Mehr als eine Mutprobe

Benjamin Raich lässt die Abfahrt aus.
Springen oder nicht springen - diese Frage hat jahrelang die Rennläufer beschäftigt, wenn sie sich ins "Abenteuer Saslong" stürzten. Gemeint waren die berühmt-berüchtigten Kamelbuckel, eine der Schlüsselstellen der Herren-Abfahrt in Gröden (Samstag, 12.15 Uhr, live in ORF1).

Wenn alles nach Wunsch klappte, drückte man den ersten der drei Buckel, um auf dem zweiten abzuheben und den dritten zu überspringen. Der "Luftstand" war beachtlich, auch von der Weite her konnten es die Rennläufer durchaus mit den Skispringern aufnehmen.

Uli Spiess als "Vorspringer"
Vorgemacht hat das Uli Spiess, der im Dezember 1980 nach Tests auf einer Sprungschanze im Training als erster Fahrer die Mutprobe wagte.

"Die Angst saß mir tief im Nacken. Die Angst vor der Ungewissheit, ob ich es schaffen würde oder ob meine Knochen anschließend eingesammelt werden müssten", so der Zillertaler über seine viel beachtete Premiere vor 26 Jahren.

Auch Könner haben ihre Probleme
Die Sprünge wurden seit damals mehr und mehr entschärft, die Abfahrt in Gröden ist aber auch heute noch eine Mutprobe. Die Kamelbuckel werden zwar - wenn es die Kurssetzung zulässt - von allen Assen übersprungen, manchen werfen sie dennoch ab.

So geschehen auch in der Saison 2005/06, als Axel Lund Svindal im Training schwer stürzte. Der Shooting Star des Vorjahres zog sich dabei schmerzhafte Prellungen zu und hatte Glück, dass er nicht ärger verletzt wurde.

Im Jahr 2003 erwischte es Hannes Reichelt, auch er kam glimpflich davon. Weniger Glück hatten Gerhard Pfaffenbichler und Ed Podivinsky, die ihren Wagemut 1989 bzw. 1998 mit gerissenen Kreuzbändern bezahlen mussten.

Peter Müller "zerlegt"
Im gleichen Jahr wie Pfaffenbichler stürzte auch Peter Müller auf den Kamelbuckeln schwer, der Schweizer erlitt dabei Bänderrisse und Knochenabsplitterungen sowie Meniskusverletzungen in beiden Knien.

Aber auch zahlreiche andere Fahrer wurden immer wieder von der Strecke abgeworfen und mussten den Weg ins Tal mit dem Akja oder gar Hubschrauber fortsetzen.

Raich verzichtet
Zu hoffen bleibt, dass das heurige Rennen ohne Zwischenfälle über die Bühne geht. Benjamin Raich zieht es jedenfalls vor, die Abfahrt auszulassen. Der Weltcup-Gesamtsieger geht nur im Super-G am Freitag an den Start.

Der nach der vergangenen Saison zurückgetretene Kristian Ghedina absolviert am Samstag hingegen noch einen letzten Auftritt auf seiner heiß geliebten Saslong.

Der vierfache Gröden-Sieger wird die Abschiedsfahrt mit einer "Skiausrüstung von damals" unternehmen. FIS-Renndirektor Günter Hujara gab am Dienstagabend bekannt, dass Ghedina als letzter Vorläufer über die Piste gehen wird, im Ziel wird der italienische Haudegen dann gebührend gefeiert und geehrt werden.

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