Die 83-jährige Besitzerin der Chicago Bears hat schon eine lange gemeinsame Geschichte mit dem Super-Bowl-Finalisten 2007, den nach eigenen Angaben "glücklichsten Tag" erlebte die Tochter von Bears-Gründer George Halas vor knapp zwei Wochen.
Besondere Momente
Chicago zog zum ersten Mal seit 1986 wieder in das Endspiel der NFL ein und McCaskey übernahm die nach ihrem Vater benannte Trophäe für den Gewinn der National Football Conference (NFC).
"1986 war die Pokalüberreichung noch in der Kabine, und da wollte ich gar nicht rein", erzählt McCaskey mit dem Hinweis, dass sich im American Football einiges verändert habe. "Aber diesmal war die Feier auf dem Feld. Jubel und Umarmungen, das war ganz besonders."
Elffache Mutter weiß, was sie will
1983 übernahm die elffache Mutter (acht Söhne, drei Töchter) das Team etwas unerwartet von ihrem Vater. "Ursprünglich dachte ich, mein Bruder würde meinen Vater beerben. Aber leider ist George ja schon mit 54 an einer Herzattacke gestorben", erinnert sich McCaskey, die als öffentlichkeitsscheu gilt.
Unterschätzen sollte man die kleine, drahtige McCaskey, die locker jedem "Oma-Klischee" entspricht, allerdings nicht. "Sie kann sehr energisch sein und hat nicht nur das Kinn von ihrem Vater geerbt, sondern auch ihren Willen" wie ihr 2003 verstorbener Mann Ed immer betonte.
Die richtigen Leute
"Ich bin die Teambesitzerin, weil mir mein Vater das zugetraut hat. Es war oft ein schwieriger Weg, vor allem in den 90er Jahren. Da habe ich auch schon über einen möglichen Verkauf nachgedacht", erzählt McCaskey.
"Aber Ed und ich haben schließlich die richtigen Leute für den Job gefunden, die wieder die richtigen Leute gefunden haben, und jetzt stehen wir in der Super Bowl."
"Mama" McCaskey, die ihre elf Kinder ohne Haushaltshilfe aufzog, schaut auf ihr Team ebenso wie darauf, dass die Bears weiter eine Art Familienbetrieb sind. Ihre Söhne Michael, Ed jr., Tim, Patrick, Brian und George arbeiten alle in der Chefetage des Vereins.
Frauen und Football
Frauen spielen in der NFL keine übergeordnete Rolle. Neben McCaskey gibt es mit Denise DeBartolo York (San Francisco 49ers) und Georgia Frontiere (St. Louis Rams), einem ehemaligen Showgirl, nur zwei weitere Besitzerinnen.
Bei Chicago hat aber wohl auch Mae Smith, die blinde Mutter von Chefcoach Lovie, ein oder zwei Wörtchen mitzureden.
Wenn Mütter träumen
Über Mama Smith kursiert die Legende, sie habe schon vor Jahren geträumt, dass ihr Sohn Lovie eines Tages Cheftrainer in der NFL werden würde, allerdings - als anständige Texanerin - bei den Dallas Cowboys.
Von der ersten Super-Bowl-Teilnahme eines afroamerikanischen Headcoachs hat sie nicht geträumt - das war real. "Ich war ziemlich aufgeregt. Ich konnte zwar nichts sehen, aber ich konnte es fühlen."
Mama Smith stellt auf
Mae Smith ist "wirklich stolz" auf ihren Sohn, und der ist auch stolz auf seine Mutter, die auf Grund von Diabetes vor 16 Jahren erblindete, aber immer noch jedes seiner Spiele verfolgt.
"Meine Mutter ist zwar blind, aber sie hat bessere Tipps für mich als ihr Journalisten", erklärte der Bears-Trainer in Miami auf einer der zahlreichen Super-Bowl-Pressekonferenzen nicht unernst.
Auf die Frage nach dem oft kritisierten Chicago-Quarterback Rex Grossman meinte Smith im Anschluss ironisch: "Meine Mama ist auch dafür, dass Rex spielt."
Zu Ende bringen, was begonnen wurde
Auch nach Miami zum Super-Bowl-Duell der Bears mit den Indianapolis Colts wird Mae Smith selbstverständlich trotz ihrer Beinbehinderung anreisen. "Ich werde Lovie nur sagen, dass er fertig bringen soll, was er begonnen hat."
Martin Wagner, ORF.at
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