superstar aus Italien oder Spanien kommt, das kann man sich abschminken. Diese Spieler sind es gewohnt, jede Woche vor 70.000 oder 80.000 Zuschauern zu spielen.

APA: Was haben Sie vor Ihrem Wechsel zu Salzburg über die österreichische Liga gedacht und wie sieht Ihre Meinung jetzt aus?

Zickler: Die Leistungen von Rapid, Austria, Salzburg oder Sturm im Europacup habe ich schon registriert. So richtig beschäftigt mit der Liga habe ich mich aber erst, als der Wechsel nach Salzburg im Gespräch war. Vor einigen Jahren hatte ich mir bei einem meiner Arztbesuche in Salzburg ein Spiel angeschaut, da hatte Salzburg anscheinend einen richtig schlechten Tag und ich war mir sicher: Da werde ich niemals spielen. Mittlerweile bin ich natürlich froh, dass ich den Schritt gewagt habe. Man spürt, dass in Salzburg wieder eine Fußballeuphorie entsteht.

APA: Und das Niveau der österreichischen Liga?

Zickler: Die Voraussetzungen sind ganz andere als in Deutschland. In Österreich müssen viele Vereine auf den Nachwuchs setzen, weil kein Geld für teure Transfers da ist. Aber das ist ja im Hinblick auf die EM 2008 sehr gut. Und der Viertelfinal-Einzug der Austria in den UEFA-Cup oder unsere Spiele gegen Zürich, Valencia und Blackburn haben gezeigt, dass man trotzdem auch mit solchen Teams mithalten kann.

APA: Sind die Arbeitsbedingungen in Salzburg mit jenen in der deutschen Liga zu vergleichen?

Zickler: Die Bedingungen sind hervorragend, wahrscheinlich sogar besser als bei den meisten Vereinen in Deutschland. Was uns Dietrich Mateschitz und Red Bull punkto Trainingsmöglichkeiten, Umkleide oder medizinische Betreuung bieten, ist Wahnsinn.

APA: Es wird oft von der "Startruppe" oder "Millionärstruppe" Red Bull Salzburg gesprochen ...

Zickler: Wir werden immer mehr zum Kollektiv. Am Anfang hat es sprachliche Probleme gegeben, aber der Kontakt innerhalb der Mannschaft wird immer intensiver. Wir gehen gemeinsam essen, treffen uns. Jeder hat seinen Platz im Team, jeder ist wichtig. Auch bei Bayern hat es nicht nur elf Superspieler gegeben, sondern 23. Da hat niemand eine Stammplatzgarantie, jeder muss kämpfen.

APA: Sie haben zwölf Jahre bei Bayern München verbracht, nach solch einer langen Zeit beim "FC Hollywood" kann einen wohl nichts mehr aus der Bahn werfen.

Zickler: Ich bin mit 18 zu Bayern gegangen, wollte dort drei Lehrjahre verbringen und dann irgendwoanders hinwechseln. Dass es zwölf Jahre bei einem der besten Klubs der Welt geworden sind, ist natürlich eine Riesengeschichte. Ich habe mit den Bayern viele Höhen und Tiefen mitgemacht, da ist man dann schon gewappnet für die Zeit danach. Prägend waren natürlich vor allem die Champions-League-Finali 1999 gegen Manchester (1:2 nach 1:0-Führung, Anm.) und 2001 gegen Valencia (Sieg im Elferschießen, Anm.). Gerade durch meine zahlreichen Verletzungen habe ich aber auch die soziale Ader von solchen Großvereinen mitbekommen. Uli Hoeneß hat mir z. B. trotz eines Schienbeinbruchs im April den Vertrag im Juni verlängert.

APA: Sie haben zahlreiche Verletzungen hinnehmen müssen, welche war denn die bitterste?

Zickler: 2002 hatte ich einen Tumor im Schienbein. Dadurch habe ich die WM verpasst, das hat sehr weh getan. Ein großes Turnier mit der deutschen Nationalmannschaft fehlt auf meiner Visitenkarte.

APA: Wenn man sich drei Mal innerhalb kürzester Zeit das Schienbein bricht, denkt man da nicht ans Aufhören?

Zickler: Für jeden Sportler ist es das Bitterste, wenn er auf Grund einer Verletzung die Karriere beenden muss. Die erste Stunde nach den Brüchen habe ich mir gedacht: Das war's jetzt. Aber dann habe ich mich sofort darauf vorbereitet, was in den kommenden Monaten auf mich zukommt. Meine Frau und die Geburt und das Heranwachsen meiner Kinder haben zusätzlich Motivation und Kraft freigesetzt.

APA: Stimmt es, dass Hermann Maier in schwierigen Zeiten ein Vorbild für Sie war?

Zickler: Vollkommen richtig. Gerade bei meinem letzten Beinbruch ist sehr viel auf dem Spiel gestanden. Aber dann habe ich von seinem Unfall und seinen Komplikationen erfahren, und dagegen war mein Beinbruch überhaupt nichts. Die Biografie von Maier hat mir dabei geholfen, die zehn Monate ohne Leistungssport zu bewältigen.

APA: Hat es schon ein Treffen gegeben?

Zickler: Leider nicht. Einmal habe ich ihn durch Zufall in Obertauern getroffen. Aber da war es schon eher lustiger in der Runde mit seinen Freunden und da wollte ich nicht stören. Vielleicht klappt es ja einmal, ich würde sehr gerne mit ihm plaudern.

Links: