Auf der anderen Seite wäre die Sportgeschichte dann um das kälteste Spiel aller Zeiten ärmer: die "Ice Bowl".
Am 31. Dezember 1967 trafen die Green Bay Packers im heimischen Lambeau Field im Semifinale auf die Dallas Cowboys. Die äußeren Bedingungen, die Bedeutung des Spieles und der dramatische Ausgang ließen die "Ice Bowl" zur Legende werden.
Kalt, kälter, minus 40 Grad
Die Green-Bay-Fans, auf Grund der in Wisconsin dominanten Käsereien "Cheeseheads" genannt, sind einiges gewohnt. Der US-Bundesstaat an der kanadischen Grenze ist vor allem im Winter stark "unterkühlt". Doch am 31. Dezember waren die Bedingungen extrem.
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©Bild: AP |
Ab minus 29 Grad Celsius können bei einem Aufenthalt von über 30 Minuten im Freien Erfrierungen auftreten.
Schockgefroren
Wenn der damalige Dallas-Verteidiger George Andrie von der "Ice Bowl" erzählt, beginnt er mit der Geschichte wie er am Morgen ein Glas Wasser aus dem Hotelfenster schüttete. Das Wasser gefror, bevor es auf den Boden tropfte.
Die Fenster des Dallas-Teambusses waren vollkommen vereist, als die Mannschaft das Stadion erreichte. Die Spieler versuchten sich so warm wie möglich anzuziehen und benutzten dazu auch Plastiksäcke als Schutz. Mit Vaseline wurden die Nasen eingecremt, um ein Zufrieren der Nasenlöcher zu verhindern.
"Männer tragen keine Handschuhe"
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Trotz der eisigen Kälte durften sie jedoch nicht mit Handschuhen spielen. "Männer tragen keine Handschuhe", meinte Defense-Coach Ernie Stautner zu seinen Spielern.
Dallas-Verteidiger Jethro Pugh, der als Defense Tackle die Hände oft auf dem Boden hatte, aber auch Green-Bay-Quarterback Bart Starr, der den Ball ohne Handschuhe leichter werfen konnte, leiden heute unter den Auswirkungen von Erfrierungen. Dallas-Spielmacher Don Meredith musste bei der Rückkehr nach Texas mit einer Lungenentzündung ins Spital.
Schreien statt pfeifen
Auch die Schiedsrichter kämpften mit den unwirtlichen Bedingungen. Beim Anpfiff fror Head-Referee Joe Connell das Pfeiferl an der Lippe fest. Nach der schmerzhaften Entfernung des Pfeiferls entschieden die Referees, das Spiel ausschließlich verbal zu leiten.
Um den Musikern der Wisconsin State University Band ein ähnliches Schicksal zu ersparen, wurde auf eine Halbzeitshow verzichtet. Die wäre auch nur schwer möglich gewesen, waren doch einige Instrumente eingefroren. Sieben Band-Mitglieder mussten dennoch unterkühlt ins Spital gebracht werden.
Rasenheizung chancenlos
Für Wärme hätte die Rasenheizung des Lambeau Fields sorgen sollen, diese war jedoch auf Grund der arktischen Temperaturen überfordert. Der aufsteigende Dampf des Rasens fror und bildete eine eisige, harte Spielfläche.
"Es fühlte sich an, als ob man über gebrochenes Glas oder Betonbrocken läuft", erzählt Green-Bay-Fullback Chuck Mercein. Jeder Sturz zu Boden nach einer Attacke war äußerst unangenehm. Das ehrwürdige Lambeau Field hat seit jenem Spiel den Beinamen "The Frozen Tundra".
Heißes Finish
Wärmer wurde den Fans beim hoch spannenden Spiel. Green Bay lag wenige Minuten vor Schluss, auf Grund zahlreicher Eigenfehler, 14:17 zurück. Doch Quarterback Starr führte sein Team "eiskalt" über das Feld.
Beim entscheidenden Touchdown wenige Sekunden vor Spielschluss warf Starr sich selbst, zur Überraschung der Cowboys und unter dem Jubel der 50.000 Fans, mit dem Ball in die Endzone.
Die Packers gewannen 21:17, zogen ins NFL-Finale ein und schlugen schließlich die Oakland Raiders im Kampf um die Super Bowl II.
Martin Wagner, ORF.at
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