Jara wehrt sich gegen Vorwürfe

Jaras Ex-Arbeitgeber HSV und Kaiserslautern behalten sich ebenfalls Prüfungen vor.
Der von Kurt Jara angestrengte Kreditschädigungsprozess gegen Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wurde am Donnerstag am Landesgericht Salzburg fortgesetzt.

Zivilrichter Friedrich Gruber verlegte die Verhandlung in den großen Schwurgerichtssaal 109, weil mit einem großen Andrang von Journalisten und Sportinteressierten gerechnet wurde. Ex-Salzburg-Trainer Jara war zur Verhandlung erschienen, Mateschitz nicht.

In dem Prozess wehrt sich der Tiroler gegen den Vorwurf von Mateschitz, es habe "Ungereimtheiten bei Spielertransfers" gegeben. Jara wurde deshalb am 3. Juni 2006 von seinem Arbeitgeber Red Bull fristlos entlassen. Hartnäckig kämpft Jara gegen die Anschuldigungen von Red Bull an, die Transfers in seiner Ära seien zu Ungunsten des Unternehmens gelaufen.

Verwunderter Richter
Für Richter Gruber war es nicht einfach, Licht in die Vertragsabwicklungen für die Spielertransfers zu bringen. Als Volker Fichtbauer, einer von vier Vorständen bei Red Bull Salzburg, im Zeugenstand meinte, der Vorstand habe in der Ära Jara nur eine Kontrollfunktion gehabt und sei bei den Transfers nicht operativ tätig gewesen, zeigte sich der Richter verwundert: "Der Kläger (Jara, Anm.) konnte schalten und walten, wie er wollte. Es ging da ja um Millionenbeträge. Wesentlich war, dass sportliche Erfolge eintraten."

Fichtbauer sagte, Jara habe die Spielerverträge verhandelt und die Summen selbstständig bestimmt. Die Verträge seien von dem damaligen Geschäftsführer Kurt Wiebach, der ebenfalls eine Kontrollfunktion gehabt habe, unterschrieben worden.

"Jara war verantwortlich dafür, die Verträge abzuwickeln. Ich habe mich nicht in die operativen Agenden des Vereins eingemischt. Ich bin kein großer Fußballfan", betonte der Zeuge.

"Wiebach hätte Kontrolle ausüben müssen"
Er könne aber nicht genau sagen, ob die Verträger von beiden oder nur von Jara unterschrieben worden seien. "Formell wurde von Wiebach im Vier-Augen-Prinzip mitunterzeichnet", so der Vorstand und Schriftführer von Red Bull.

"War Wiebach rein rechtlich ein Urkundenbeamter?", fragte der Richter. "Wiebach hätte wichtige Kontrollfunktionen auszuüben gehabt. Er hätte die Verträge auf Plausibilität prüfen müssen", ließ Fichtbauer Kritik durchblicken.

Im Nachhinein seien die Verhandlungen, die Jara vereinbart hätte, "von uns akzeptiert worden", sagte Fichtbauer. Jara sei gemeinsam mit Wiebach berechtigt gewesen, den Verein zu binden. Im Vereinsregister seien die vier Vorstände als zeichnungsberechtigt eingetragen, aber nicht Jara, so der Zeuge. Wiebach ist mittlerweile von Red Bull der Geschäftsführung enthoben worden.

Interesse bei HSV und Kaiserslautern
Nach einem "Kurier"-Bericht von Mittwoch sind auch Jaras ehemalige deutsche Arbeitgeber Hamburger SV und Kaiserslautern, an der Causa interessiert. Sie wollen womöglich alte Transfers neu aufrollen und behalten sich Prüfungen vor, sollte der Tiroler den Prozess verlieren.

Weitere Verfahren ausständig
Neben dem Kreditschädigungsprozess bekämpft Jara seine Entlassung beim Arbeits- und Sozialgericht Salzburg. Dieses Verfahren wurde wegen der Präjudizialität bis zum Urteilspruch im Kreditschädigungsprozess unterbrochen.

In einem dritten Verfahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Salzburg gegen Jara wegen des Verdachts der Untreue. Abgeklärt werden soll, ob er "tatsächlich Verfügungsgewalt über das Vermögen des Klubs Red Bull" hatte. Die Vorerhebungen sind noch nicht abgeschlossen.

Links: