Zeit zu handeln

Die Austria einigte sich mit Anhängern über den Wiederaufbau eines zerstörten Stadionzaunes.
Am Samstag musste in der 27. Runde der französischen Ligue 1 die Partie zwischen St. Etienne und Olympique Lyon unterbrochen werden, weil von Fans Tränengas auf das Spielfeld geworfen wurde.

Das Viertelfinale des spanischen Cups wurde letzten Mittwoch in der 57. Minute abgebrochen, nachdem Sevilla-Trainer Juande Ramos von einer aus dem Zuschauerbereich geworfenen Flasche getroffen worden und zusammengebrochen war.

"Heißes" Derby in Favoriten
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Am Sonntag entzündeten sich auch in Österreich vor, während und nach dem Wiener Derby die Gemüter. Austrias 2:1-Erfolg gegen Erzrivale Rapid war begleitet von Ausschreitungen in den Fansektoren.

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Austria-Fans bewarfen zu Spielbeginn Rapid-Tormann Helge Payer mit Feuerwerkskörpern und trafen ihn auch am Bein. Payer spielte jedoch weiter: "Ich wollte keinen Abbruch provozieren." Durch diesen Vorfall und auch durch eine erhöhte Polizeipräsenz in ihrem Sektor "provoziert" kamen die Rapid-Fans in Rage.

Traurige Bilanz
Wie schon im Herbst 2005 war eine demolierte Osttribüne im Franz-Horr-Stadion die Folge. Außerdem kam es zu gewaltätigen Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften. Bei Schlägereien während und nach dem Spiel erlitt ein Polizist einen Nasenbeinbruch, mehrere Randalierer wurden festgenommen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

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Diese unrühmliche Aktion der Austria- und Rapid-Fans, die bereits vor dem Spiel mit einer Demonstration gegen die "Verkommerzialisierung des Fußballs" für Aufsehen, zerstörte Autos und einen Verkehrsstau gesorgt hatten, wird ein Nachspiel vor dem Bundesliga-Strafsenat haben.

Bundesliga für Stadionverbote
In einer Aussendung verurteilte Bundesliga-Vorstand Georg Pangl die Vorfälle um das Derby "schärfstens". Die Bundesliga wolle in Zukunft sicherstellen, dass verstärkt Ordnerschulungen, Videoüberwachungsanlagen und der Einbau von Sicherheitsnetzen zur Verbesserung der Sicherheit in den Stadien beitragen.

Pangl trat außerdem dafür ein, "jene Außenseiter, die sich unter die echten Fans mischen und für die Ausschreitungen sorgen, rigoros zu bestrafen und mit allen rechtlich verfügbaren Mitteln langfristig aus den Stadien zu verbannen".

Dialog mit den Fans
Stadionverbote stehen auf der einen Seite, Dialoge mit den Fans und "Sozialprävention" auf der anderen Seite.

So sprach sich Günther Marek, Projektleiter für die Sicherheit bei der EM 2008, am Sonntag im ORF für weitergehende Maßnahmen aus: "Solche Szenen können leider nie verhindert werden. Um solche Vorfälle zu verhindern, muss man noch mehr im Vorfeld, in der Prävention arbeiten."

"Bei Krawallen muss man ruhig handeln und mit den Leuten sprechen, aber auch jene, die Unruhe stiften, strafrechtlich zur Verantwortung ziehen."

"Unentschuldbar"
Für Austria-Manager Markus Kraetschmer waren die Derby-Vorfälle jedenfalls "unentschuldbar", er kündigte im ORF an: "Wir werden die Videobilder mit der Polizei auswerten, da wird es Anzeigen und Stadionverbote geben. Das sind Szenen, die wollen wir uns nicht mehr ansehen, da müssen wir als gesamte Liga dagegen vorgehen."

Austria zieht Fans zur Verantwortung
Zumindest einzelne Klubs sind zuletzt auf unterschiedliche Weise mit dem Problem gewaltbereiter Fans umgegangen.

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Die Austria hat sich vor kurzem mit fünf ihrer Anhänger auf Schadenersatz geeinigt. Die fünf hatten im Dezember während des Heimspiels gegen Red Bull Salzburg im Horr-Stadion einen Zaun zwischen West- und Haupttribüne niedergerissen.

Reparieren und bezahlen
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"Wir haben die Aufzeichnungen bewusst nicht an die Polizei weitergeleitet, sondern die fünf einwandfrei identifizierten Personen vorgeladen", berichtete Fankoordinator Martin Schwarzlantner. "Einer von ihnen ist arbeitslos und wird daher bei Arbeiten im Stadion mithelfen. Die anderen werden den von uns vorgeschlagenen Anteil an den Kosten übernehmen."

Schwarzlantner betonte: "Uns geht es nicht um Bestrafung, sondern wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man als Fan nicht das Recht dazu hat, Allgemeingut zu zerstören."

Ried distanziert sich von Fanklub
SV Josko Ried reagierte hingegen zuletzt mit Stadionverboten für gewaltätige Anhänger. Rieder Fans hatten nach der Partie gegen Puntigamer Sturm Graz (24. Februar) außerhalb des Stadions der Polizei eine Schlägerei geliefert.

"Gegen die handelnden Personen, die laut Strafgesetzbuch angezeigt wurden, wird ein österreichweites Stadionverbot beantragt", teilte daraufhin der Klub in einer Aussendung mit.

Nicht sehr glorreich
Der Verein distanziere sich von dem Fanklub "Glory Boys", dem auch die offizielle Anerkennung entzogen werde. "Der Großteil der imageschädigenden Aktionen wurde von Mitgliedern oder Personen, die den Glory Boys zugeordnet werden, ausgeführt", war in dem Statement zu lesen.

Die Stadionverbote sind ab dem Auftaktheimspiel am 10. März gegen Altach gültig.

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