Vorbildsportler tritt ab

Der Olympiasieger, Teamweltmeister und Gewinner von neun Weltcup-Rennen beendet seine Karriere.
Umarmungen, Glückwünsche, Küsschen rechts und links und ein großes "Du wirst uns fehlen" von Teamkollegen, Konkurrenten, Trainern, Fans und Medienleuten hat Fritz Strobl mit auf den Weg bekommen.

©Bild: GEPA
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Der Abfahrts-Olympiasieger von 2002 verabschiedete sich am Donnerstag mit einer wunderbaren Einlage vom alpinen Skizirkus. Im Rahmen des Weltcup-Finales in Lenzerheide schwang er als Mozart verkleidet die Super-G-Piste herunter.

"Das ist der größte Tag heute für mich, weil so viele Emotionen frei werden", sagte der 34-jährige Kärntner Polizist gerührt.

Als Mozart über die Piste
Alle Eingeweihten hatten dicht gehalten, und auch Strobl hatte sich in den vergangenen Tagen seine Entscheidung nicht entlocken lassen.

Im Starthaus am Donnerstag zog er die Rennkleidung aus und inspiriert von seinem Hitparaden-Song "Genie auf die Ski" eine Mozartverkleidung an ("Die hat mir meine Frau Bettina für den Faschingdienstag besorgt") und nahm sein letztes Weltcup-Rennen mit aller Lockerheit in Angriff.

Trotzdem disqualifiziert
Das erste Mal auf seiner Abschiedsfahrt bremste er sich bei FIS-Renndirektor Günter Hujara für eine Umarmung ein ("Tor korrekt passiert, aber ich musste ihn trotzdem disqualifizieren, weil der Anzug nicht den Regeln entsprach"), danach klatsche er mit den Trainern auf der Piste ab.

©Bild: GEPA
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Im Zielraum warf Strobl Mozarttaler und -kugeln ins Publikum, ehe er sich von Teamkollegen wie Michael Walchhofer auf Schultern tragen ließ und anschließend von Serviceleuten und Trainern in einer Sänfte herumgetragen wurde.

"Dieses Jahre war ich der Mozart, deshalb hat das heute gepasst, in Zukunft werde ich vielleicht wieder ein bisschen mehr die Katze sein", sagte der wegen seines Fahrstils "Fritz the Cat" genannte Speed-Spezialist.

Neun Weltcup-Siege
Der zweifache Familienvater, der neun Weltcup-Rennen gewonnen hat und seine Sternstunde 2002 bei den Winterspielen in Salt Lake City mit dem Goldmedaillengewinn erlebte, beendete nach der Enttäuschung bei den Winterspielen 2006 in Turin seine Karriere nun als aktueller Teamweltmeister und Super-G-Vizeweltmeister.

Das hat ihm bei der Entscheidungsfindung ein wenig geholfen: "Es taugt mir immer noch, das Skifahren, aber ich lasse es trotzdem. Ich höre mit Freude daran auf. Es tut mir Leid, aber die Sonne geht auch morgen wieder auf. Ich bin froh, dass ich meine Karriere gesund beende."

"Mehr Zeit für die Familie"
Beim Sesseliftfahren in der Früh seien ihm die Tränen gekommen, gab er zu. Doch nun warten seine Frau Bettina und die Söhne Mario und Simon.

"Ich werde nun mehr Zeit für meine Familie haben, ich möchte mich bedanken. Auch bei meinen Schwestern, die für mich zu Hause gearbeitet haben, und meinen Eltern, die mich immer unterstützt haben."

Zur Zukunftsplanung meinte er: "Die Polizei ist immer noch ein Thema und in der Landwirtschaft werde ich nun auch mithelfen."

Nicht ganz weg vom Skisport
Günther Mader, Rennsportleiter von Strobls Skifirma Salomon, fällt der Abschied schwer, der allerdings nur einer vom Rennfahrer Strobl sein wird.

"Er wird im Marketingbereich und bei Skitests noch für uns tätig sein. Es gibt menschlich gesehen kaum jemanden wie ihn, und er ist auch unserer Firma gegenüber immer loyal gewesen."

Es sei ein guter Zeitpunkt, die Karriere zu beenden: "Es macht Sinn. Er war bei der WM noch erfolgreich, dafür hat er sich noch überwinden können."

"17 Jahre sind eine lange Zeit"
ÖSV-Alpinchef Hans Pum lässt Strobl mit Wehmut ziehen: "Schade, dass er aufhört. 17 Jahre sind eine lange Zeit, das darf man nicht vergessen. Er hat viel für Österreichs Skisport getan."

Der Liechtensteiner Marco Büchel, wie Strobl eine der großen Persönlichkeiten dieses Sports, schluckte am Start eine Träne runter: "Es tut weh, ihn zu verlieren. Die Alten sterben langsam aus. Aber ich mache weiter, zumindest bis Olympia 2010."

Der norwegische Super-G-Sieger Aksel Lund Svindal zollte dem Älteren Respekt: "Er ist echt ein cooler Typ. Schade, dass er nicht mehr dabei ist." Und Hermann Maier, Strobls langjähriger Sportrivale, meinte: "Er war sehr lange dabei und in der Abfahrt eine große Macht. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft."

Steckbrief Fritz Strobl

  • Geboren am 24. August 1972 in Lienz
  • Wohnort: Adnet/Salzburg
  • Verheiratet mit Bettina
  • Zwei Söhne (Mario und Simon)
  • Beruf: Polizeibeamter, Skirennläufer
  • Hobbys: Fischen, Mountainbiken, Computer, Digitalfotografie
  • Im ÖSV-Team seit 1990

Größte Erfolge:
Olympia (eine Medaille):

  • Olympiasieger Abfahrt 2002 in Salt Lake City
  • Vierter Super-G 2002 in Salt Lake City

WM (zwei Medaillen):

  • Gold Teambewerb 2007 in Aare
  • Silber Super-G 2007 in Aare
  • Vierter Abfahrt 1997 in Sestriere und 2005 in Bormio
  • Sechster Abfahrt 2001 in St. Anton

Weltcup:

  • Neun Siege (sieben Abfahrt, zwei Super-G)
  • Gesamtfünfter 2001/02

Europacup:

  • Super-G-Gesamtsieger 1995/96

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