Österreich kam Ende März mit zwei Siegen und drei Niederlagen unter sechs Nationen auf Rang vier und schaffte den Klassenerhalt. Der Turniersieg ging an Favorit Slowakei.
Teure Reise
Nicht nur für das junge ÖEHV-Damen-Team, lediglich fünf Spielerinnen sind älter als 20 Jahre, war die rund 50.000 Euro teure Reise über Peking zur B-WM ein Unternehmen mit Abenteuerfaktor.
Neben den Österreicherinnen mussten noch vier weitere europäische Teams die Reise nach Asien in das politisch isolierte Land antreten.
Nordkorea schirmt sich ab
Für ÖEHV-Pressemann Paul Grohmann war die Verbindung mit dem Team keine leichte Aufgabe und er zog einen bildhaften Vergleich: "Das ist dort ein wenig wie in einem Schwarzen Loch."
Nordkorea betreibt eine restriktive Informationspolitik. Während der Fußball-WM 2006 wurden Spiele zwar zeitversetzt im TV gezeigt, jene von "verfeindeten" Ländern jedoch gar nicht gesendet. Internet steht quasi nur staatlichen Organisationen zur Verfügung.
Regime kontrolliert alles
Der nach eigenen Angaben autarke Staat unter Kim Jong Il steht immer wieder wegen Missachtung der Menschenrechte, bitterer Armut der Bevölkerung und seines Atomwaffenprogramms in der internationalen Kritik.
Für US-Präsident George W. Bush gehört(e) Nordkorea auch zur "Achse des Bösen" im Terrorismus.
Sofern ausländische Touristen ein Visum erhalten, werden sie immer von zumindest zwei offiziellen "Reiseleitern" begleitet, die genau darauf achten, dass das vorgegebene Programm eingehalten wird.
Keine Handys, kein Strom
"Der Veranstalter war sehr bemüht, eine gute WM auf die Beine zu stellen, es gab allerdings einige Probleme. So wurden uns die Handys gleich am Flughafen abgenommen", berichtete ÖEHV-Teamleiter Martin Kogler gegenüber ORF.at von den Erfahrungen in Nordkorea.
"Ebenso fiel der Strom ab und zu aus und damit auch der Lift. Wenn man im 13. Stock untergebracht ist, ist das dann nicht lustig."
Die Kommunikation mit Österreich war für Kogler "wohl das größte Problem". Journalisten, Teamoffizielle und Spielerinnen mussten über einen Internet-Anschluss kommunizieren.
Isoliert
Von den Lebensbedingungen der Bevölkerung in einem der ärmsten Länder der Welt bekam die ÖEHV-Delegation nichts mit. Kogler: "Zwei Ausflüge, ein Mal zu Fuß, ein Mal mit dem Bus, standen auf dem Programm. Sonst beschränkte sich der Tagesablauf vor allem am Spieltag generell auf die Wege zwischen Teamhotel, Spiel- und Trainingsstätten."
Paraden und Überwachung
Teamverteidigerin Cäcilia Reichel, die vor der Reise noch neugierig war, "ob sich die zahlreichen Gerüchte, die man von Nordkorea hört, auch tatsächlich bewahrheiten", erinnerte sich nach dem Nordkorea-Aufenthalt in der Zeitschrift "sportwoche" vor allem an "viele Paraden".
Die Menschen seien "freundlich, aber zürückhaltend gewesen. Von Not oder Armut haben wir nichts mitbekommen." Allerding war das ÖEHV-Team auch immer in Begleitung: "Wir durften keinen Schritt ohne Führer machen, selbst die 100 Meter vom Hotel zur Eishalle wurden wir überwacht."
Hoffnung für die Zukunft
Die ungewohnten äußeren Bedingungen waren allerdings kein Grund, dass die WM nicht zur Gänze nach ÖEHV-Wunsch verlief.
"Mit dem vierten Platz bin ich definitiv nicht zufrieden. Vor allem in den ersten drei Spielen haben wir sehr schlecht gespielt", sagte Kogler, der aber auch Positives fand: "Wir waren der einzige Gegner, der den Aufsteiger Slowakei wirklich fordern konnte. Das hat auch Hoffnung für die Zukunft gemacht."
Außerdem holte sich Teamstürmerin Denise Altmann mit sechs Treffern die Torschützinnenkrone und gewann die Scorer-Wertung vor ihrer Teamkollegin Esther Kantor.
Wenig Geld, schlechte Trainingszeiten
Für eine Weiterentwicklung des Teams ist auch eine Steigerung in finanzieller Hinsicht notwendig. "Wir würden viel mehr Geld benötigen, um wirklich unter die Top 14 zu kommen, denn derzeit finanzieren sich die Spielerinnen sogar noch einen Teil der Trainingslager selbst", so Kogler.
Dazu gebe es bei den meisten Klubs in Österreich noch Probleme mit Trainingseiszeiten, die "entweder zu wenig oder zu spät angesetzt sind".
Martin Wagner, ORF.at
Damen-WM (Division II) in Pjöngjang:
Abschlusstabelle:
1. | Slowakei | 5 | 5 | 0 | 0 | 0 | 25:3 | 15 |
2. | Italien | 5 | 2 | 2 | 0 | 1 | 14:15 | 10 |
3. | Nordkorea | 5 | 3 | 0 | 1 | 1 | 22:7 | 10 |
4. | Österreich | 5 | 2 | 0 | 0 | 3 | 17:11 | 6 |
5. | Niederlande | 5 | 0 | 1 | 1 | 3 | 6:23 | 3 |
6. | Slowenien | 5 | 0 | 0 | 1 | 4 | 5:30 | 1 |
ÖEHV-Ergebnisse:
Österreich | Niederlande | 6:0 (0:0 4:0 2:0) |
Österreich | Italien | 1:2 (0:1 0:1 1:0) |
Österreich | Nordkorea | 0:6 (0:1 0:1 0:4) |
Österreich | Slowakei | 2:3 (0:1 2:0 0:2) |
Österreich | Slowenien | 8:0 (2:0 2:0 4:0) |
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