Bammer als Musterbeispiel

In der Leichtathletik sind "aktive" Mütter keine Seltenheit, im alpinen Skisport schon.
Die Kindergärten bei Tennis-Grand-Slam-Turnieren sind gut besucht. Die ATP-Spieler machen von diesem eigens für die Profis angebotenen Service reichlich Gebrauch, wenn sie mit ihren Familien zu den Majors anreisen.

Die fünfjährige Tina Bammer besucht sie auch, diese Kindergärten - wie die anderen Kinder. Und dennoch fällt sie aus der Reihe. Denn ihr Tennis spielender Elternteil ist kein ATP-, sondern mit Sybille Bammer ein WTA-Profi. Mutter und Spitzensport - nur mit viel Disziplin, Fleiß, Organisation, Hartnäckigkeit und Zähigkeit lässt sich das so vereinbaren, dass keiner der beiden Bereiche Schaden nimmt.

Bammer gibt das Musterbeispiel dafür, wie es gehen kann. Erst nach der Geburt ihrer Tochter wurde sie auch im Sport so richtig erfolgreich, ohne eine Rabenmutter zu sein. "Ich bin konsequenter geworden. Seit es Tina gibt, arbeite ich gezielter."

Extreme Belastung
Das Leben ordnet die heute 26-Jährige seither in Minuten. Coach Jürgen Waber weiß aus der Zusammenarbeit mit der Oberösterreicherin, dass es anders nicht geht.

"Wir bewundern das, was Sybille leistet", meinte der Trainer stellvertretend für das gesamte Betreuerteam. "Die Belastung ist für sie schon extrem." Bammer hat praktisch kaum Zeit zum Verschnaufen. "Es ist sehr aufwendig, Sybille hat nur wenig Zeit zum Entspannen."

Ohne Hilfe geht es nicht
Ganz auf sich allein gestellt geht es aber sicher nicht. Bei Bammer ist es neben dem Verständnis des Trainers für ihre Situation vor allem die Hilfe ihres Lebensgefährten Christoph Gschwendtner.

2002 verzichtete er auf seinen Job und ging in Karenz, um sich mehr um Tina und damit um deren Mutter kümmern zu können. Für einige Monate übernahm er sogar den Job als ihr Trainer.

Dadurch war es möglich, das Mädchen immer wieder zu Turnieren mitzunehmen. So war es im Jänner auf Bammers Australien-Tournee, aber nicht in Pattaya, wo Bammer am Sonntag ihr erstes WTA-Turnier gewann.

Telefonische Aufmunterung
In solchen Fällen ist Tina bei ihren Großeltern, auch das ein Baustein im Erfolgspuzzle. "Wir haben aber nach dem Halbfinale telefoniert", sagte Bammer nach ihrem Triumph. "Und da hat Tina gesagt: 'Mama, morgen gewinnst du auch noch.'"

So war es dann auch, und darauf darf die achte österreichische WTA-Turnier-Siegerin nun zu Recht verweisen. "Ich bin schon stolz, dass ich das trotz Familie geschafft habe", sagte die ÖTV-Fed-Cupperin im Gespräch mit der APA. "Ich glaube, das schafft vielleicht nie mehr wieder jemand auf der Tour."

Ab September wird es für sie freilich schwieriger, kommt doch Tina dann in die Schule und daher nicht mehr so leicht weg.

Auch Leichtathletinnen "aktive" Mütter
Bammer ist also das österreichische Paradebeispiel für eine erfolgreiche Kombination von Mutterschaft und Spitzensport. Aber es gibt auch andere. Leichtathletin Karin Mayr-Krifka hat im Vorjahr entbunden, sprintet aber schon wieder um das Hallen-EM-Limit.

Auffallend ist die "Kinderdichte" im Feld der Langstreckenläuferinnen, siehe Susanne Pumper und Eva-Maria Gradwohl.

Ex-Marathon-Läuferin Carina Lilge-Leutner findet in ihrer Tochter Lisa Maria bereits ihre Nachfolgerin und auch Stephanie Grafs Mutter Rita war eine gute 800-m-Läuferin. Graf selbst wurde erst nach ihrem Karriereende Mutter.

Im Skisport eine Seltenheit
Insgesamt sind "aktive" Mütter aber eher rar gesät, vor allem in den gefährlichen Sportarten. Im alpinen Skisport etwa wurde die kleine Melanie durch den tödlichen Unfall von Ulrike Maier 1994 in Garmisch zur Halbwaise.

Einzige aktive Alpinski-Mutter derzeit ist die Super-G-Olympiasiegerin 2002, Daniela Ceccarelli. Die Italienerin wurde im November 2006 Mama, schaffte zwei Monate später beim Comeback in Cortina Rang 17, wurde aber nicht für die WM in Aare nominiert. Dagegen hat eine Feministinnen-Gruppe protestiert.

Im Damen-Langlaufsport sind Babys hingegen in. Die Tschechin Katerina Neumannova und die Russinnen Julija Tschepalowa, Larissa Lasutina und Olga Danilowa sind auch als Mütter nach ihren sportlichen Comebacks in der Erfolgsspur geblieben.

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