Positive Effekte nach Pogatetz-Kritik

Pogatetz warf Hickersberger taktische Inkompetenz vor.
Ex-ÖFB-Verteidiger Emanuel Pogatetz hatte am 8. September 2006 nach der blamablen Vorstellung bei der 0:1-Niederlage im Basler Viernationenturnier gegen Venezuela mit scharfer Kritik an Teamchef Josef Hickersberger aufhorchen lassen.

Der Middlesbrough-Legionär stellte öffentlich gegenüber der APA das taktische Verständnis des früheren Rapid-Meistermachers in Frage, kritisierte gleichzeitig die Strukturen im ÖFB und nahm dafür auch in Kauf, dass er bei der Heim-EM 2008 nicht im Kader stehen wird.

Ärger über Hickersberger-Aussagen
Den damals 23-Jährigen ärgerten die Aussagen von Hickersberger nach dem 0:1 gegen Venezuela.

"Mich hat gestört, dass er gesagt hat, die Mannschaft ist schlecht und er kann nichts machen. Wenn er den Spielern die Schuld gibt, muss ich sagen, dass es eigentlich umgekehrt ist."

"Wie Schüler"
Der Steirer hielt Hickersberger im taktischen Bereich nicht für ausreichend kompetent. "Fast alle Teamspieler sind bei ihren Klubs Leistungsträger und spielen dann im Team drei Klassen schlechter. Das liegt daran, dass bei einem Verein jeder weiß, was er zu tun hat. Im Nationalteam gehen wir ohne taktische Vorgaben ins Spiel, wie ein Schüler, der für eine Schularbeit nichts gelernt hat", sagte Pogatetz.

"In einem Länderspiel ist jeder völlig auf sich allein gestellt, es gibt im Vorfeld keine taktischen Aufgaben", sagte der Verteidiger und erzählte von Mannschaftssitzungen vor einem Länderspiel.

"Wenn man vor dem Spiel eine Besprechung macht, einem die besten Spieler des Gegners vorgestellt werden und danach gesagt wird, dass die eigentlich gar nicht mitspielen, dann fragt man sich schon, was das soll", so Pogatetz.

Pogatetz forderte Mentaltrainer
Einige Forderung von Pogatetz wurden jedoch auch vom ÖFB aufgegriffen und umgesetzt. So wurde die Forderung nach einem Mentalbetreuer knapp einen Monat nach der Pogatetz-Kritik mit dem Engagement von Roger Spry erfüllt.

"Die Mannschaft steht unter großem Druck, die Heim-EM ist auch eine hohe Belastung. Und es gibt keinen, der uns auf diese große Aufgabe vorbereitet. Es macht mich traurig und zornig, dass vom ÖFB nicht daran gedacht worden ist", hatte sich der Middlesbrough-Verteidiger im September 2006 noch geärgert.

Besser im Verein
Pogatetz übte damals zwar im Hinblick auf seine eigenen Leistungen im Team auch Selbstkritik, gab aber auch zu bedenken: "Es ist tausend zu eins, wenn ich zum Verein zurückkomme. Da spiele ich besser, weil ich einfach besser vorbereitet wurde", erklärte der Verteidiger und betonte, Österreich sei "sicher nicht schlechter als Costa Rica, Venezuela oder Kanada".

Auch Kritik an Ivanschitz
Das Problem im ÖFB-Team sei nicht, dass die Führungsspieler fehlen. "Wir haben die Führungsspieler, aber ihnen gegenüber gibt es vom Teamchef kein Entgegenkommen."

Kapitän Andreas Ivanschitz zählte Pogatetz nicht zu den markanten Persönlichkeiten. "Er hat momentan Probleme und ist derzeit sicher kein Kapitän. Da gehören andere her, zu denen man aufschaut, wie zum Beispiel Martin Stranzl, der die Dinge so anspricht, wie sie sind. Aber für den ÖFB ist ein Kapitän Ivanschitz angenehm, da wird niemand kritisiert."

Pogatetz sieht schwarz
Sollte im ÖFB nicht bald ein Umdenken einsetzen, sah Pogatetz für die Zukunft schwarz. "Wenn wir so weitermachen, bekommen wir gegen Liechtenstein Probleme und scheiden bei der Europameisterschaft in der Gruppenphase aus", prognostizierte der 22fache Teamspieler.

Der Steirer war sich der Konsequenzen seiner Aussagen bewusst. "Ich glaube einfach, es ist notwendig, dass einer diese Dinge anspricht. Ich bin bei der Euro ohnehin die ersten beiden Spiele gesperrt, also muss halt ich die 'Krot' fressen", sagte Pogatetz, betonte aber auch, dass er diese Äußerungen nicht im Auftrag anderer tätige.

"Mir ist es lieber, ich bin bei der Euro nicht dabei, als wir machen so weiter wie bisher. Auf dem Weg, auf dem wir uns befinden, haben wir keine Chance", so Pogatetz.

Kein persönliches Problem
Weiters betonte der Verteidiger damals, dass er kein persönliches Problem mit Hickersberger habe.

"Im Gegenteil, er ist der netteste Mensch, der einen nie zusammenschreien würde. Aber manchmal ist es nicht schlecht, wenn man einen hat, der einen in den Arsch tritt", ergänzte Pogatetz.

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