"Risiko prägte sein Leben"

Dreifacher Weltmeister bewunderte positive Einstellung seines ehemaligen Teamkollegen.
Seine Zeitgenossen in der Formel 1 haben ihn den "Unverwundbaren" genannt. Am Freitag aber verstarb die Schweizer Motorsportlegende Gianclaudio "Clay" Regazzoni im Alter von 67 Jahren bei einem Autounfall in Italien.

"Risiko prägte sein gesamtes Leben. Es passt zu ihm, dass es bei einem Autounfall zu Ende geht", meinte Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda, selbst ab 1974 Ferrari-Teamkollege Regazzonis.

"Eine starke Persönlichkeit"
Als Lauda nach der Saison 1973 als 24-Jähriger zu Ferrari wechselte, war der zehn Jahre ältere Regazzoni der große Star, der gefeierte Held der Italiener.

"Er war ein Vorbild für mich, denn er war nicht nur ein schneller Rennfahrer, sondern auch eine starke Persönlichkeit", sagte Lauda im Gespräch mit der APA. "Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er war ein ausgezeichneter Teamkollege."

"Ebenbild des idealen Rennfahrers"
"Er war das Ebenbild des idealen Rennfahrers der damaligen Zeit", erklärte Lauda.

Piloten in der Königsklasse des Motorsports galten in den 70er Jahren vornehmlich als Lebemänner. "Persönlichkeitsstruktur, Charakter, Auftreten und Lebenswandel ergaben bei ihm ein perfektes Gesamtbild."

Lebenseinstellung bewundert
In späteren Jahren habe Lauda vor allem die positive Lebenseinstellung seines ehemaligen Teamkollegen bewundert, der seit einem schweren Unfall am 30. März 1980 in Long Beach querschnittgelähmt war.

"Er hat nur an das Positive gedacht. Er war nie grantig oder depressiv. Das bewundere ich", sagte Lauda, der am 1. August 1976 bei einem Feuerunfall auf dem Nürburgring beinahe selbst sein Leben gelassen hatte.

"Viele schwere Unfälle"
Regazzoni hatte großes Risiko nie gescheut. "Zu Beginn meiner Karriere haben wir ihn den 'Unverwundbaren' genannt, weil er sehr viele schwere Unfälle gehabt hat", erinnerte sich Lauda.

"Aber er ist immer wieder ausgestiegen, wo sonst niemand mehr ausgestiegen wäre." Selbst nach seinem Unfall in Long Beach fuhr der Schweizer im hohen Alter noch Gokart-Rennen. "Risiko und Motorsport prägten sein Leben."

"Astreiner Charakter"
Was dem österreichischen Weltmeister von 1975, 1977 und 1984 von seinem ersten Ferrari-Stallrivalen aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist dessen "astreiner Charakter". "Er war ein so 'grader Michl', dass er, selbst wenn ich als junger Pilot von Ferrari bevorzugt worden bin, in keiner Weise nachtragend war."

"Er hat nie hinter dem Rücken anderer agiert, sondern Probleme ausdiskutiert, und dann waren sie erledigt", betonte Lauda, der Regazzoni zuletzt beim Grand Prix von Monaco getroffen hatte.