"Es macht keinen Spaß mehr"

Zwei Siege und 19 Podestplätze.
Auch ein Stehaufmanderl hat irgendwann genug. Werner Franz hat am Donnerstagnachmittag in Gröden seinen Rücktritt bekannt gegeben, das zweite Abfahrtstraining auf der Saslong war der letzte Auftritt des auf Grund seiner zahlreichen Comebacks auch als "der Unzerstörbare" bezeichneten Kärntner Skiläufers.

"Es ist nicht mehr lustig. Es macht keinen Spaß mehr, die Schmerzen sind zu groß", meinte der 34-Jährige, der im Sommer 2005 nach einem schweren Trainingssturz in Chile beinahe sein rechtes Bein verloren hätte.

Vor nichts gefürchtet
Gröden stellt für Franz einen würdigen Rücktrittsort dar, denn der Weißbriacher hatte dort mit dem sensationellen zweiten Abfahrtsplatz am 17. Dezember 1993 seine erste Weltcup-Sternstunde erlebt.

Abfahrtscoach Walter Hubmann meinte im Rahmen der Verabschiedung im ÖSV-Mannschaftsquartier Wolkenstein: "Ich habe erst einen Läufer kennen gelernt, der sich wirklich vor nichts gefürchtet hat. Und das war der junge Werner Franz. Er war seine ganze Karriere lang ein Kämpfertyp durch und durch."

Zwei Weltcup-Siege
Der Sieger von zwei Weltcup-Rennen (Super-G 2000 St. Anton, Abfahrt 2004 Val d'Isere), der vor seinem Premierenerfolg neun zweite Plätze schlucken musste und bereits als "ewiger Zweiter" verschrien war, hat im Laufe der Jahre zahlreiche verletzungsbedingte Rückschläge hinnehmen müssen. Den schwersten gab es im August 2005 in Portillo.

Comeback in Lake Louise
Notoperationen in Santiago de Chile retteten Franz nach einem offenen Unterschenkelbruch, einer Schienbeinkopfzertrümmerung sowie schweren Knorpel-, Meniskus- und Gewebeschäden das Bein, konnten den Haudegen aber immer noch nicht vom Aufhören überzeugen.

"Mit einer Verletzung auf Wiedersehen sagen, das wollte ich nicht", erklärte Franz, der sich noch einmal zurückquälte.

Der Traum vom Comeback wurde wahr, in der Lake-Louise-Abfahrt startete Franz und wurde damit trotz Platz 33 zum gefeierten Helden. Wenige Tage später im Training von Beaver Creek bei schlechter Sicht und unruhiger Piste verging ihm jedoch die Lust gründlich.

Laudatio von Chefcoach Giger
Bereits vor seiner Abreise nach Gröden informierte Werner seine Gattin Gabrielle, dass es womöglich sein letztes Weltcup-Wochenende sein könnte. Die leidgeprüfte Frau wollte das erst gar nicht glauben.

"Sie hat nur gesagt: 'Das hab ich schon x-mal gehört.' Vielleicht glaubt sie es, wenn sie es morgen in der Zeitung liest", meinte Franz, der seine langjährigen Freunde, Kollegen und Wegbegleiter zu einem Glas Rotwein einlud.

Auch ÖSV-Chefcoach Toni Giger ließ es sich nicht nehmen, eine kleine Laudatio zu Ehren von Franz zu halten. Der Salzburger erinnerte sich auch an gemeinsame Europacup-Zeiten, als Giger noch Masseur und Konditionstrainer der EC-Herren in Personalunion war. "Schon damals wussten wir, dass er mehr als andere aushält."

Werner jr. bereits im Landeskader
Weinkenner Giger hatte angesichts eines leisen Verdachts eine der edelsten Flaschen Rotwein aus seinem Weinkeller mit in Gröden dabei und schenkte diese seinem nunmehrigen Ex-Schützling. "Auf die solltest aufpassen", sagte Giger über den edlen Tropfen.

Franz könnte die Flasche öffnen, wenn sein mittlerweile zwölfjähriger Sohn Werner jr. die ersten Ski-Heldentaten schaffen sollte. Werner jr. fährt bereits im Kärntner Landeskader, seine Spezialdisziplin ist derzeit jedoch nicht die Abfahrt, sondern der Slalom.

Die gesamte Aufmerksamkeit von Franz gehört nun seiner Frau sowie den drei Kindern und dem Gesundwerden. Franz wird sich auch in den Dienst seiner jüngsten Skifirma Head stellen, genauere berufliche Zukunftspläne hat er aber natürlich noch nicht geschmiedet.

Fritz Strobl: "Hut ab"
Sein langjähriger Weggefährte Fritz Strobl meinte zum Karriereende seines Freundes: "Wir haben fast 25 Jahre Skikarriere gemeinsam verbracht. Das Wichtigste und Schönste ist, dass er fit in Pension geht."

Auch sein Kärntner Landsmann weiß über die Steherqualitäten von Franz zu berichten. "Hut ab, wie er sich immer wieder zurückgekämpft hat. Alle wissen, was für ein großer Kämpfer er ist."

Ausgerechnet ex aequo mit Fritz Strobl hatte Franz im Februar 2000 im Super-G von St. Anton seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert, den zweiten und letzten legte er im Dezember 2004 in der Abfahrt von Val d'Isere nach. Franz stand im Laufe seiner Karriere insgesamt 19 Mal auf dem Weltcup-Podest.

Steckbrief:

  • Geb.: 8. März 1972 in Villach
  • Wohnort: Weißbriach/Kärnten
  • Größe/Gewicht: 1,77 m/85 kg
  • Verein: SV Weißbriach
  • Familienstand: verheiratet mit Gabrielle
  • Kinder: Werner, Lisa-Marie und Vanessa
  • Hobbys: Golf, Motorrad, Natur
  • Im ÖSV-Kader seit 1990

Größte Erfolge:

Weltcup:

  • Zwei Siege (Abfahrt, Super-G)
  • Insgesamt 19 Podestplätze
  • Gesamtneunter 1998/99
  • Super-G-Gesamtzweiter 1999/00
  • Abfahrtsgesamtdritter 1998/99

WM:

  • Platz sechs Abfahrt 1999 in Vail und Super-G 2001 in St. Anton
  • Platz acht Abfahrt 2001 in St. Anton

Keine Olympia-Teilnahme

Europacup:

  • Abfahrtsgesamtsieger 1991/1992

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