Auf Fk-austria.at erläuterte Kraetschmer im Interview unter anderem die Chancen, welche die Rechtsform einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft (AG) gegenüber traditionellen Vereinsstrukturen für die Profi-Abteilung der Austria bietet.
Das Interview im Wortlaut:
"Frage: Herr Kraetschmer, wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen wirtschaftlich gut geführten Verein wie die Austria in eine nicht börsennotierte AG umwandeln zu wollen?
Kraetschmer: Mit 30. Juni endet der Betriebsführungsvertrag, damit gibt es das garantierte, ausgeglichene Budget nicht mehr. Daher mussten wir eine neue Strategie entwickeln. Wir haben den nationalen und globalen Markt in den letzten eineinhalb Jahren genau durchforstet, alle Alternativen geprüft, sind aber bei der Suche nach Großinvestoren wie Magna, die bisher weit mehr als die Hälfte unseres Millionenbudgets sicherte, nicht fündig geworden. Also musste etwas passieren, denn national bekommen wir nur wenig TV-Gelder, die Zusehereinnahmen sind durch das Horr-Stadion limitiert, die hohen sportlichen Ziele haben hohe Personalkosten verursacht.
Frage: Glauben Sie, dass das für die Mitglieder Grund genug ist, auf der Generalversammlung diese Umwandlung zu genehmigen?
Kraetschmer: Diesen mehr als 190 ordentlichen Mitgliedern kommt sehr viel Verantwortung zu, denn sie bestimmen über den Weg, den die Austria gehen wird. Wir haben immer wieder Gespräche mit Finanz- und Wirtschaftsexperten geführt, die stets dasselbe Ergebnis hatten: Unsere Erwartungen sowie jene unserer Partner können nur erfüllt werden, wenn wir uns strategisch richtig positionieren und die entsprechende Struktur schaffen. Eine Ausgliederung des Spielbetriebs in eine AG ist dabei von großem Vorteil.
Frage: Läuft es am Dienstag tatsächlich in diese Richtung, wer hat dann die Hoheit und damit auch die Zügel in der Hand?
Kraetschmer: Neben den strengen und klaren Regelungen des Aktiengesetzes sind die Lizenzbestimmungen der Bundesliga klar definiert. Demnach muss der Lizenznehmer, und das wird immer der Verein FK Austria Wien bleiben, beherrschenden Einfluss auf die Gesellschaft haben und über die Mehrheit der Stimmrechte in der Hauptversammlung der AG verfügen.
Frage: Warum soll die Profiabteilung in eine AG ausgegliedert werden, immerhin gäbe es auch die Form einer GmbH?
Kraetschmer: Beides hat Vor- und Nachteile, wir werden auch diesen Aspekt den Mitgliedern darlegen. Eine AG lässt sich besser "vermarkten", die Kompetenztrennung ist durch das Gesetz deutlich definiert, die strenge Kontrolle des operativen Vorstandes ist durch einen Aufsichtsrat immer gegeben. Eine GmbH hat ihre Stärke in der internen Struktur mit kurzen Entscheidungswegen, aber in der Zukunft wird es mit möglichen strukturellen Beteiligungen - zum Beispiel an einem Stadionprojekt - schwerer realisierbar.
Frage: Wie sieht dann die Zielsetzung dieser AG aus?
Kraetschmer: Sportlich wollen wir an unserem Vier-Stufen-Plan (Austria Junior Football Academy, Frank Stronach Akademie, Amateure, Kampfmannschaft/Anm.) festhalten. Der Weg mit jungen Österreichern soll fortgesetzt werden, zeitgleich wollen wir als österreichischer Spitzenverein auch international permanent vertreten sein. Wirtschaftlich streben wir eine optimale Kosten-Nutzen-Effizienz an, wollen mittelfristig das Fußballerlebnis Austria schaffen, wozu wir Strukturen benötigen, die einem Klein- und Mittelbetrieb mit ähnlicher Budgetgröße entsprechen.
Frage: Wo liegen die Vorteile einer AG?
Kraetschmer: Wir können rasch reagieren, wenn ein Sponsor aussteigt. Das Budget steht auf mehreren Säulen und ist somit leichter abzusichern. Auch der Vorsteuerabzug, heute ein hoher Kostenfaktor, ist möglich.
Frage: Und die Nachteile?
Kraetschmer: Als Kapitalgesellschaft wäre man Umsatzsteuer- und Gewinnsteuerpflichtig, darüber hinaus schreiben die gesetzlichen Rahmenbedingungen einen höheren Berichtsaufwand fest. In Wahrheit ist das aber kein Problem, da wir bereits heute als großer Verein bzw. Teilbereich im Magna-Konzern hohe Anforderungen erfüllen müssen.
Frage: Was sind die anderen wesentlichen Punkte auf der Generalversammlung?
Kraetschmer: Natürlich die entsprechenden Wahlen und Personalentscheidungen. De facto werden Präsidium und Verwaltungsrat neu gewählt, auch sollen weitere Personen in das Kuratorium aufgenommen werden.
Frage: Wer werden diese handelnden Personen sein?
Kraetschmer: Es laufen Gespräche auf allen Ebenen, Bürgermeister Michael Häupl ist als Vorsitzender des Kuratoriums in sämtliche Fragen und Entscheidungen involviert. Wir werden die zur Wahl stehenden Personen vor der Abstimmung präsentieren, denn eines ist klar: Diese Personen müssen das Vertrauen der Mitglieder bekommen, denn sie werden den Verein in den Verhandlungen zur möglichen Ausgliederung in die AG zu vertreten haben.
Frage: Abschließende Frage: Was passiert, wenn die Generalversammlung gegen die AG stimmt?
Kraetschmer: Alle Gespräche haben klar den zuvor dargestellten Weg als einzig vernünftige Alternative aufgezeigt. Bei einer Ablehnung wäre die Zukunft des Vereins absolut unsicher und ungewiss, die Lizenz wäre durch die große Anzahl an ungelösten Problemen wie den Verbleib der Hauptsponsoren kaum zu erhalten. Aber ich glaube, dass es uns gelungen ist, in den vielen Gesprächen die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit aufzuzeigen. Als positiv denkender Mensch bin ich überzeugt, dass die Ordentlichen Mitglieder mit ihrer Stimme und der Verantwortung sehr sorgfältig umgehen werden. Dennoch ist es ihr gutes Recht, in einer größtmöglichen Transparenz informiert zu werden."
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