Erst als Mutter startete die heute 26-Jährige so richtig durch, wurde in ihrer sportlichen Entwicklung durch die doppelte Aufgabe als Profi und Mutter mehr angespornt als gebremst. Und es muss noch lange nicht alles gewesen sein.
Bammer war 20 Jahre alt, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Das war im ausklingenden Jahr 2000. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Oberösterreicherin bereits fünf Jahre bei ITF-Turnieren gespielt, 1997 war Tennis zu ihrem Beruf geworden.
Mutterschaft als Initialzündung
Im Juli 2000 erhielt die Linkshänderin mit der beidhändigen Rückhand in Klagenfurt per Wild Card ihr erstes Ticket für ein WTA-Hauptfeld, unterlag aber in Runde eins.
Die Geburt ihrer Tochter Tina am 28. Juli 2001 wurde aber zur Initialzündung. Schon im Jänner 2002 kehrte die Ottensheimerin in das Turniergeschehen zurück, gewann gleich bei ihrem Auftakt-Event in Grenoble.
Von da an ging es bergauf. In diesem Jahr verbesserte sie sich in der Weltrangliste von Position 1.090 auf Platz 176, schließlich sollten es neun ITF-Turniersiege im Einzel und einer im Doppel werden.
Karrieresprung im Jahr 2005
Das endgültige Aha-Erlebnis hatte Bammer im Jahr 2005. Unmittelbar vor den US Open drang sie in der Weltrangliste erstmals in die Top 100 vor, nach unzähligen Quali-Niederlagen bei Grand Slams feierte sie danach in New York ihr Major-Debüt.
Dort kassierte sie zwar in Runde eins eine ihrer fünf Niederlagen gegen Martina Sucha, auf ihrem Weg zum Pattaya-Triumph gelang Bammer aber die späte Revanche an der Slowakin.
Seit dem Turnier im September 2005 in Kalkutta hat Bammer den oberösterreichischen Landestrainer Jürgen Waber an ihrer Seite, und auf Anhieb klappte es mit ihrem ersten WTA-Viertelfinale.
Rückkehr in die Top 50
Gemeinsam schafften sie es bisher zwischenzeitlich bis auf Ranking-Position 42 (Juni 2006), nun schob sie sich als 47. von Rang 61 wieder unter die Top 50 vor. In der Jahreswertung, dem WTA-Champions-Race, liegt Bammer sogar auf Rang 24.
Thomas Muster als Vorbild
Bammers Vorbild ist ganz bezeichnend Kämpfer Thomas Muster, das merkt man in der Vorbereitung und im Match.
"Ihr Einsatz im Training ist vorbildlich", sagt Waber. So hat das Duo ihr Spiel schon in allen Bereichen verbessert. Waber: "Aber sie kann sich noch überall steigern, ihr Spiel ist noch nicht ausgereift." Bammer hat viel an ihrem Service gearbeitet, verbessert auch ständig ihre Vorhand. "Das sind viele kleine Schritte", weiß der Trainer.
Sieg gegen Serena Williams
Die Umsetzung der Trainingsentwicklung mündete bisher neben dem nunmehrigen Turniersieg in zwei Halbfinal-Einzügen, u. a. im Jänner in Hobart durch einen Erfolg gegen US-Star Serena Willams.
"Das zeigt mir, dass auch für mich ein Grand-Slam-Viertelfinale möglich ist", geht Bammer nun mit Selbstvertrauen in ihre nächsten Aufgaben. Als bisherige Major-Höhepunkte hat sie Drittrunden-Einzüge in Melbourne und Wimbledon 2006 vorzuweisen.
Sieg im ersten Finale
Kampfgeist bewies Österreichs Nummer eins auch am Sonntag im Pattaya-Finale. Bammer drehte gegen die als Nummer sechs gesetzte Argentinierin Gisela Dulko einen 3:5-Rückstand im Entscheidungssatz noch um und gewann ihr erstes WTA-Finale 7:5 3:6 7:5.
Nach zweieinhalb Stunden nutzte die Oberösterreicherin ihren zweiten Matchball und durfte sich am Ende über den Kristallpokal und ein Preisgeld von 25.650 Dollar freuen. Damit erreichte Bammer schon früh im Jahr ihr großes Saisonziel, nachdem sie schon in Hobart im Semifinale gestanden war.
"Das war wirklich ein sehr enges Match und ich bin am Ende auch die Glücklichere gewesen", freute sie sich in einer ersten Reaktion bei der Siegerehrung und dankte den österreichischen Fans unter den Zuschauern.
Nervöser Beginn
In einem von Nervosität geprägten ersten Satz zweier Spielerinnen ohne Turniersieg gab es gleich sieben Breaks, Bammer gelang aber eines mehr. Das brachte ihr Durchgang eins, und sie legte im zweiten Satz gleich mit einem Break nach.
Doch Dulko forcierte das Tempo, zwang Bammer in Fehler und glich zum 1:1 nach Sätzen aus. Aber erst da ging das knapp drei Stunden dauernde Match in seine heiße Phase.
Drei Matchbälle für Dulko
Denn die Südamerikanerin sah fortan die Chance, in ihrem zweiten Finale nach Hobart 2005 endlich den großen Wurf zu landen, und drückte Bammer mit ihrer starken Vorhand in die Defensive.
Mit Break voran erarbeitete sich Dulko drei Matchbälle, sie wurden aber allesamt von Österreichs Nummer eins abgewehrt. Das war die Trendwende. Denn Bammer schaffte das Rebreak zum 5:5 und gab danach kein Game mehr ab.
20. WTA-Titel für Österreichs Damen
Mit ihrem bisher größten Karriereerfolg fixierte die Ottensheimerin den 20. WTA-Turniersieg für das rot-weiß-rote Damen-Tennis.
Zuvor hatten sich schon Barbara Paulus (sechs Erfolge), Judith Wiesner (5), Barbara Schett (3), Patricia Wartusch (2), Petra Huber (1), Marion Maruska (1) und Tamira Paszek (1) in die Siegerliste eingetragen.
Erste Mutter als Siegerin seit 1989
Bammer ist die erste Mutter in der WTA-Turniersiegerliste seit Laura Arraya. Die Peruanerin entschied insgesamt drei Turniere für sich, zuletzt im Oktober 1989 die Puerto Rico Open in San Juan. Damals siegte sie unter dem Namen Gildemeister, war sie doch zu dieser Zeit mit dem chilenischen Tennisprofi Hans Gildemeister verheiratet.
Ansonsten kann man sich bei der WTA nur an eine weitere Mutter erinnern, das war mit der Australierin Evonne Cawley-Goolagong freilich eine ganz bekannte. Die ehemalige Weltranglisten-Erste holte nach der Geburt ihrer Tochter Kelly Inala im Jahr 1977 noch zehn ihrer insgesamt 68 Titel, 28-jährig kam ihr letzter Erfolg sogar in Wimbledon. 1981 wurde sie nochmals Mutter und spielte dann noch bis 1983.
170.000-$-WTA-Turnier in Pattaya
Finale:
Sybille Bammer (AUT) | Gisela Dulko (ARG/6) | 7:5 3:6 7:5 |
Semifinale:
Sybille Bammer (AUT) | Shuai Peng (CHN/4) | |
Gisela Dulko (ARG/6) | Sania Mirza (IND/5) | 6:4 7:5 |
Viertelfinale:
Sybille Bammer (AUT) | Martina Sucha (SVK) | 3:6 6:3 6:3 |
Shuai Peng (CHN/4) | Tzipora Obziler (ISR) | 6:3 6:2 |
Sania Mirza (IND/5) | Mara Santangelo (ITA/3) | 6:4 7:6 (7/4) |
Gisela Dulko (ARG/6) | Nicole Pratt (AUS) | 6:2 6:3 |
Achtelfinale:
Sybille Bammer (AUT) | Anastassia Rodionowa (RUS) |
Erste Runde:
Sybille Bammer (AUT) | Wasilisa Bardina (RUS/7) |
600.000-$-WTA-Turnier in Paris
Finale:
Nadja Petrowa (RUS/4) | Lucie Safarova (CZE) | 4:6 6:1 6:4 |
Semifinale:
Lucie Safarova (CZE) | Justine Henin Hardenne (BEL/1) | 7:6 (7/5) 6:4 |
Nadja Petrowa (RUS/4) | Amelie Mauresmo (FRA/2) | 5:7 6:4 7:6 (9/7) |
Viertelfinale:
Justine Henin Hardenne (BEL/1) | Tatiana Golovin (FRA) | 6:2 3:6 6:3 |
Lucie Safarova (CZE) | Swetlana Kusnezowa (RUS/3) | |
Nadja Petrowa (RUS/4) | Dinara Safina (RUS/7) | 6:3 6:2 |
Amelie Mauresmo (FRA/2) | Anna Tschakwetadse (RUS/8) | 7:6 (7/5) 7:5 |
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