In Salzburg erlebte der Torjäger aus Deutschland, der am Mittwoch seinen 33. Geburtstag feiert, in dieser Saison eine bisher unglaubliche Erfolgsgeschichte. Kaum ein Spiel verging ohne Zickler-Treffer, seine persönliche Bestmarke ist längst übertroffen.
Im Interview mit ORF.at spricht der Führende der Torschützenliste, der in der Meisterschaft schon 16 Mal jubeln durfte, über seine Erwartungen für die am Samstag beginnende Saison.
ORF.at: Die Spiele im Herbst waren ja fast eine One-Man-Show von Dir. Die Wahl zum Fußballer des Jahres war da eine logische Konsequenz. Wie stolz bist Du auf das bisher Erreichte?
Alexander Zickler: Natürlich bin ich mächtig stolz darauf, aber so etwas schafft man nicht alleine. Dazu braucht man eine gute Mannschaft und Trainer, die einem das entsprechende Vertrauen geben. Mit dem Wechsel nach Salzburg wollte ich noch einmal etwas Neues probieren und jetzt klappt es in der zweiten Saison wirklich toll.
ORF.at: Du betonst stets das Gemeinsame und stellst die Mannschaft in den Vordergrund. Wie sehr spielen dabei Deine Erfahrungen beim FC Bayern eine Rolle?
Zickler: Die zwölf Jahre bei Bayern haben mich sicher geprägt. Dabei habe ich auch gelernt, dass nicht das "Ich", sondern immer das "Wir" zählt. Man nimmt auch das Erfolgsdenken mit und versucht es weiterzugeben. Einer allein wird weder in Deutschland, noch in Österreich Meister. Fußball ist ein Mannschaftssport und ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen.
ORF.at: Kann man die schönen Stunden noch mehr genießen, wenn man in der bisherigen Laufbahn auch schon die Schattenseiten des Fußballs miterlebt hast?
Zickler: Ganz bestimmt. Es gab bei mir nicht ein Mal, sondern öfters den Moment, wo ich Schluss machen wollte. Wenn man einen Tumor entfernt bekommt, oder einen Beinbruch verkraften muss, dann stellt man sich schon die Sinnfrage und denkt an später. Diese Gedanken haben aber nie lange angedauert. Kleinigkeiten wie muskuläre Probleme oder Erkältungen werden zur Nebensache.
ORF.at: Kann man Dich als ausgesprochene Kämpfernatur bezeichnen?
Zickler: Man wächst in so eine Geschichte rein. In München ist mein Vertrag verlängert worden, obwohl ich schwer verletzt war und über Monate nur in der Kraftkammer trainieren konnte. Diese Unterstützung baut auf und man kann sich auf sein Comeback vorbereiten. Ich bin sicher keiner, der nach kurzer Zeit aufgibt. Zudem habe ich eine starke Frau und eine tolle Familie an meiner Seite. Alleine hätte ich diese Motivation sicher nicht aufgebracht.
ORF.at: Motivation habt ihr auch in der vergangenen Saison gebraucht, als es in Salzburg zunächst überhaupt nicht geklappt hat. Was ist heuer anders?
Zickler: Man kann die beiden Jahre so nicht miteinander vergleichen. In der ersten Saison kamen 17 Neue und ein Mannschaftsgerüst hat komplett gefehlt. So etwas entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Diesmal wurden im Sommer zwar wieder etliche neue Spieler geholt, aber es war schon ein Gerippe da. Dazu haben wir mit Trapattoni auch einen Trainer gekriegt, der fast schon ein Titelgarant ist.
ORF.at: Was hast Du Dir persönlich für das Frühjahr vorgenommen?
Zickler: In der Vorbereitung ist es zunächst nicht ganz so optimal gelaufen, aber jetzt fühle ich mich wieder sehr gut. Körperlich geht es mir von Tag zu Tag besser und wir wollen schon gegen den GAK zeigen, dass wir die Meisterschaft nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen.
ORF.at: Gibt es nicht auch noch im Hinterkopf ein ganz besonderes Ziel? Stichwort Goldener Schuh.
Zickler: Natürlich wäre das eine Riesensache. Man braucht ja nur schauen, wer da vorne mit dabei ist. Ein Kanoute, Drogba oder Ronaldinho, wirklich Wahnsinn. Für mich ist es das Optimum, dass ich dabei überhaupt mit im Rennen bin.
ORF.at: Wenn die stärksten europäischen Ligen nicht einen höheren Faktor (Anmerkung: jeder Tor wird mit zwei, bei Österreich aber nur mit 1,5 multipliziert) hätten, dann wärst Du sogar jetzt schon ganz im Spitzenfeld. Mit einem Alex Zickler muss man aber trotzdem noch rechnen, oder?
Zickler: So viele Tore wie jetzt habe ich zuvor noch nie geschafft, natürlich will man da so weitermachen. Es ist ein Traum von mir und würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich da am Ende mit diesen Hochkarätern mithalten könnte. Aber wenn ich vor dem Tor bin und einen besser postierten Mitspieler stehe, dann werde ich weiterhin den Ball abspielen.
Das Gespräch führte Christian Tragschitz, ORF.at
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