23 Medaillen (neun Mal Gold und je sieben Mal Silber und Bronze) bedeuteten einen neuen Rekord. 22 Medaillen gingen allein auf das Konto von Sportlerinnen und Sportlern des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Die zuvor erfolgreichsten Spiele für ein ÖOC-Team waren jene in Albertville 1992 mit 21 Stück Edelmetall (6/7/8).
Medaillen in jeder Disziplin
Bei den alpinen Herren wurden vier bis zehn Medaillen erwartet, tatsächlich gab es acht, davon zwei Gold-, drei Silber-, drei Bronzemedaillen. Die ÖSV-Herren holten in allen fünf Disziplinen zumindest eine Medaille.
Nach etwas verhaltenem Beginn in der ersten Woche (Silber in Abfahrt und Super-G sowie Bronze in der Kombi) war vor allem Benjamin Raich in der zweiten Woche nicht mehr zu bremsen. Der Dreifachtriumph im abschließenden Slalom stellte dann alles in den Schatten.
Abfahrt (1-2/1): Nach der WM 2005 ging die prestigeträchtigste "Goldene" zum zweiten Mal in Folge nicht an das "Power-Team" aus Österreich. Antoine Deneriaz (FRA) versalzte dem lange in Führung liegenden Favoriten Michael Walchhofer die Suppe, der Salzburger holte Silber.
Super-G (1-2/1): Auch im zweiten Speed-Bewerb holte Österreich Silber. "Mr. Super-G" Hermann Maier rettete die Ehre der ansonsten enttäuschenden ÖSVler, den "Herminator" trennten im Ziel 0,13 Sekunden von Gold-Gewinner Kjetil Andre Aamodt (NOR).
RTL (1-2/2): Im Riesentorlauf regnete es gleich zwei Medaillen für die ÖSV-Herren. Raich krönte sich erstmals in seiner Karriere zum Olympiasieger, Maier nahm mit Bronze die vierte Olympiamedaille seiner Karriere mit.
Slalom (0-2/3): Im letzten Alpinbewerb zauberten Österreichs Slalom-Artisten einen historischen Dreifachtriumph in den olympischen Schnee. Raich vor Reinfried Herbst und Rainer Schönfelder - der Jubel im ÖSV-Lager kannte danach kaum Grenzen.
Kombination (1-2/1): Bronze durch Schönfelder war angesichts der ÖSV-Favoritenstellung sicher eine etwas enttäuschende Ausbeute. Nach drei Weltcup-Siegen in Folge lag für Raich die Goldmedaille schon bereit, doch der Tiroler fädelte im Slalom ein. Gold ging an US-Sensationsmann Ted Ligety.
Damen holen sechs Medaillen
Von den Ski-Damen wurden vier bis fünf Medaillen erwartet, tatsächlich gewannen sie sechs, davon zwei in Gold, zwei in Silber und zwei in Bronze.
In jedem Bewerb eine Medaille, war die Optimalvorgabe gewesen. Schon vor dem abschließenden Riesentorlauf hielten die neun ÖSV-Damen aber bei sechs Stück und hatten sich damit zum erfolgreichsten Damen-Alpinteam aller Zeiten bei Winterspielen gemacht.
Dorfmeister war herausragend
Herausragend war Doppel-Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister, drei vierte (Renate Götschl/Abfahrt, Kathrin Zettel/Kombi, Nicole Hosp/Riesentorlauf) sowie zwei fünfte Plätze (Hosp/Kombi, Michaela Kirchgasser/Slalom) bewiesen, dass sogar noch mehr möglich gewesen wäre.
Abfahrt (1/1 - Gold): Dorfmeister gewann Gold, Renate Götschl fuhr um sieben Hundertstel an Bronze vorbei. Vor ihr war u. a. mit Martina Schild eine Schweizerin, die im Weltcup über Platz fünf nie hinausgekommen war. Das ist Olympia.
Super-G (1/2 - Gold, Bronze): In der stärksten Disziplin der ÖSV-Damen sorgten Dorfmeister mit ihrem zweiten Gold und Meissnitzer mit Bronze für das erhoffte Medaillen-Double und die erstaunliche Einhaltung der Papierform.
Riesentorlauf (1/0): Im allgemeinen Favoritensterben spielte Österreich eine besonders undankbare Rolle. Die beste Fahrerin außerhalb der Medaillenränge kam aus dem ÖSV und hieß Nicole Hosp. Die einzige "Nullnummer" ist verzeihlich.
Slalom (1/2 - Silber, Bronze): Hosp (Silber) und Schild (Bronze) übertrafen auch hier das Soll. Kirchgasser glänzte als Fünfte und Kathrin Zettel fiel mit Zwischenbestzeit aus. Diesem vierblättrigen Kleeblatt gehört die Zukunft.
Kombination (1/1 - Silber): Die Plätze 2, 4, 5, 6 für die jungen ÖSV-Slalom-Girls sagen alles. Silber holte aber etwas überraschend Schild.
Kombinierer und Springer top
Sowohl für die Nordischen Kombinierer als auch für die Skispringer waren die Spiele 2006 die erfolgreichsten in der ÖOC-Geschichte.
Die Kombinierer, die 1988 erstmals Olympiamedaillen geholt hatten, sorgten erstmals überhaupt für Gold, und das sowohl mit der Mannschaft als auch durch Felix Gottwald im Sprintbewerb.
Adler erspringen zwei Mal Gold
Die ÖSV-Adler, die 1960 ihr erstes Edelmetall geholt hatten, ersprangen mit zwei Mal Gold im Teambewerb und durch Thomas Morgenstern von der Großschanze ebenfalls ihr bisher bestes Ergebnis. Von der Anzahl der Medaillen her bleibt aber Albertville 1992 (1/3/1) Nummer eins.
Nordische Kombination (1-3/3 - 2 Gold, 1 Silber): Die hohen Erwartungen wurden mit zwei Mal Gold und ein Mal Silber sogar übertroffen. Das Weltmeisterteam von 2003 holte erstmals überhaupt Olympia-Gold für Österreich, Felix Gottwald schaffte nach Silber im Einzelbewerb im Sprint sogar noch Gold.
Gottwald stieg mit sechs Olympia-Medaillen (zwei Gold, eine Silber, drei Bronze) bei diesen Spielen zum zweiterfolgreichsten ÖOC-Athleten aller Zeiten (hinter Toni Sailer mit drei Gold) auf und war die Gesamtzahl betreffend klar bester Österreicher. Außerdem ist er der erfolgreichste ÖOC-Athlet der 20. Winterspiele.
Skispringen (1-2/3 - 2 Gold, 1 Silber): Die ÖSV-Adler gingen im Normalschanzenbewerb noch leer aus, stellten von der Großschanze nach 14 Jahren aber erstmals wieder einen Einzel-Olympiasieger.
Thomas Morgenstern, der hauchdünn vor seinem Zimmerkollegen Andreas Kofler siegte, war auch beim ersten Olympia-Teamgold überhaupt einer der Leistungsträger. Mit Morgenstern kommt ein weiterer Doppel-Olympiasieger dieser Spiele aus dem Lager der Nordischen.
Langlauf (1/1): Olympiasieger Christian Hoffmann war wegen einer hartnäckigen Erkrankung nicht in Pragelato erschienen. Über dem Rest der Truppe hingen die nächtlichen Razzien wie ein Damokles-Schwert. Doch am Schlusstag sorgte Michail Botwinow mit Bronze über 50 km Freistil für den sentimentalen Schlusspunkt.
Biathlon (0-1/0): Eine Bewertung ist nach den Ereignissen um die nächtlichen Razzien und die Dopinganschuldigungen schwierig. Der später vorzeitig abgereiste Wolfgang Perner hatte vor der Affäre Bronze im 10-km-Bewerb als Vierter nur knapp verfehlt.
Freestyle (0-1/0): Buckelpisten-Fahrerin Margarita Marbler war trotz akuter Knöchelverletzung bis zum letzten Sprung auf Medaillenkurs, vergab dort mit einer schlechten Landung aber alle Chancen. Dass die Kärntnerin bald aufhört, macht große Sorgen. Nachwuchs ist nicht in Sicht.
Snowboard (0-2/1): Nachdem die Snowboardcross-Damen Riesenpech hatten, verhinderte wie erwartet Sigi Grabner mit Bronze im Parallel-Riesentorlauf eine Nullnummer wie vor vier Jahren in Salt Lake City. Nach RTL-Bronze durch Gitti Köck in Nagano hat der ÖSV nun auch eine olympische Herren-Medaille im Snowboard gewonnen. Eine zweite wäre locker drin gewesen. Doris Günther wurde trotz zweier Stürze Vierte im PGS.
Rodeln (1/1 - Gold): Genau dort, wo von vornherein die größten Chancen bestanden, schlugen die Rodler zu: Andreas und Wolfgang Linger holten unerwartet sogar Gold im Doppelsitzer und sorgten so für die einzige ÖOC-Medaille, die nicht aus der großen Gruppe der dem ÖSV zugehörigen Sportarten stammt. Es war wie bei den Skispringern das erste Rodel-Olympiagold seit 1992 (Doris Neuner).
Skeleton (0-1/0): Wie befürchtet, war im Skeleton diesmal nichts zu holen, daran konnte auch Martin Rettl, der Olympiazweite von 2002, nichts ändern.
Bob (0/0): Auch hier blieben Medaillen sowohl im Zweier- als auch im Viererbob wie erwartet klar außer Reichweite.
Eiskunstlauf (0/0): Debütant Viktor Pfeifer, der jüngste ÖOC-Starter dieser Spiele, gewann Sympathien, verkaufte sich gut und erreichte wie erhofft das Finale der besten 24.
Eisschnelllauf (0/0): Auch für die ÖOC-Solistin im Eisschnelllauf, Anna Rokita, war Edelmetall wie erwartet in weiter Ferne. Über 5.000 Meter erreichte sie aber den guten zwölften Platz.
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