Wenn der VfL Bochum und Schalke 04 am Freitagabend mit dem 52. Bundesliga-Duell die 31. Runde der deutschen Bundesliga eröffnen, steht sowohl für den Spitzenreiter aus Gelsenkirchen als auch für den Außenseiter aus der Nachbarstadt immens viel auf dem Spiel.
Spieler, Trainer und Fans sind seit Tagen wie elektrisiert und fiebern dem Ereignis im mit 31.328 Zuschauern schon lange ausverkauften rewirpower-Stadion entgegen.
"Eine besondere Begegnung"
"Es ist eine besondere Begegnung, eine besondere Stimmung. Dazu noch ein Flutlichtspiel. Alle im Stadion sind blau-weiß-gekleidet. Da bist du als Spieler schon stolz, da unten auf dem Platz stehen zu dürfen", beschreibt VfL-Kapitän Thomas Zdebel den großen Reiz der Partie.
Vorkehrungen gegen Randale
Angesichts der Konstellation vier Spieltage vor dem Ende der Spielzeit birgt das "kleine" Revierderby in diesem Jahr enorme Brisanz. Polizei und Ordnungskräfte sind in besonderer Alarmbereitschaft.
Ein Aufeinanderprallen der Fangruppen soll in jedem Fall verhindert werden. So werden keine Besucher in den VfL-Block auf der Osttribüne gelassen, die Schalker Fan-Insignien tragen.
Auch die Klubs taten im Vorfeld alles, um Ausschreitungen zu verhindern und die Fans für ein friedfertiges Miteinander in einer stimmungsvollen blau-weißen Atmosphäre zu sensibilisieren. In gemeinsamer Arbeit entstand ein Plakat, das in bestem Ruhrgebietsdeutsch für einen fairen Umgang wirbt: "Rivalität, ja gerne - Randale, nee lass ma!"
Kein Punkt zu verschenken
VfL-Klubchef Werner Altegoer geht mit gutem Beispiel voran und lebt vor, was gesunde Rivalität bedeutet. Als Kind des Reviers gönne er den Schalkern von ganzem Herzen den ersehnten Titel, betonte der 71-Jährige im Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe).
"Doch jetzt geht es vorrangig um den VfL, um unseren Klassenerhalt. Wir haben keinen einzigen Punkt mehr zu verschenken."
Auch Zdebel betont, dass man den Sieg wegen des dünnen Dreipunktepolsters selbst benötige. Als "Privatmann" aber fände es auch er gut, "wenn der Meister aus dem Westen käme". Gleichwohl ist Bochum-Coach Marcel Koller das Hemd näher als die Hose: "Wer Meister wird, ist mir egal. Wir müssen alles für den Klassenverbleib tun."
Millionen stehen auf dem Spiel
Auch aus finanzieller Sicht kann die Partie bedeutsam sein. Würden die Bochumer absteigen, würden sie im Unterhaus rund 15 Millionen Euro weniger kassieren als in der Eliteliga.
Auf der Gegenseite kalkulieren die "Knappen" im Fall des Titelgewinns mit Einnahmen von mindestens 20 Mio. Euro durch Champions League sowie Prämien und Bonuszahlungen - ganz zu schweigen vom Imagegewinn.
Unschöne Erinnerungen für Schalke
Da die "Königsblauen" den heißen Atem von Werder Bremen (zwei Zähler zurück) und dem VfB Stuttgart (vier) im Nacken spüren, können sie sich einen ähnlich fatalen Fehltritt wie fast auf den Tag genau vor sechs Jahren diesmal nicht leisten.
Am 28. April 2001 - ebenfalls am 31. Spieltag - reiste Schalke als Spitzenreiter an die Castroper Straße. Nach Toren von Paul Freier (20.) und Emile Mpenza (70.) trennte man sich 1:1 - Schalke verlor entscheidende Zähler und wurde am Ende nur "Meister der Herzen", Bochum stand als Absteiger bereits fest.
Gerald Asamaoh war als einziger Schalke-Profi damals dabei. Im Rückblick läuft ihm noch immer ein eiskalter Schauer über den Rücken: "Eine schreckliche Erinnerung. In Bochum haben wir das Ding verspielt." Der Stürmer weiß, dass es diesmal wieder schwer wird, aber damals habe man in erster Linie auf die Champions-League-Teilnahme geschielt: "Jetzt gehen wir mit dem Thema Meisterschaft offensiv um. Dieses Jahr sind wir dran."
Vertrauen auf eigene Stärke
Sein Trainer Mirko Slomka ist überzeugt, dass die Mannschaft wie zuletzt den Druck aushält. "Wir müssen unsere Spiele gewinnen. Es geht nicht darum, auf einen Ausrutscher der Konkurrenz zu hoffen."
Bochums Topscorer Theofanis Gekas (18 Tore), der in den letzten sechs Spielen immer getroffen hat, soll keine Sonderbewachung erhalten. Auch hier vertraut Slomka der eigenen Stärke: "Wir haben zuletzt drei Mal zu null gespielt, wir haben einen Lauf."
Deutsche Bundesliga
Freitag:
Bochum | Schalke | -:- |
Samstag:
Mönchengladbach | Stuttgart | -:- |
Bayern München | Hamburger SV | -:- |
Nürnberg | Wolfsburg | -:- |
Aachen | Hertha BSC | -:- |
Mainz | Hannover | -:- |
Dortmund | Frankfurt | -:- |
Sonntag:
Bielefeld | Bremen | -:- |
Cottbus | Leverkusen | -:- |
Tabelle:
1. | FC Schalke 04 | 30 | 19 | 5 | 6 | 49:27 | 62 |
2. | Werder Bremen | 30 | 18 | 6 | 6 | 67:34 | 60 |
3. | VfB Stuttgart | 30 | 17 | 7 | 6 | 53:34 | 58 |
4. | FC Bayern München | 30 | 16 | 5 | 9 | 45:35 | 53 |
5. | Bayer 04 Leverkusen | 30 | 13 | 6 | 11 | 47:42 | 45 |
6. | 1. FC Nürnberg | 30 | 10 | 14 | 6 | 39:28 | 44 |
7. | Hertha BSC Berlin | 30 | 10 | 8 | 12 | 41:47 | 38 |
8. | Energie Cottbus | 30 | 10 | 8 | 12 | 35:41 | 38 |
9. | Hannover 96 | 30 | 10 | 8 | 12 | 36:43 | 38 |
10. | Hamburger SV | 30 | 7 | 15 | 8 | 35:33 | 36 |
11. | VfL Bochum | 30 | 10 | 6 | 14 | 40:46 | 36 |
12. | VfL Wolfsburg | 30 | 8 | 11 | 11 | 34:38 | 35 |
13. | Borussia Dortmund | 30 | 9 | 8 | 13 | 34:41 | 35 |
14. | Eintracht Frankfurt | 30 | 7 | 13 | 10 | 39:53 | 34 |
15. | Arminia Bielefeld | 30 | 8 | 9 | 13 | 38:43 | 33 |
16. | Alemannia Aachen | 30 | 9 | 6 | 15 | 44:56 | 33 |
17. | FSV Mainz 05 | 30 | 7 | 10 | 13 | 28:48 | 31 |
18. | Borussia Mönchengladbach | 30 | 6 | 7 | 17 | 22:37 | 25 |
Meister und Vizemeister sind fix für die Champions League qualifiziert. Der Drittplatzierte spielt in der dritten CL-Quali-Runde. Der Cup-Sieger sowie die Teams auf Rang vier und fünf treten im UEFA-Cup an. Die letzten drei Klubs steigen ab.
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