Die australischen Hoffnungen auf Edelmetall bei der Heim-WM sind gerade im Schwimmen groß - auch ohne den im November zurückgetretenen Superstar Ian Thorpe.
Hoher gesellschaftlicher Stellenwert
Australien ist seit jeher sportverrückt und begeisterungsfähig. Bei entsprechender Vermarktung ziehen selbst Randsportarten, so sie halbwegs Erfolge versprechen, die Massen an.
Das haben die Commonwealth Games in Melbourne im Vorjahr bewiesen, als die Gastgebernation in 247 Bewerben 221 Medaillenholte. Im Schwimmen sind die USA der große Rivale, den die Australier bei einer WM in der Medaillenwertung noch nie hinter sich gelassen haben. Mit Heimvorteil soll es nun endlich so weit sein.
Wasser steht im Mittelpunkt
Australien ist der trockenste Kontinent der Erde, entsprechend groß ist die Faszination für Wasser. Die Sensibilität für das Element nimmt laufend zu, wird das Land doch permanent von Dürrekatastrophen heimgesucht.
Klimawandel und der Kampf gegen die Dürre stehen an der Spitze der politischen Agenda. Die Regierung des Bundesstaates Victoria etwa stand unter heftigem Beschuss, weil die Wettkampfstätten der Schwimm-WM zu einer Zeit befüllt wurden, als in Melbourne Restriktionen in der Versorgung herrschten.
Eine Nation der Sportfans
Doch Schwimmer wie Olympiasieger Grant Hackett sind in Australien Superstars. Daher blickte die Volksseele über die Opfer hinweg, die sie für die Titelkämpfe erbringen musste. Die WM-Mitarbeiter sind zu einem überwiegenden Großteil Freiwillige.
Allerdings keineswegs nur junge Menschen, sondern auch zahlreiche freundliche Pensionisten. "In Australien bedeutet Sport der gesamten Bevölkerung etwas", betont ein weißhaariger Mann bei der Akkreditierungsstelle.
Zu Beginn noch manch leerer Platz
Die Sportstätten sind allerdings bei Preisen von 28 australischen Dollar (16,7 Euro) für Vorrundenspiele im Wasserball bis 198 Dollar (118,2 Euro) für Schwimm-Finalsessions gerade bei weniger populären Bewerben in der ersten Woche keineswegs ausverkauft.
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| ©Bild: APA |
Alles der Reihe nach
Auch die großen Tageszeitungen begannen erst nach dem Formel-1-Grand-Prix am vergangenen Sonntag, mit Sonderbeilagen so richtig auf den WM-Zug aufzuspringen.
Dabei hatten die Titelkämpfe offiziell bereits am vergangenen Samstag mit den Synchron-Bewerben begonnen.
"Aussie Rules" ist die Nummer eins
Doch selbst in der WM-Woche gibt es ein großes Thema, das Australien noch deutlich mehr beschäftigt: Am 30. März startet die Meisterschaft im Australian Rules Football.
Im nationalen Fernsehen laufen Sondersendungen als Countdown zum Saisonstart, die Zeitungen berichteten davon doppelt so viel wie von der Schwimm-WM und der Formel 1 zusammen.
"Aussie Rules" ist in Australien Programm. Der 100.000 Zuschauer fassende Melbourne Cricket Ground (MCG) wird ausverkauft sein, wenn die Melbourne Demons und die St. Kilda Saints die Saison am Freitag in einer Woche mit einem Derby eröffnen.
Der Nabel der Sportwelt
Keine 200 Meter westlich, in der Rod Laver Arena, wo sonst die Tennishelden bei den Australian Open den Bällen nachjagen, kämpfen zur selben Zeit die Schwimmstars um WM-Medaillen.
Melbourne, der Kosmopolit unter den australischen Metropolen, ist dieser Tage nicht zum ersten Mal der Nabel der Sportwelt.
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