Muhammad und der "Ali-Shuffle"

Seine Kämpfe schrieben Geschichte.
Als Muhammad Ali noch Cassius Clay hieß und zarte zwölf Jahre zählte, waren es weder Langeweile noch Zufall, die ihn zum Boxen verschlugen.

Der schwarze Bub hatte ein festes Ziel vor Augen, als er 1954 erstmals zum Boxtraining in seiner Heimatstadt Louisville im US-Bundesstaat Kentucky ging. Er wollte denjenigen bestrafen, der ihm sein Fahrrad gestohlen hatte. Es war der entscheidende Moment im Leben des Cassius Clay, der als Muhammad Ali zum bekannten und erfolgreichen Boxer wurde.

Am 17. Jänner wird Ali 65 Jahre alt. Doch der "Größte", wie er sich selbst nannte und sogar in einem Lied besang, feiert klein und bescheiden. Zusammen mit Ehefrau Lonnie und engen Freunden verbringt er seinen Ehrentag zu Hause in Phoenix. Kein Empfang, keine Fernsehgala, keine Boxposen vor Fotografen und Kameras.

Parkinson als Handicap
Dabei würden Millionen seiner Fans auf der ganzen Welt gerne mit ihm feiern. Doch mehr als 25 Jahre Boxsport mit ungezählten Kopftreffern haben ihre Spuren hinterlassen. Seit 1982 leidet Muhammad Ali an der Parkinson-Krankheit. Seine Bewegungen sind zittrig, seine Stimme ist undeutlich und leise.

Im Boxring hingegen war er immer der Lautsprecher. "Ich habe die Welt durchgeschüttelt, ich bin der Größte", schrie er 1964 nach seinem ersten WM-Titelgewinn gegen Sonny Liston ins Mikrofon. Diese Show hatte sich der 1,92-Meter-Mann bei einem Wrestler abgeschaut, der damit bei Presse und Publikum für Aufsehen sorgte.

Doch Clays Auftritte verfehlten zunächst ihre Wirkung. Die Fachpresse mochte den talentierten, aber selbstherrlichen Neuling der Schwergewichtsszene nicht. Nachdem er als Amateur 1960 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Halbschwergewicht gewonnen hatte, zeigte sich der US-Meister auch bei den Profis äußerst selbstbewusst.

Als Cassius Clay zum Islam konvertierte
"Heute Abend werden dem vorlauten Maul aus Louisville seine eingebildeten Prahlereien im Hals stecken bleiben. Dieser ärgerliche, selbstsichere Cassius geht mit einem kleinen Handicap in den Kampf. Er kann nicht so gut boxen, wie er redet", meinte Arthur Daley von der "New York Times" noch vor dem Titelkampf gegen Liston.

Nach sechs Runden jubelte jedoch Clay, der anschließend seinen "Sklavennamen", wie er ihn selbst nannte, ablegte und zum Islam konvertierte. Seitdem heißt er Muhammad Ali. Und dieser Muhammad Ali revolutionierte mit seiner Art zu boxen seinen Sport.

Markenzeichen "Ali-Shuffle"
Die Arme hingen lässig und provozierend an der Seite, anstatt den Oberkörper abzudecken. Die Beine waren so schnell wie die Fäuste. Seine tänzelnd anmutenden Beinkombinationen, der "Ali-Shuffle", ließen alles, was er machte, leicht erscheinen. "Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene", war sein Motto im Ring.

Im Jahr 1967 verlor Ali seinen WM-Titel und die Boxlizenz. Allerdings nicht durch eine Niederlage im Ring, sondern wegen der Verurteilung des Vietnam-Krieges. "Ich werde mich nicht mit diesen Vietkong auseinander setzen", begründete er seine Wehrdienstverweigerung. Daraufhin wurde ihm die Boxkrone aberkannt.

Die legendären Kämpfe
Erst 1970 durfte Ali wieder boxen. Ein Jahr später bestritt er den ersten von drei legendären Kämpfen, die ihn und seine Gegner weltberühmt machten. Im "Kampf des Jahrhunderts" brachte ihm Joe Frazier die erste Niederlage bei.

"Rumble in the Jungle" hieß es dann am 30. Oktober 1974, als einander Herausforderer Ali und Weltmeister George Foreman in Kinshasa gegenüberstanden. Favorit Foreman hatte alle 40 vorherigen Kämpfe gewonnen, 37 davon vorzeitig. Ali überraschte jedoch wie schon zehn Jahre zuvor gegen Liston alle, vor allem seinen Gegner.

"Ist das alles, was du kannst, George?" fragte er Foreman nach jedem Treffer. In der achten Runde schlug Ali den Titelverteidiger k. o. und holte sich zum zweiten Mal den WM-Gürtel.

Erbittertes Duell mit Frazier
Diesen verteidigte er im "Thrilla in Manila" am 1. Oktober 1975 gegen Joe Frazier. Dieses Duell gilt bis heute als eines der brutalsten in der Geschichte des Schwergewichtsboxens. Denn beide Kontrahenten waren nicht nur im Ring erbitterte Feinde.

"Frazier ist zu hässlich, um Weltmeister zu sein", hatte Ali getönt. Frazier wiederum, der Ali immer nur Cassius Clay nannte, kündigte an, seinen Gegner nicht nur ausknocken, sondern ihm das Herz herausnehmen zu wollen.

Als Fraziers Augen nach der 14. Runde zugeschwollen waren, brach der Ringarzt den Kampf ab. Ali konnte sich jedoch nicht über seinen Triumph freuen, denn er erlitt noch im Ring einen Kreislaufkollaps.

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