"Sein Zustand ist stabil"

Sobald Mazoch für einen längeren Transport in Frage kommt, soll er nach Prag gebracht werden.
Nach seinem schrecklichen Sturz beim Weltcup-Skispringen am Samstagabend in Zakopane befindet sich Jan Mazoch in künstlichem Tiefschlaf. Der Zustand des 21-jährigen Tschechen, der in Polen erstmals in dieser Saison wieder an einem Weltcup-Springen teilgenommen hat, ist stabil.

Laut seinem österreichischen Cheftrainer Richard Schallert sind erste Meldungen, wonach sich Mazoch in Lebensgefahr befindet, glücklicherweise nicht wahr.

"In künstlichen Tiefschlaf versetzt"
"Sein Zustand ist stabil. Er hat eine Schwellung im Kopf erlitten und wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt", berichtete Schallert am Samstag im Gespräch mit der APA. Mazoch war zumindest so weit transportfähig, dass er in der Nacht auf Sonntag vom Krankenhaus in Zakopane in die neurochirurgische Klinik nach Krakau überführt werden konnte.

Laut Schallert wird der Youngster auch die kommenden Tage noch im künstlichen Koma bleiben. Sobald ein längerer Transport in Frage kommt, soll Mazoch nach Prag gebracht werden.

Durchaus übliche Vorgangsweise
Der künstliche Tiefschlaf ist bei schwereren Kopfverletzungen durchaus üblich. "Es gibt einen bestimmten medizinischen Wert: Wenn der unterschritten wird, wird diese Maßnahme angewandt", weiß Schallert.

©Bild: ORF
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"Brüche hat er Gott sei Dank keine erlitten, auch die Wirbelsäule ist in Ordnung", ergänzte der Absamer, dessen Mannschaft freilich geschockt von den Vorkommnissen ist. Darum stellte er es seinen Athleten am Sonntag auch frei, ob sie an den Start gehen wollten.

Schrecklichen Sturz analysiert
©Bild: ORF
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Trotz der Betroffenheit hat das Trainerteam den schrecklichen Sturz freilich auch schon dank verschiedener Videos analysiert. Schaller: "Es war an sich ein guter Sprung. Es war aber so böig - über dem Vorbau gab es Aufwind, nach 40, 50 m Rückenwind, da bekommt man sehr viel Druck auf die Ski."

Grundsätzlich sei Mazoch aber ein erfahrener Springer, der schon seit Dezember 2003 im Weltcup engagiert war und auch zweimal bei Olympischen Spielen im Einsatz war.

Auf den Spuren seines berühmten Großvaters übrigens: Jan ist der Enkel des Olympiasiegers von 1968 (Normalschanze) und Ex-Skiflug-Weltrekordlers (164 m) Jiri Raska, der auch bei der Vierschanzen-Tournee vier Einzelsiege gefeiert hatte.

Enttäuscht über Fortsetzung des Bewerbs
Dass der Samstagsbewerb trotz dieses Unglücks fortgesetzt wurde, fand Schallert nicht richtig. "Das war eine traurige Geschichte. Man wartet, bis der Rettungswagen mit Blaulicht wegfährt und macht weiter. Das hat mich schon sehr enttäuscht."

Auch im österreichischen Lager war der Sturz das Gesprächsthema. Cheftrainer Alex Pointner setzte sich besonders mit seinen jungen Springern zusammen. "Wir haben eine längere Sitzung gehabt. Es wird natürlich immer ein Restrisiko geben. Aber ich habe den Burschen erklärt, dass sie sich auf mich verlassen können, wenn ich die Schanze freigebe."

Ändern sich die Bedingungen freilich drastisch, während der Springer bereits im Anlauf ist, kann er nicht mehr eingreifen.

Skispringen wurde grundsätzlich sicherer
Man habe gesehen, dass Skispringen immer noch eine Sportart ist, wo einiges passieren kann. "Das ist nicht Schach spielen. Wir springen des Öfteren auch im Training bei ähnlichen Verhältnissen." Grundsätzlich hat sich das Skispringen in den vergangenen 10, 20 Jahren - ähnlich wie die Formel 1 - zu einem wesentlich sichereren Sport entwickelt.

Zahlreiche Reglements wie zum Beispiel das Begrenzen der maximalen Skilänge u. ä. haben zur Sicherheit beigetragen.

Urbanc gewann
Die Konkurrenz in Zakopane wurde nach dem ersten Durchgang, der Sieg ging mit einem 136-m-Sprung an den Slowenen Rok Urbanc vor Roar Ljökelsöy und Matti Hautamäki.

Bester ÖSV-Adler wurde Gregor Schlierenzauer als Neunter unmittelbar vor Thomas Morgenstern. Letzterer war als Zehnter des ersten Durchgangs von Cheftrainer Alex Pointner dreimal vom Balken geholt worden, ehe sich die Jury entschied, die Konkurrenz nicht auf Biegen und Brechen durchzuboxen.

Weltcup in Zakopane

Endstand:
1.Rok UrbancSLO136,0143,3
2.Roar LjökelsöyNOR133,5138,8
3.Matti HautamäkiFIN131,5134,7
4.Tom HildeNOR132,0133,6
5.Adam MalyszPOL129,5131,6
6.Martin SchmittGER129,0131,2
7.Anders JacobsenNOR129,5130,1
8.Morten SolemNOR127,5123,5
9.Gregor SchlierenzauerAUT125,5122,4
10.Thomas MorgensternAUT123,0119,4
11.Jörg RitzerfeldGER124,0119,2
12.Anders BardalNOR124,0118,2
13.Mario InnauerAUT123,5117,3
14.Arttu LappiFIN121,5115,2
15.Jan MazochCZE121,5114,7
16.Michael MöllingerGER121,0111,8
17.Robert KranjecSLO119,5111,6
18.Stephan HockeGER120,0111,5
19.Antonin HajekCZE119,5111,1
20.Veli-Matti LindströmFIN119,0109,7
21.Wolfgang LoitzlAUT118,0107,9
22.Jakub JandaCZE117,5107,0
23.Jan MaturaCEZ117,5107,0
24.Andreas KüttelSUI117,5106,5
25.Janne AhonenFIN117,0106,1
26.Ilja RosliakowRUS117,0105,6
27.Tami KiuruFIN115,0101,5
28.Lars BystölNOR112,096,6
29.Arthur PauliAUT110,593,4
30.Harri OlliFIN113,092,4

weiters:

42.Martin KochAUT104,578,6
49.Martin HöllwarthAUT91,553,7

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