Götschl verpasst dritten Speed-Sieg in Folge

Mancuso hatte bisher nur Olympiagold im Riesentorlauf gewonnen.
Die Abfahrt bleibt die einzige Disziplin, in der die ÖSV-Damen den Skiweltcup nicht nach Belieben dominieren.

Haben die Österreicherinnen alle sechs Rennen in den anderen Sparten zum Teil in überlegener Manier für sich entschieden, so brachte auch die dritte Saisonabfahrt am Dienstag in Val d'Isere keinen rot-weiß-roten Sieg.

Riesentorlauf-Olympiasiegerin Julia Mancuso aus den USA gewann die erste von zwei Abfahrten in Val d'Isere vor Renate Götschl und feierte damit ihren ersten Weltcup-Sieg.

Premiere für Götschl
Götschl hatte zuletzt die zwei Super-Gs in Lake Louise und auf der Reiteralm für sich entschieden, zeigte sich nach Platz zwei in Frankreich aber dennoch "sehr, sehr zufrieden".

Die 31-jährige Steirerin, die bereits 40 Weltcup-Rennen gewonnen hat, war bis dato in Val d'Isere noch nie auf das Podest gefahren.

"Derzeit läuft es einfach sehr, sehr gut. Die Fahrten, die Platzierungen und auch das Selbstvertrauen passen", sagte Götschl, die bereits am Mittwoch (10.30 Uhr, live in ORF1) die Chance zur Revanche erhält.

Entscheidung im unteren Teil
Die entscheidende Zeit hatte Mancuso "Speed-Queen" Götschl im technisch anspruchsvollen unteren Teil abgenommen, distanzierte die nach einer Minute noch führende Österreicherin letztlich um 0,43 Sekunden.

"Ich glaube, auf der Strecke ist heute keine ohne Fehler heruntergekommen. Die mit den wenigsten Fehlern hat dann gewonnen", meinte Götschl, die die weiter im Abfahrtsweltcup führende US-Amerikanerin Lindsey C. Kildow und die schwedische Trainingsschnellste Anja Pärson auf die Plätze drei und vier verwies.

Schwerer Sturz von Nadia Fanchini
Das Rennen war nach einem schweren Sturz von Nadia Fanchini vor den Topläuferinnen für mehr als eine Viertelstunde unterbrochen worden. Die Italienerin, die kurz das Bewusstsein verloren hatte, wurde mit dem Akja abtransportiert.

Im Krankenhaus von Moutiers wurde ein zweifacher Bruch des Handgelenks und eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Weitere schwere Verletzungen blieben der 20-Jährigen nach Angaben des italienischen Verbandes aber erspart.

Sieg trotz Hüftoperation
Kurz vor dem Sturz Fanchinis hatte Mancuso überlegene Bestzeit erzielt. "Ich war ziemlich nervös, aber der Lauf war ausgezeichnet", versicherte die 22-Jährige, die sich in der Saisonpause nach ihrem Olympiasieg im Februar in Turin einer Hüftoperation hatte unterziehen müssen.

"Ich erhole mich erst langsam davon, aber heute habe ich mich wirklich gut gefühlt", betonte die Kalifornierin, die auch ihrem Ex-Freund Steven Nyman dankte. Dieser hatte am Wochenende in der klassischen Abfahrt von Gröden ebenfalls seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert.

"Das hat mich inspiriert", verriet Mancuso. Die beiden, die trotz ihrer Trennung noch immer sehr enge Freunde sind, hatten sich auf Hawaii auch einige Zeit gemeinsam auf die Saison vorbereitet.

Meissnitzer mit Rang sechs zufrieden
Als zweitbeste Österreicherin folgte hinter Lokalmatadorin Ingrid Jacquemod und bereits mit Respektabstand auf das überlegene Spitzenquartett Alexandra Meissnitzer auf Rang sechs.

"Damit bin ich nicht unzufrieden. Mir fehlt nur noch die letzte Konsequenz, um auf das Stockerl zu kommen", meinte die Salzburgerin, die im Super-G auf der Reiteralm mit Platz vier ihre beste Saisonplatzierung eingefahren war. "Ich brauche diese positiven Ergebnisse, um befreiter fahren zu können."

Waren zuletzt im Heimrennen auf der Reiteralm noch sieben Österreicherinnen unter die ersten acht gefahren, so klassierte sich diesmal nur noch Andrea Fischbacher als Zehnte im Spitzenfeld.

Routine als Vorteil
"Wir können mit dem Ergebnis dennoch sehr zufrieden sein. Es war eine spannende Abfahrt mit sehr hohem Tempo. Man hat gesehen, dass bei diesen Bedingungen eher die Routiniers vorne sind", sagte ÖSV-Damen-Cheftrainer Herbert Mandl.

Die in den technischen Disziplinen so starken Marlies Schild und Nicole Hosp kamen mit über drei Sekunden Rückstand als ex aequo 36. nicht in die Punkteränge.

Hosp führt nach neun Rennen dennoch weiter im Gesamtweltcup. Götschl stieß 30 Punkte hinter der Tirolerin auf Rang zwei vor. Die dreifache Saisonsiegerin Schild (zwei Slaloms und eine Super-Kombination) ist Dritte.

Dienstag-Abfahrt in Val d'Isere
1.Julia MancusoUSA1:38,93
2.Renate GötschlAUT1:39,36
3.Lindsey C. KildowUSA1:39,47
4.Anja PärsonSWE1:39,58
5.Ingrid JacquemodFRA1:40,45
6.Alexandra MeissnitzerAUT1:40,60
7.Kelly VanderbeekCAN1:40,61
8.Lucia RecchiaITA1:40,76
9.Dominique GisinSUI1:40,90
10.Andrea FischbacherAUT1:40,95
11.Carmen CasanovaSUI1:41,02
12.Martina SchildSUI1:41,10
13.Sylviane BerthodSUI1:41,12
.Monika DumermuthSUI1:41,12
15.Elisabeth GörglAUT1:41,15
.Catherine BorghiSUI1:41,15
.Alexandra ColettiMON1:41,15
18.Ella AlpigerSUI1:41,18
19.Nadia StygerSUI1:41,21
20.Marie Marchand-ArvierFRA1:41,27
21.Wendy SiorpaesITA1:41,31
22.Katja WirthAUT1:41,35
.Kirsten L. ClarkUSA1:41,35
24.Emily BrydonCAN1:41,43
25.Fränzi AufdenblattenSUI1:41,51
26.Nike BentSWE1:41,64
27.Ingrid RumpfhuberAUT1:41,67
28.Maria RieschGER1:41,77
.Gina StechertGER1:41,77
30.Elena FanchiniITA1:41,78
.Rabea GrandSUI1:41,78
36.Nicole HospAUT1:42,08
.Marlies SchildAUT1:42,08
39.Kathrin WilhelmAUT1:42,17

Out u. a.: Nadia Fanchini (ITA)

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