"Sach et, Rudi"

2001 verlor Assauer seinen Glauben an den "Fußballgott".
Der Mann mit der Zigarre und den markigen Sprüchen gehörte zu Schalke wie die Vereinsfarbe Königsblau.

Doch im Mai 2006 kam es zum unfreiwilligen Ausstieg bei den "Knappen" und das Verhältnis zwischen Verein und Rudi Assauer ist noch immer stark belastet. Aber im spannenden Titeldreikampf um die deutsche Bundesliga steht die "Managerlegende" ohne Vorbehalt zu seinem Ex-Klub.

"Natürlich wünsche ich von ganzem Herzen, dass Schalke die Schale holt. Ich würde mich riesig darüber freuen. Es wäre doch bescheuert, wenn es anders wäre", sagte der 63-Jährige im Interview mit der dpa vor dem Saisonfinale.

"Das Derby ist das Knackspiel"
Vor dem brisanten Derby des Spitzenreiters am Samstag beim Nachbarn Borussia Dortmund gewährte Assauer einen Einblick in sein Innenleben und beleuchtete die Schalker Chancen auf den ersten Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft seit 49 Jahren.

"Das Derby ist das Knackspiel. Wenn Schalke in Dortmund gewinnt, werden sie Meister. Davon bin ich überzeugt", betonte Assauer. Denn am letzten Spieltag müsste man "nur" noch das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld gewinnen. "Das sollte gelingen."

Borussen wollen Schalke "eins verpassen"
Im Dreikampf mit den Verfolgern VfB Stuttgart (64 Punkte) und Werder Bremen (63) habe der Tabellenführer (65) zwar die "schwerste Aufgabe", sei aber dennoch in der besten Ausgangsposition.

"Wenn sie ihre Spiele gewinnen, können Stuttgart und Bremen machen, was sie wollen. Selbst wenn sie ihre beiden Partien 10:0 gewinnen, reicht es nicht." Gleichwohl müsse Schalke auf der Hut sein. "Es ist doch klar, dass die Borussen ihnen eins verpassen wollen."

2001 feierte Schalke nur vier Minuten
Sollte die Elf von Trainer Mirko Slomka das Derby für sich entscheiden, Stuttgart gleichzeitig in Bochum verlieren und Werder gegen Frankfurt nicht gewinnen, könnte Schalke schon am Samstag die Sektkorken knallen lassen.

An eine vorzeitige Entscheidung glaubt Assauer aber nicht - eher an ein Herzschlagfinale wie 1992 und 2001. Vor sechs Jahren saß er selbst im Parkstadion auf der Bank, als alle nach dem 5:3 gegen Unterhaching vier Minuten lang feierten, ehe Bayern München mit dem 1:1 in Hamburg den Traum zerstörte.

Es gibt keinen "Fußballgott" - oder doch?
Der "Meister der Herzen" hatte damals den Titel laut Assauer schon vorher verspielt. In der 33. Runde verlor Schalke in Stuttgart durch ein Tor von Krassimir Balakow in der 90. Minute mit 0:1 und büßte die Poleposition vor dem Finale ein.

"Eigentlich waren wir damals schon näher dran als jetzt", meinte Assauer. Seinerzeit vergoss er bittere Tränen und verlor den Glauben an den "Fußballgott". "Jetzt kann er das korrigieren."

Aufstieg mit "Stumpen-Rudi"
Nach einer ersten Amtszeit von 1981 bis 1986 lenkte Assauer ab 1993 wieder 13 Jahre lang den Revierklub, gab ihm als Zigarre rauchender "Stumpen-Rudi" ein Gesicht.

Unter seiner Führung entwickelte sich Schalke mit der modernen Arena zum florierenden Unternehmen, gewann 1997 sensationell den UEFA-Cup und holte 2001 und 2002 den DFB-Pokal. In der Saison 2003/04 kickte auch Ex-Teamstürmer Edi Glieder "Auf Schalke".

Jähes Ende
Nach internen Streitigkeiten beugte sich Assauer, der nach seiner Amtszeit Klubpräsident werden sollte, dem Druck von Vorstand und Aufsichtsrat und kam am 17. Mai 2006 mit seinem Rücktritt einer beschlossenen Entlassung zuvor.

Assauer wurde vorgeworfen, Details über die prekäre Finanzlage von Schalke an Journalisten weitergegeben zu haben. Seitdem herrscht Funkstille.

So rechnet Assauer auch nicht mit einer Einladung zu einer eventuellen Titelparty und gibt sich reserviert: "Im Moment neige ich dazu, nicht hinzugehen. Ich habe auf der Feier nichts zu suchen."

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