Neues Belastungsmaterial aufgetaucht

Basso hat bisher immer bestritten, in Madrid gewesen zu sein und Fuentes zu kennen.
Der italienische Radsportstar Ivan Basso ist am Dienstag von seinem Team Discovery Channel suspendiert worden. Das bestätigte der US-amerikanische Rennstall in einer Aussendung.

Unmittelbar davor hatte Basso eine Vorladung der Anti-Doping-Ankläger des Italienischen Olympischen Komitees (CONI) erhalten, die ein neues Ermittlungsverfahren gegen den Giro-Sieger des Vorjahres eingeleitet haben.

"Wir lassen Ivan bei keinem Rennen starten, bis wir mehr Informationen erhalten und diese Affäre gelöst ist", erklärte Teammanager Bill Stapleton. Sportdirektor Johan Bruyneel betonte allerdings, dass das Team weiterhin hinter Basso stehe.

Der 29-jährige Italiener war im Vorjahr nach Bekanntwerden seiner Verwicklung in den spanischen Fuentes-Dopingskandal unter anderem von der Tour de France ausgeschlossen worden.

Anhörung am 2. Mai
Schon am 2. Mai muss sich der Giro-Gewinner von 2006 unter der Südkurve des Olympiastadions in Rom erneut der Anti-Doping-Agentur des CONI stellen.

In Spanien tauchte weiteres Belastungsmaterial auf und Medien spekulieren, dass die Staatsanwaltschaft Bergamo schon nächste Woche einen DNA-Test nach deutschem Vorbild einleiten könnte. Grundlage dazu könnte das in Italien existierende Anti-Doping-Gesetz bieten.

Umstrittener Vertrag
Basso hatte erst im November unter Protest der anderen ProTour-Mannschaften einen Zweijahresvertrag bei Discovery Channel unterschrieben, obwohl er als äußerst verdächtig galt. Sein Team soll sich weitere Schritte vorbehalten haben, wenn per DNA-Analyse nachgewiesen werden sollte, dass ihm zugerechnetes Blut bei Fuentes tatsächlich Bassos Blut ist.

Zuletzt hatte Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme angekündigt, auch 2007 keine in den Skandal verwickelten Fahrer starten lassen zu wollen.

DNA-Test "bei Bedarf"
Über einen DNA-Vergleich war Jan Ullrich nachgewiesen worden, dass die neun bei Fuentes gelagerten und ihm zugerechneten Blutbeutel tatsächlich das Blut des Tour-Siegers von 1997 enthielten. Auch Basso hatte sich kürzlich über sein Team - wie fast alle ProTour-Fahrer - bereit erklärt, "bei Bedarf" einen DNA-Test abzugeben.

Basso, der wegen erster Indizien wie Ullrich am Tour-Start 2006 gehindert wurde, schloss sich zu Beginn der Saison Discovery Channel an und war wieder im Rennbetrieb aktiv.

Zwei Rennstarts abgesagt
Erste Reaktion Bassos und seines Rennstalls war am Dienstag seine Startabsage für die beiden in Belgien stattfindenden ProTour-Rennen Fleche Wallonne am Mittwoch und Lüttich - Bastogne - Lüttich am Sonntag. Beide Rennen werden vom Tour-de-France-Organisator ASO veranstaltet.

Kalender soll aufgetaucht sein
"Aus Spanien bricht ein neuer Sturm über Basso herein", hieß es in der "Gazzetta dello Sport", die auf die Veröffentlichungen der spanischen Zeitung "Interviu" reagierte. Das Wochenblatt hatte berichtet, Kalender mit Blutentnahme - und Blutgabe-Terminen von Basso bei Fuentes seien aufgetaucht.

Außerdem sollen zwischen 2004 und 2006 insgesamt 111.000 Euro für Dopingmittel und "gefrorenes Blut" über ein Züricher Konto geflossen sein. Basso soll eine Blutuntersuchung im November 2005 bei Merino Batres in Madrid vorgenommen haben. Der Hämatologe war von den spanischen Behörden, die ihre Ermittlungen inzwischen einstellten, als Fuentes-Komplize bezeichnet worden.

Bisher alles abgestritten
Bisher hatte Basso - wie Ullrich - immer bestritten, in Madrid gewesen zu sein und Fuentes zu kennen. Die spanischen Ermittler behaupteten, die von Fuentes verwendeten Decknamen "Birillo" (der Name seines Hundes) und "Nummer 2" bezögen sich auf den 29-jährigen Italiener.

Durch den positiven DNA-Abgleich im Fall Ullrich war bewiesen worden, dass die Guardia Civil richtig lag und mit den Pseudonymen "Jan", "Nummer 1" und "Rudys Sohn" unzweifelhaft Ullrich gemeint war.

Kontakt mit spanischen Ermittlern
Die Staatsanwaltschaft Bergamo hatte im Juli 2006 Kontakt zu den spanischen Ermittlern. Damals ging es um internationalen Dopinghandel. Ende September 2006 ermittelte sie dann unter anderen gegen Bassos Schwester Elisa, die auch Dauergast bei der vergangenen Tour de France war, wegen Dopinghandels in Fitnessstudios in Italien.

Gegen Basso wurde in Italien von der Sportjustiz das Verfahren eingestellt, weil aus Madrid kein Material kam und das vorliegende nicht reichte. Die CONI-Ermittler kündigten zum Ende des vergangenen Jahres an, den Fall wieder aufzunehmen, wenn neues Material vorläge.

UCI und Teams planen Maßnahmen
Für neue Verfahren plädiert auch Weltverbandspräsident Pat McQuaid, der die spanischen Behörden und den Sportminister des Landes in einem Brief um Unterstützung bat. Die nächste UCI-Sitzung findet am Donnerstag in Lüttich vor dem Weltcup-Rennen statt.

Davor wollen sich bei einem Treffen mit dem französischen Tour-Veranstalter ASO auch die ProTour-Teams positionieren, um vielleicht eine einheitliche Front gegen den Einsatz aller 51 Profis zu bilden, die in der Fuentes-Affäre unter Dopingverdacht stehen.

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