Der russische Riese im Ring

Walujew fehlen noch drei Siege auf den Rekord von Rocky Marciano.
2,13 Meter und 150 Kilogramm - Nikolai Walujew ist ein Mann, der auf Grund seiner Körpermaße und seiner markanten Gesichtszüge als Jahrmarktsboxer durchgehen könnte.

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Doch der 33-Jährige stellt sein Können und Talent in den größten Arenen und den wichtigsten Boxkämpfen der Welt eindrucksvoll unter Beweis. Walujew ist seit seinem Sieg gegen John Ruiz am 18. Dezember 2005 Schwergewichtsweltmeister nach WBA-Version - der größte aller Zeiten.

Als Exot belächelt
In seinen ersten Kämpfen wurde der Russe noch belächelt. Er wurde als mechanischer Exot bezeichnet - viel zu plump für einen Boxer. Ohne Zweifel ist Walujew keine technische Koryphäe. Er beeindruckt seine Gegner weniger durch sportliche Klasse als mit seiner erdrückenden Physis und dem Stehvermögen eines Bergmassivs.

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Außerdem gilt: Wo der St. Petersburger mit Schuhgröße 52 hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Tiefe Dunkelheit umfängt die Gegner meist nach einem Volltreffer. So auch den Amerikaner John Morton, der in Walujews erstem Profi-Kampf nach nur 280 Sekunden auf dem Ringboden liegen blieb.

Sein unterlegener Ex-Gegner Larry "The Legend" Donald bemerkte einmal über den russischen Riesen: "Noch nie habe ich einen Menschen wie ihn gesehen. Er ist wie ein Neandertaler, etwas aus dunklen Vorzeiten."

"Immunität" in der Schule
Aussagen, an die Walujew gewöhnt ist, denn schon als Kind wurde er von anderen Leuten angestarrt. Mit zwölf Jahren war er bereits 1,96 Meter groß. Dass er in der Schule nicht gehänselt wurde, dafür sorgte Walujew höchstpersönlich.

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"Einmal hat sich ein Mitschüler von hinten angeschlichen und wollte mich anspringen. Ich habe mich umgedreht und meinen Arm geschwungen. Damit war das Problem erledigt, danach hatte ich Immunität", so Walujew in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".

Abstammung von den Tataren
Woher seine ungewöhnlich Körpergröße stammt, obwohl seine Eltern nur 1,68 Meter groß sind, erklärte ihm seine Großmutter. Walujews Ururgroßvater soll nach Angaben der Oma ein wahrer Riese gewesen sein und von Tataren abstammen.

Vielleicht auch eine Erklärung, warum Walujew bisher in 46 Profi-Kämpfen unbesiegt blieb und von den Medien den klingenden, aber doch wenig schmeichelhaften Namen "Beast of the East" erhielt. Dabei gilt er privat als äußerst höflicher, zurückhaltender und sanfter Mensch.

Auch deshalb war Boxen gar nicht die erste Leidenschaft Walujews. Erst mit 20 Jahren begann er mit dem Boxsport. Zuvor verdingte er sich als Diskuswerfer und auf Grund seiner Größe natürlich als Basketballer.

Auf den Spuren von Rocky Marciano
Sollte der 33 Jahre alte St. Petersburger aber auch am Samstag gegen den US-Amerikaner Jameel McCline in seinem 47. Kampf unbesiegt bleiben, wäre er nur noch zwei Siege vom Rekord von Rocky Marciano entfernt.

©Bild: APA
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"Ich hatte nie über den Rekord nachgedacht, bis die Presse begonnen hat, darüber zu sprechen. Aber jetzt denke ich sehr viel daran. Es ist eine große Herausforderung, ihn zu brechen", so der leidenschaftliche Jäger.

Ein Wildschwein "erwürgt"
Einer Legende zufolge soll er bei seinem Hobby einmal ein Wildschwein mit bloßen Händen erwürgt haben.

Walujew räumte jedoch mit dem Mythos auf und gestand: "So war es nicht ganz. Zwei Hunde hatten sich auf das Wildschwein gestürzt, deswegen konnte ich nicht schießen. Also bin in rein ins Getümmel und habe ihm die Kehle durchgeschnitten."

Allein diese Anekdote sollte Warnung genug sein für künftige Gegner.

Christian Wagner, ORF.at

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