Knappe Entscheidung

Zwei Zehntelpunkte entscheiden.
Österreichs Ski-Adler sind am Samstag zum Auftakt der WM-Springerbewerbe in Sapporo ohne Medaille geblieben.

Der Schweizer Simon Ammann sicherte sich fünf Jahre nach Doppel-Olympiagold in Salt Lake City erstmals den WM-Titel von der Großschanze.

Rot-Weiß-Rot muss weiter auf den dritten WM-Erfolg vom großen Bakken nach Karl Schnabl (1976 in Innsbruck) und Andreas Felder (1987 in Oberstdorf) warten.

Mannschaftlich stark
©Bild: APA
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Für den Teambewerb am Sonntag ist die Truppe von Alexander Pointner aber klarer Favorit. Mit Thomas Morgenstern (5.), Andreas Kofler (8.), Martin Koch (9.) und Gregor Schlierenzauer (10.) kamen alle vier Österreicher in die Top Ten.

Am Sonntag werden Morgenstern, Kofler, Schlierenzauer und Wolfgang Loitzl starten. Loitzl, der im Einzelspringen zum Zuschauen verurteilt war, kam für Koch ins ÖSV-Team.

Morgenstern gut erholt
"Im ersten Durchgang war der 'Morgi' ein bisserl zu spät, es ist absolut auch in seiner Hand gelegen. Aber wenn man bedenkt, dass er vor drei Wochen keinen Schritt mehr dermacht hat", relativierte Pointner seine zu Beginn doch vorhandene Enttäuschung.

Überraschung durch Olli
Nicht Doppelolympiasieger Morgenstern, sondern ein anderer zweifacher Olympia-Goldmedaillengewinner sorgte für die Show am Okurayama-Bakken.

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Mit 125,0 und 134,5 Metern und 266,1 Punkten verwies Ammann den überraschend starken Finnen Harri Olli (124,0/136,5) um nur zwei Zehntelpunkte und den Norweger Roar Ljökelsöy (123,0/135,0) um 3,2 Zähler auf die Plätze. Olli hatte heuer nur zwei Top-Ten-Resultate (Vikersund/5. und Titisee/10.) geschafft.

Zweitknappster Vorsprung seit 1972
Ammann hatte hingegen bereits zu Saisonbeginn in Lillehammer mit dem ersten Weltcup-Sieg seit fast fünf Jahren seine Rückkehr in die absolute Weltspitze angekündigt.

Über den hauchdünnen Vorsprung durfte sich der Schweizer besonders freuen, es war übrigens der zweitknappste Vorsprung eines Großschanzen-Weltmeisters seit 1972, kurioserweise ebenfalls in Sapporo. Die damaligen Olympischen Spiele zählten auch noch als WM. Der Pole Wojciech Fortuna siegte 0,1 Punkte vor einem Schweizer: Walter Steiner. Eine späte Gerechtigkeit aus Schweizer Sicht jedenfalls.

Bei Großereignissen zur Stelle
"Jetzt habe ich mehr Siege bei Großereignissen als im Weltcup, da bin ich immer so stark, da entsteht so ein großes Bild in meinem Kopf", erklärte Ammann. Schon bei der Landung habe er gewusst, dass es reichen würde.

Gemischte Gefühle
Für Österreichs erfolgsverwöhnte Truppe war es mannschaftlich wieder ein Topergebnis, doch die ersehnte Medaille blieb aus. Deshalb war ein Großteil des Quartetts auch unzufrieden.

"Es enttäuscht mich sehr, ich hab' es im ersten Durchgang verschenkt. Aber es war ein super zweiter Durchgang. Es ist eh mehr rausgekommen, als ich gedacht hab', da ich vor zwei Wochen noch im Bett gelegen bin", sagte Morgenstern.

Kampfansage für Sonntag
Der Fünftplatzierte ließ auch gleich eine Kampfansage in Richtung Konkurrenz folgen: "Ich freu' mich auf den Teamwettkampf. Da holen wir das nach, was wir unter Anführungszeichen heute verloren haben."

Schlierenzauer hatte sich nach seiner bisherigen Saison mehr vorgestellt: "Ich bin nicht so gut reingekommen. Für das erste Großereignis bin ich aber zufrieden." Martin Koch, der erst im letzten Moment nominiert wurde, war mit Rang neun zufrieden: "Die Leistung war sehr gut. Ich hab' gezeigt, dass ich gut springen kann."

Andreas Kofler, der "Silberne" vom großen Bakken bei Olympia 2006, hätte freilich gerne mehr erreicht: "Ich bin eigentlich gut drauf und lass' mich nicht aus der Ruhe bringen. Es sind noch zwei Bewerbe, vielleicht hat es mich dann ein bisschen mehr lieb."

Schwere Entscheidung für ÖSV-Teamführung
"Mit dieser ausgezeichneten Mannschaft sind solche Entscheidungen nie einfach", meinte Pointner, der gemeinsam mit Sportdirektor Toni Innauer die Aufstellung für Sonntag festlegte.

"Es war hart für Wolfgang (Loitzl/Anm.), dass er auf der Großschanze zusehen musste. Er hat die Entscheidung aber akzeptiert und sich bereits voll auf den morgigen Bewerb konzentriert. In der gleichen Situation ist nun leider Martin Koch."

"Wir hätten natürlich auch Gregor Schlierenzauer aus dem Team nehmen können. Er hat sich aber einen Start für Österreich mit seinen Saisonleistungen verdient und wir sind sicher, dass er heute im Einzelbewerb die Trendwende geschafft hat", erklärte der ÖSV-Cheftrainer. Koch hatte in Turin mit der Mannschaft Olympia-Gold geholt.

Skispringen von der Großschanze

Endstand nach zwei Sprüngen:
1.Simon AmmannSUI266,1125,0/134,5
2.Harri OlliFIN265,9124,0/136,5
3.Roar LjökelsöyNOR262,9123,0/135,0
4.Adam MalyszPOL258,3123,0/133,0
5.Thomas MorgensternAUT255,3122,0/131,5
6.Janne AhonenFIN249,9123,0/130,0
7.Dimitri WassiliewRUS235,2121,0/125,5
8.Andreas KoflerAUT231,9118,0/125,0
9.Martin KochAUT225,3117,5/123,5
10.Gregor SchlierenzauerAUT223,6115,0/124,5
11.Arttu LappiFIN223,2116,5/122,5
12.Tom HildeNOR222,6111,5/128,0
13.Kamil StochPOL221,3117,5/121,0
14.Anders JacobsenNOR219,6114,5/122,5
15.Jörg RitzerfeldGER219,5116,0/121,5
16.Shohhei TochimotoJPN219,4117,0/121,0
17.Dimitri IpatowRUS214,3108,5/127,5
18.Matti HautamäkiFIN212,6118,0/116,5
19.Andreas KüttelSUI211,9111,0/122,0
20.Jakub JandaCZE210,5108,0/124,5
21.Takanobu OkabeJPN208,2106,5/125,0
22.Andrea MorassiITA203,7113,5/118,0
23.Yong-Jik ChoiKOR202,6107,0/122,5
24.Noriaki KasaiJPN202,2108,5/120,5
25.Roman KoudelkaCZE198,0108,5/119,0
26.Radik TschaparowKAZ189,3107,5/116,0
27.Sigurd PettersenNOR177,3105,5/110,5
28.David LazzaroniFRA174,4105,5/110,0
29.Daiki ItoJPN173,9112,0/106,0
30.Martin SchmittGER171,3113,0/103,0

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