Von "Enforcern" und "Goons"

Billy Coutu handelte sich sogar eine lebenslange Sperre ein.
Massenschlägereien, fliegende Schläger und Handschuhe sind aus dem Eishockey-Sport von jeher nicht wegzudenken. Oft ist es schwer, bei diesem körperbetonten Spiel zwischen normalem physischem Einsatz und Fouls zu unterscheiden. Und so mancher Bodycheck überschreitet dabei die Grenzen.

Vor allem in der National Hockey League (NHL) wird oft von übertriebener Gewaltbereitschaft berichtet. Da wundert es nicht, dass es mit "Enforcern" und "Goons" gar eine eigene "Prügeltruppe" gibt.

Legendäre Kämpfer
Während ein "Enforcer" während des Matchs vor allem die Stürmerstars schützen und zumindest die Grundkenntnisse des Spiels beherrschen soll, wird der "Goon" nur für Prügeleien aufs Eis geschickt.

Zahlreiche Spieler kombinierten ihre Rolle als "Enforcer" aber auch erfolgreich mit spielerischen Qualitäten. So galt zum Beispiel in den 70er Jahren Stürmer Clark Gillies als einer der besten Kämpfer und machte sogar dem legendären Dave "The Hammer" Schultz Konkurrenz.

Gillies machte sich schon in der Canadian Junior League einen Namen, als er in 201 Spielen insgesamt 570 Strafminuten kassierte. Positiver Nebeneffekt: In seiner späteren Laufbahn war er von den Gegnern derart gefürchtet, dass Gillies' Teamspieler kaum mehr angerührt wurden.

Schultz der Inbegriff eines "Goons"
©Bild: AP
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Während Gillies aber nicht nur mit Härte, sondern auch durch schöne Spielzüge herausstach, galt Schultz als Inbegriff des "Goons". Gemeinsam mit Don Saleski machte er die Philadelphia Flyers mitte der 70er Jahre zum meistgehassten Team in der Liga und holte zwei Mal den Stanley Cup.

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Den Titel des "Strafbankkönigs" sicherte sich der Kanadier in seiner achtjährigen NHL-Karriere immerhin vier Mal. Und in der Saison 1974/75 kassierte Schultz, der sich immer wieder wüste Prügeleien lieferte, insgesamt 472 Strafminuten.

Lebenslange Sperre
Traurige Berühmtheit erlangte 1929 der Boston-Bruins-Spieler Wilfried "Billy" Coutu, der als einziger NHL-Spieler eine lebenslange Sperre aufgebrummt bekam.

Im Finalspiel gegen die Ottawa Senators um den Stanley Cup brannten dem damals 35-Jährigen die Sicherungen durch. Nachdem sich mehrere Spieler über die Entscheidungen von Schiedsrichter Jerry Laflamme beschwert hatten, schlug Coutu diesen einfach nieder und besiegelte damit das Ende seiner NHL-Karriere.

Gang vor Gericht
So manch brutale Attacke endete aber nicht nur mit einer Strafe der NHL, sondern mit dem Gang vor Gericht. Im Jahr 2000 sorgte zum Beispiel Boston-Rauhbein Marty McSorley für Aufsehen.

Der damals 36-Jährige schlug Vancouver-Spieler Donald Brashear mit dem Stock von hinten auf den Kopf, sodass dieser kurz bewusstlos war und mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Spital eingeliefert werden musste. McSorley wurde danach nicht nur bis zum Ende der Saison (23 Partien) gesperrt, sondern auch von einem Gericht in Vancouver zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.

NHL schafft neue Regeln
Nach dem Lock-out, dem die gesamte Saison 2004/05 zum Opfer gefallen war, versuchte die NHL, mit neuen Regeln die Gewaltbereitschaft einzudämmen.

Eine Nulltoleranzpolitik machte "Enforcer" überflüssig. Die Spiele wurden flüssiger und offensiver, da wieder mehr auf Technik wert gelegt wurde.

Eishockey bleibt emotional
Das Spiel auf dem Eis bildet aber weiterhin ein heißes Eisen, bei dem die Spieler wohl immer wieder die Nerven verlieren. Erst im März dieses Jahres handelte sich Chris Simon eine der längsten Sperren der NHL-Geschichte ein.

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Der Islanders-Profi wurde im New Yorker Derby nach einem heftigen Revanchefoul an Rangers-Spieler Ryan Hollweg für zumindest 25 Partien gesperrt, nachdem er seinem Gegenspieler den Stock ins Gesicht geschlagen hatte. Da die Islanders bereits in der ersten Play-off-Runde scheiterten, muss Simon seine Sperre nun in der nächsten Saison fertig absitzen.

Ruth Bertl, ORF.at

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