VfB-Meistertitel nach Zitterpartie

Schalke musste sich bereits zum fünften Mal mit dem Vizemeistertitel begnügen.
Der VfB Stuttgart schwebt im siebenten Fußballhimmel. Nach einer Zitterpartie am Ende einer furiosen Saison krönten sich die Schwaben am Samstag zum fünften Mal nach 1950, 1952, 1984 und 1992 zum deutschen Meister.

Die Mannschaft von Trainer Armin Veh verteidigte am letzten Bundesliga-Spieltag mit einem mühsamen 2:1 (1:1)-Sieg gegen Energie Cottbus die Tabellenführung und zwei Punkte Vorsprung vor Verfolger FC Schalke 04.

Die Königsblauen müssen trotz eines 2:1 (2:0) gegen Arminia Bielefeld weiter auf den ersten Meistertitel seit 1958 warten.

Dramatische Anfangsphase
Vor 56.000 Zuschauern im ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion sorgte Cottbus-Stürmer Radu nach 19 Minuten für ein Stuttgarter Schockerlebnis. Der Rumäne bezwang nach einem verunglückten Munteanu-Volleyschuss mit seinem 14. Saisontor VfB-Goalie Hildebrand.

Gleichzeitig waren die 61.482 Fans in der Veltins-Arena von Schalke völlig aus dem Häuschen, denn zu diesem Zeitpunkt waren die Schalker nach einer 2:0-Blitzführung virtueller Meister.

Lincoln (11.) mit der ersten sich bietenden Möglichkeit und Halil Altintop (16.) brachten die Hausherren gegen eine chancenlose Arminia Bielefeld schnell auf Siegeskurs und wahrten die Chance auf das schon nicht mehr erhoffte Meisterwunder.

Stuttgart mit Nervenstärke
Doch in Stuttgart zeigten die Hausherren - mit dem Vorarlberger Goalie Michael Langer auf der Bank - Nervenstärke und ließen Schalke nur ganze achte Minuten von 15.49 bis 15.57 Uhr an der Spitze.

Nachdem Hilbert und Cacau mit einer Doppelchance (20.) noch den Ausgleich verpasst hatten, traf Hitzlsperger nach einem Pardo-Corner und einem Traumvolley aus 20 Metern zum umjubelten 1:1 (27.).

"Man sieht, wir sind nervös"
Der VfB lag zu diesem Zeitpunkt in der Tabelle bei Punktegleichstand nur ein Tor vor Schalke, dem seinerseits nur zwei Treffer auf die Sensation fehlten und das bis zur Pause weitere Chancen auf eine höhere Führung vergab.

"Man sieht, wir sind sehr nervös und kommen nicht in die Zweikämpfe. Man merkt, dass es heute etwas Besonderes ist", kommentierte VfB-Manager Horst Heldt das Geschehen vor der Pause.

20-jähriger Khedira erlöste Stuttgart
Auch nach Seitenwechsel suchte Stuttgart sein Heil in der Offensive. Coach Veh brachte mit Antonio Silva einen Spielmacher und mit Mario Gomez einen Stürmer - Wechsel, die sich auszahlen sollten.

Nachdem Hitzlsperger (56.) den Ball noch knapp über die Latte gejagt hatte, erzielte der erst 20-jährige Deutsch-Tunesier Khedira (63.) per Kopf die Vorentscheidung und das wahrscheinlich wichtigste Tor seiner noch jungen Karriere.

Stimmung bei Schalke am Boden
Mit der Kunde vom 2:1 für Stuttgart schlug auch die Stimmung bei Schalke auf den Rängen um. Die "Knappen" vergaben weiter Chance um Chance und kassierten durch Kucera (90.) sogar noch den zu dieser Zeit aber schon völlig wertlosen Anschlusstreffer.

Am Ende mussten sich die Schalker zum fünften Mal nach 1972, 1977, 2001 und 2005 mit dem zweiten Bundesliga-Rang begnügen.

Stern auf dem Trikot
Stuttgart, das durch den fünften Titel nun als sechster deutscher Klub einen Stern auf dem Trikot tragen darf, könnte im Cup-Finale am 26. Mai in Berlin gegen den 1. FC Nürnberg sogar das Double schaffen.

Der 22-jährige Ersatztorhüter Langer, der es auf einen Saisoneinsatz brachte, war damit der erste Österreicher seit Andreas Herzog (Werder Bremen, 1993), der die deutsche Meisterschale in die Höhe stemmen durfte.

Scholl-Abschied bei den Bayern
In anderen Stadien wurde am letzten Spieltag aber natürlich auch noch gespielt. Ein ungewöhnliches Comeback gab es dabei bei Bayern Münchens 5:2 gegen Absteiger FSV Mainz 05.

Statt Oliver Kahn, der sich beim Aufwärmen verletzt hatte, musste der 40-jährige Tormanntrainer Bernd Dreher das Gehäuse des abgelösten Champions hüten. Der etatmäßige zweite Keeper Michael Rensing war mit der Amateurmannschaft in der Regionalliga aktiv.

An Stelle von Kahn durfte Mehmet Scholl in seinem 392. und letzten Bundesliga-Spiel die Kapitänsbinde tragen und konnte sich auch in die Schützenliste eintragen.

Werder in der CL-Quali
Neben den Mainzern muss auch Aachen nach einem 0:4 gegen den HSV, der sich dadurch den Startplatz im UI-Cup sicherte, in die zweite Liga absteigen.

Werder Bremen (2:0 gegen Wolfsburg) startet in der Champions-League-Qualifikation, im UEFA-Cup wird Deutschland in der kommenden Europacup-Saison durch Bayern München, den 1. FC Nürnberg und Bayer Leverkusen vertreten sein.

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